058 - Der Duft von Sandelholz
Glück! Ausgezeichnet! Dann also um ein Uhr. Schließlich geschieht das alles zu Ihren Ehren, nicht wahr, Liebes?", fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu und stupste Lily an, sodass diese um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte.
Lily errötete und stammelte etwas Unverständliches, aber sie verstand, worauf die Frau anspielte.
Die Lundys gaben ihre erste Gesellschaft, und wenn Lily und Mrs. Clearwell bei der Gartenparty behilflich waren, würde man davon Kenntnis nehmen und anfangen, Lilys Namen mit dem von Edward in Verbindung zu bringen. Es war eine respektierte und diskrete Art, auf die Möglichkeit einer zukünftigen Verbindung zwischen zwei unverheirateten Menschen hinzuweisen.
„Dann, meine lieben Damen, werden Sie all die Eleganz sehen, die ich für meine Abschiedsparty geplant habe. Alles wird von ausgezeichneter Qualität sein und äußerst stilvoll, das versichere ich."
„Davon bin ich überzeugt", sagte Mrs. Clearwell belustigt und mit nur schlecht verhohlener Ironie, doch Lily runzelte die Stirn.
„Abschiedsparty? Ich dachte, es sollte ein Gartenfest sein."
„O ja, nun - es wird beides zugleich sein, Liebes."
„Wohin gehen Sie?", fragte Lily überrascht.
„Jamaika." Mrs. Lundy deutete begeistert auf ihren obstverzierten Kopfschmuck und brach in Gelächter aus. „Haben Sie das nicht erraten?"
„Nein", murmelten Lily und Mrs. Clearwell gleichzeitig.
„Nun, jetzt wissen Sie es. Um ehrlich zu sein, ich kann es selbst kaum glauben. Ich in Westindien! Sie müssen wissen, ich bin noch nie dort gewesen - Jamaika! Ich bin überhaupt nur selten aus Middlesex herausgekommen, aber mein Arzt sagt, es würde zu meiner Gesundheit beitragen, wenn ich den Winter auf den Inseln verbringe. Aber ich bin sicher, es wird viel zu heiß sein."
„Meeresbrisen, Mum."
„Ja, Eddie, ich weiß, das sagst du, aber ..."
„Ich wusste nicht, dass es Ihnen nicht gut geht", unterbrach Lily besorgt. „Können wir irgendetwas tun?"
„Ach, wie nett Sie sind, meine Liebe. Durch und durch eine Lady. Nein, nein. Es ist nur die Gicht", flüsterte sie lautstark. „Kein Grund zur Beunruhigung."
„Zum Glück."
„In der Tat", stimmte Mrs. Clearwell zu.
„Mein Arzt sagt, wenn mein Eddie es sich leisten kann, seine alte Mum in die Tropen zu schicken, damit sie dem verdammten Winter hier entgeht, warum nicht?"
„Ja, warum nicht?" Lachend drängte sich jemand zwischen sie.
„Bess!", rief Mrs. Lundy aus.
„Ich komme mit Ihnen auf die Inseln, wirklich!" Als die hochgewachsene junge Frau Mrs. Lundy umarmte, stieß Edward einen tiefen Seufzer aus, wohl wissend, dass er das eigentliche Objekt ihrer Aufmerksamkeit war.
Lily wusste es ebenfalls und knirschte mit den Zähnen.
Als Tochter eines reichen Kaufmanns, der sich gerade den Titel eines Baronets erworben hatte, war Bess Kingsley es nicht gewohnt, dass man ihr etwas abschlug.
Zu ihrem Unglück war nicht einmal Edward dumm genug, das laute, verwöhnte und vulgäre Mädchen anziehend zu finden. Zu seinem Unglück allerdings verfolgte ihn Bess nur noch hartnäckiger, je mehr er ihr zu entkommen versuchte.
Jetzt stellte sie sich direkt vor Lily auf und drängte sie damit aus dem Gespräch.
Lily warf ihrer Anstandsdame einen spöttischen Blick zu. Mrs. Clearwells Augen funkelten, als wollte sie sagen: ein perfektes Paar!
Da Lily nicht bleiben und um Edwards Aufmerksamkeit buhlen wollte, murmelte sie ein paar entschuldigende Worte und verabschiedete sich mit einem Nicken.
Sie wandte sich ab und ging ruhigen Schrittes zu der großen, gewundenen Treppe. In Grunde war sie froh über eine Unterbrechung.
Als sie nach oben stieg, fand sie den mit seidenen Vorhängen drapierten Erfrischungsraum für die Damen überfüllt vor. Kaum gelang es ihr, bis zum Spiegel vorzudringen, daher überprüfte sie nur ihr Äußeres, so gut es eben ging. Ihr Kostüm mit den rosafarbenen Tüllröcken und den silbernen Pailletten hier und dort gefiel ihr. Eigentlich war nicht viel Feenhaftes daran, aber es war hübsch, leicht und gab ihr das Gefühl, reizvoll zu sein.
Sie überprüfte die Verschlüsse der diamantenen Ohrringe, die sie an diesem Abend trug - das Paar war eines der letzten noch nicht versetzten Stücke, die einst zum Familienschmuck der Balfours gehörten. Vorsichtig drückte Lily die Rückseite jedes Ohrrings und versicherte sich, dass sie fest verschlossen waren. Drei Generationen hatten sie schon getragen, und sie neigten
dazu, sich zu lockern. Wenn sie einen
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