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058 - Der Duft von Sandelholz

058 - Der Duft von Sandelholz

Titel: 058 - Der Duft von Sandelholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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Hand gelegt. Ich werde nicht mehr kämpfen, und ich habe keine Verwendung mehr für diese weltlichen Besitztümer. Du hast geheiratet. Das werde ich nicht tun."
    „Du gibst auch die Frauen auf?", rief Derek aus.
    „Mein Schicksal erwartet mich, Derek." Sein Bruder packte ihn an den Schultern und sah ihm fest in die Augen. „Wenn du das nicht verstehst, wird es niemand verstehen. Irgendwie werde ich die Scharte auswetzen müssen. Mir wurde eine zweite Chance gegeben, damit ich wiedergutmachen kann, was ich an Blut vergossen habe. Und wenn mein Schicksal kommt, dann darf ich nicht zögern. Du musst dich um Vater und Georgie und all die anderen kümmern. Versprich es mir."
    Derek sah ihn misstrauisch an. „Du kannst auf mich zählen. Aber - bist du da ganz sicher?"
    „Absolut sicher."
    „Gut. Ich werde deine Bitte erfüllen."
    Gabriel lächelte leicht und nickte ihm dankend zu. Der Blick seiner dunkelblauen Augen wirkte erleichtert. Abrupt machte er kehrt und ging davon, und als Derek sah, wie er in der Menge der Gäste verschwand, fragte er sich ein wenig unbehaglich, ob der Bruder, den er so bewunderte, nach dem, was er durchgemacht hatte, vielleicht den Verstand verloren hatte - oder endlich vernünftig geworden war.
    Lily hatte gehofft, dass das Bilderbuchwetter an dem Tag, an dem sie ihren Gemahl nach Hause brachte, Balfour Manor möglichst vorteilhaft zur Geltung bringen würde. Aber als die aus der Kutsche stiegen, hatte der strahlende Sonnenschein die gegenteilige Wirkung. Jeder Mangel wurde durch ihn beleuchtet und brachte die erschütternde Wahrheit ans Licht.
    Ihr sank das Herz ein wenig, als sie ihr Zuhause ansah. Lange genug war sie fort gewesen, um es mit anderen Augen zu sehen.
    Es war ein trostloser und düsterer Ort.

    Fragend blickte sie zu Derek und wartete voller Unbehagen auf seine Reaktion. Er betrachtete es mit zusammengekniffenen Augen und einer besorgten Miene. An seiner Stelle würde sie sich auch Sorgen machen. Als neuer Herr des Hauses ruhten die Nöte der gesamten Familie nun auf seinen breiten Schultern.
    „Tatsächlich sieht es bei Nebel besser aus", sagte sie.
    „Hm."
    „Was meinst du?"
    Er wandte sich zu ihr um und schenkte ihr ein Lächeln, dessen Begeisterung ein wenig gezwungen wirkte. „Pittoresk."
    „Na ja, es ist nicht gerade das exklusive Pulteney Hotel in Bath."
    Er erschauerte. „Himmel, erwähne das bloß nicht. Du bringst mich auf Ideen", murmelte er.
    Sie lachte, als er den Arm um ihre Schultern legte. Als er sich bückte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, wäre Lily wohl errötet, wenn sie das noch könnte. Doch die Fähigkeit dazu war ihr irgendwann während der Flitterwochen abhanden gekommen.
    Sie erinnerte sich noch an jede Einzelheit der strahlenden Suite, die Derek für ihren dreitägigen Aufenthalt in Londons vornehmsten Grand Hotel reserviert hatte.
    Hätte es nicht den fabelhaften Zimmerservice gegeben, wären sie vermutlich verhungert, denn sie hatten kaum je das Bett verlassen.
    Am Morgen des vierten Tages hatte sie ihr Hotelzimmer als erfahrene Geliebte verlassen, nachdem sie in die Kunst des Tan-tra eingeführt worden war. Atmung und Energie, Chakras und komplizierte Stellungen, die vom Yoga inspiriert waren. Kurz, die erotischen Geheimnisse Indiens waren für sie nicht mehr ganz so geheimnisvoll.
    Obwohl Lily die meisterhafte Beherrschung ihres Gemahls genießen konnte, war ihr bewusst, dass er all diese köstlichen Fähigkeiten aus denselben Gründen gelernt hatte, aus denen er geglaubt hatte, Reichtum und Ehre erlangen zu müssen -um die Liebe der Dame seines Herzens zu gewinnen. Aber die Dame seines Herzens liebte ihn, ehe sie überhaupt nur etwas von Kamasutra gehört hatte, und so waren all seine Studien eigentlich umsonst - abgesehen davon, dass sie eine außerordentlich vergnügliche Art und Weise boten, die Nacht zu verbringen.
    Derek neben ihr holte tief Luft und wappnete sich. Noch immer sah er das Haus an, als wäre es eine Festung der Hindus, die er stürmen und erobern sollte. Dann zog er Lily tapfer an sich. „Gehen wir."
    Auf keinen Fall wollte Derek die Fassung verlieren, als er das Haus sah.
    Er sagte sich, dass es nicht halb so schlimm war, wie er es erwartet hatte.
    Es war schlimmer.
    Er lernte die Dienerschaft kennen, die heraustrat, um sie zu begrüßen: ein liebeskranker Diener, der Lady Clarissa anzuhimmeln schien, ein alter Gärtner, der aussah, als würde er jeden Moment zusammenbrechen, eine rundliche Haushälterin und

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