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058 - Der Duft von Sandelholz

058 - Der Duft von Sandelholz

Titel: 058 - Der Duft von Sandelholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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trank Tee und las das neueste Manuskript der Autorin in der Familie. Vierzehn Tage zuvor, ehe die Damen Balfour von zu Hause abreisten, hatte Lily ihrer Cousine geschrieben. Sie hatte sie gebeten, ihren schönsten gotischen Roman mitzubringen, da Derek Interesse gezeigt hätte, ihn zu lesen.
    Nach drei Stunden war er damit fertig, und er lächelte breit über das ganze Gesicht.
    Nachdem er die Verfasserin kennengelernt, die Sehnsucht in ihrem Blick gesehen hatte, als er ihr sagte, dass sie ihre Werke veröffentlichen lassen sollte, und dann mit ansehen musste, wie sie traurig den Kopf schüttelte und ihn daran erinnerte, dass das nicht erlaubt war, wusste er, was er zu tun hatte.
    Vielleicht sollte ich eine neue Laufbahn als literarischer Agent ins Auge fassen, dachte er, und freute sich über seinen Einfall, als er das Manuskript ordentlich in eine Ledermappe legte und kurze Zeit später direkt in die Arbeitsräume von John Murray marschierte.
    Er weigerte sich zu gehen, bis Murray persönlich erschienen war und ihn gesprochen hatte. Obwohl er all seinen Charme bemühen musste und mehrmals beiläufig ins Gespräch einfließen ließ, über welch weitreichende Verbindungen seine Familie verfügte, gelang es ihm schließlich, den berühmten Verleger dazu zu bringen, Pamelas Buch zu lesen.
    Es war viel zu unterhaltsam, um ein verstecktes Dasein in einer Schublade zu fristen.
    Was Lily betraf, so war sie mit Derek eigentlich seit dem Moment verheiratet, in dem sie sich ihm hingegeben hatte. Die Hochzeit an jenem Sonntag geschah mehr um der Familie willen. Sie hatte sich für diese morgendliche Zeremonie etwas Zurückhaltendes, doch zugleich Elegantes vorgestellt, und als Frau mit einem Sinn für das Praktische war sie es gewohnt, auch mit einem kleinen Budget diesen Eindruck zu erzielen. Wesentlich schwieriger war es da schon, den deutlich kostspieligeren Geschmack ihrer Mutter im Zaum zu halten.
    Manchmal blieb ihr nichts anderes übrig, als nachzugeben. Die Kunst bestand darin, die Streitpunkte geschickt zu wählen. Eingedenk dessen hatte sie mit Lady Clarissa ausgehandelt, die Feierlichkeiten in der gerade sehr beliebten St. George's-Kir-che am Hanover Square stattfinden zu lassen, wenn sie dafür die Erlaubnis bekam, den entfremdeten Teil der Familie zu ihrer Hochzeit einzuladen, den neuen Viscount Balfour und seine Gemahlin.
    Es war Dereks Idee gewesen, und es war sehr klug von ihm. Lily sagte ihrer Mutter, wie wichtig das wäre.
    Da die ruhmreiche Familie Knight an diesem Ereignis beteiligt war, würde die Hochzeit in den Gesellschaftsspalten der Zeitungen erwähnt werden, und Lord und Lady Balfour davon auszuschließen, wäre ein unverzeihlicher Verstoß gegen die Sitten gewesen. Zwar hätte der Titel eigentlich an ihren Vater übergehen sollen, aber Lord und Lady Balfour hatten Lily nie etwas getan, und auch nicht ihrer Mutter.
    Der Zwist in der Familie lag sehr viel weiter zurück. Niemand vermochte sich mehr zu erinnern, was eigentlich der Grund für all das gewesen war.
    Sie beharrte darauf, dass der neue Lord Balfour bei ihrer kurzen Begegnung recht angenehm gewirkt hatte, beim Begräbnis ihres Großvaters hätte er eine sehr schöne Trauerrede gehalten. Schließlich gab ihre Mutter nach, und Lily schickte die Einladung hinaus. Ein paar Tage später schrieb die Familie zurück, dass sie gern kommen würden.
    Es dauerte nicht lange, und der große Tag war da. Lily war überraschend schlicht gekleidet. Mochten die Gesellschaftsreporter sie dafür auch kritisieren, sie fühlte sich wohl mit der Wahl, die sie getroffen hatte: ein gerade geschnittenes Gewand aus blassblauer Seide mit einem weißen Schleier und Handschuhen. Dazu trug sie Saphirohrringe - Dereks Verlobungsgeschenk.
    Er hatte gesagt, sie bräuchten neue Traditionen, um ihr gemeinsames Leben zu beginnen, und vielleicht würde eines Tages ihre UrUrenkelin den Schmuck zu einem Maskenball tragen und - Lily hatte den Satz für ihn beendet - in einem Gartenpavillon einen schönen Fremden küssen.
    Cousine Pamela, ihre Brautjungfer, sah in ihrem dunkelblauen Satinkleid hinreißend aus. Das Leben in London tat ihr gut.

    Derek und sein Bruder Gabriel, der auch sein Trauzeuge war, trugen ihre indigofarbenen Kavallerieuniformen. Die Brüder standen vorn in der Kirche und sahen zu, wie zuerst Pamela und anschließend Lily das Gotteshaus betraten.
    Da sie keinen Vater mehr hatte, führte sie sehr würdevoll Lord Arthur durch den Gang und übergab sie seinem

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