058 - Der Duft von Sandelholz
spöttisch.
Sie antwortete nicht.
„Ich werde Sie nicht heiraten."
„Ich weiß."
„Andererseits ..." Er umfasste ihr Kinn und schob ihren Kopf zurück, musterte ihr Gesicht, als wäre sie ein römisches Sklavenmädchen, das im Schatten des Kolosseums zum Verkauf stand. „Ich denke, ich könnte einen Nutzen für Sie finden."
Er lachte laut los, und die Männer stimmten in sein Gelächter mit ein.
„Was halten Sie von diesem Angebot, meine stolze Miss Bal-four? Ihre Dienste für das Leben des Majors?"
Lily sagte nichts, senkte aber den Blick und errötete tief. Dass sie bei seinen ungehörigen Worten nicht in Empörung ausbrach, genügte, wie sie meinte, um zu zeigen, dass sie sich diesem entsetzlichen Abkommen unterwarf.
Sie spürte Edwards Blick auf sich. „Männer, ich fühle mich gerade großmütig.
Vielleicht können wir den Major doch noch verschonen."
„Ach komm schon, Ed", widersprach Bates. „Es ist nicht nötig, mit einer wie ihr Übereinkünfte zu schließen. Du kannst sie haben, ob sie will oder nicht."
„Edward lächelte ihm boshaft zu. „Darin liegt aber keine große Herausforderung, oder?"
Lily hielt den Atem an. Sie fürchtete ihr Schicksal, doch zugleich bemerkte sie den leichten Anflug von Unsicherheit in Edwards Blick.
In seinen Augen zeigten sich Lust und Gewaltbereitschaft, aber auch ein Anflug von Gefühl. Vielleicht fragte er sich gerade, was seine Mutter zu alldem sagen würde.
Vielleicht wollte ein Teil von ihm Derek gar nicht töten, trotz seiner ersten hitzköpfigen Reaktion.
Edward wandte sich ab, um den Anflug von Menschlichkeit rasch zu verbergen. „Es wird gemacht, was ich sage", befahl er schroff. „Wir verfrachten ihn auf das erste Schiff, das nach Indien fährt. Es macht tatsächlich keinen Sinn, sich mit der ganzen Familie Knight anzulegen. Und ich möchte auch keinen Besuch aus der Bow Street empfangen." Er musterte Lily von oben bis unten. „Und du solltest dafür sorgen, dass es das wert ist."
„Nun, mir gefällt das nicht", murmelte Bates. „Es wäre verdammt viel einfacher, den Bastard umzubringen. Wenn Knight
mit einer Waffe so geschickt umgehen kann, wie sie es behauptet, wie sollen wir dann nahe genug an ihn herankommen, um ihn zu erwischen?"
Edward warf einen Blick auf Lily. „Er wird sie sehen wollen, oder? Die kleine Jungfrau und das Einhorn. Wenn du willst, dass er lebt, dann hilf uns, ihn zu fassen."
Vor Angst schrie sie auf, als Edward sie ein weiteres Mal am Arm packte und sie zu seinem Schreibtisch zerrte. Dort schob er sie auf einen Stuhl und knallte Papier und eine Schreibfeder vor ihr auf den Tisch.
„Los", befahl er. „Schreib ihm einen süßen kleinen Liebesbrief und bitte ihn, sich heute Nacht mit dir zu treffen ..."
Edwards übrige Worte verstand Lily nicht, denn sie starrte auf den spitzen Brieföffner, der direkt in ihrem Blickfeld auf dem Schreibtisch lag.
Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie ihn damit erstechen und so von hier fliehen könnte. Aber das war unsinnig.
Vielleicht war sie es in ihrer Fantasie, in den Träumen, die sie im Gartenpavillon gehegt hatte, aber im wahren Leben war sie keine Kriegerin. Nicht so wie Derek. Sie besaß ihren Verstand, er seinen Degen, und das musste genügen.
„Sag ihm, er soll zu der Gasse hinter Mrs. Clearwells Haus kommen. Wir wollen nicht das Misstrauen unseres feinen Kriegers erregen."
„Oh Edward, bitte", stieß sie hervor und sah ihn flehend an.
„Los!", brüllte er und schlug mit der Faust auf den Tisch.
Sie zuckte zusammen. Die Feder hielt sie wie einen unbekannten Gegenstand, unbeholfen tauchte Lily sie in die Tinte und begann mit zitternden Fingern und unter Tränen zu schreiben.
In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie sich im Zorn voneinander getrennt hatten. Und dass Derek heute Nacht in jene dunkle Gasse gehen und glauben würde, sie hätte ihn verraten.
16. KAPITEL
"Das ist wirklich außerordentlich seltsam", sagte Charles zu Derek, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt, die Stirn gerunzelt.
Derek war direkt in das Büro des Anwalts in Whitehall gekommen, sogar noch ehe er nach Hause gegangen war. Er hatte einen leichten Kopfschmerz von den Exzessen der vergangenen Nacht und brauchte dringend eine kräftige Mahlzeit. Aber dies hier war zu wichtig gewesen, um es aufzuschieben.
„Warum ein so angesehener und würdevoller Peer wie Lord Sinclair eine Zahlung an einen berüchtigten Schurken wie Philip Kane
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