058 - Der Duft von Sandelholz
rief Matthew und lief auf ihn zu.
„Guten Tag, Lord Aylesworth. Major." Mr. Tooke öffnete den Eingang weiter, während Derek Lily und Mrs. Clearwell zu den Stufen führte.
„Bei unseren heutigen Abenteuern haben Matthew und ich ein paar Streuner aufgelesen", erklärte er dem Butler augenzwinkernd. „Dies sind Freunde von mir, Mrs. Clearwell und Miss Balfour. Empfängt meine Schwester Besucher? Ich würde sie gern miteinander bekannt machen."
„Ich denke schon, Sir, aber ich bin nicht ganz sicher. Meine Damen, würden Sie bitte hereinkommen, während ich nachfrage?" Er lächelte und winkte sie in die marmorne Eingangshalle. Lily machte große Augen, als sie diese sah.
Die zurückhaltende Eleganz des Äußeren hatte sie nicht auf die Opulenz im Innern vorbereitet.
Es war ein Palast.
Zwei Säulenreihen in korinthischem Stil flankierten die Eingangshalle und wiesen den Weg zu einer doppelten Treppe, die zu einem sehr hoch liegenden Obergeschoss hinaufführte. Ihr Mut sank, als Mr. Tooke die Tür hinter ihnen schloss und sie an die Löcher im Dach von Balfour Manor denken musste.
Ihrer stolzen Mutter würde das alles sehr gefallen, wenn sie das hier sehen würde, überlegte Lily weiter. In all dieser Herrlichkeit lief nun ein mit Eiscreme verschmierter kleiner Junge quer durch die Halle zu einem gefleckten Hundewelpen, der zu seiner Begrüßung herbeitapste. Das Fiepen des kleinen Hundes und Matthews Freudenrufe hallten durch den großen Raum.
„Wer ist für diesen Krach verantwortlich?", ließ sich eine tiefe, wohlklingende Stimme von der großen Treppe her vernehmen.
Überrascht sah Lily auf, Matthew tat dasselbe.
„Großpapa", rief der Junge.
Ein hochgewachsener, kräftiger Mann in den Sechzigern kam die Treppe herunter.
Seine Haare waren schon ergraut, aber ansonsten sah er gesund und stark aus. Mit fast königlicher Würde schritt er die Stufen hinab, wobei seine blauen Augen blitzten. „Komm her zu mir, kleiner Racker!"
Matthew lief zu ihm und wurde auf den Arm genommen.
Derek führte die Damen zu dem Gentleman.
„Vater", begrüßte er ihn freundlich.
Dereks Vater?
Der ältere Mann sah ihn an. „Mein Sohn."
„Ich hatte nicht damit gerechnet, dich noch hier anzutreffen."
„Mich selbst verwundert es, aber du weißt, wie gern wir alle reden."
Lily wusste nicht, warum es sie so überraschte, dass dieser beeindruckende Mann Dereks Vater war. Aber was hatte sie erwartet? Er mochte zwar wie ein Halbgott aussehen, doch dem Kopf von Zeus konnte er kaum entsprungen sein.
Dieselbe Überraschung las sie in den blauen Augen des älteren Knight, als er seine Aufmerksamkeit auf die Damen lenkte, die zusammen mit seinem zweitgeborenen Sohn angekommen waren.
Rasch stellte Derek sie seinem Vater vor, Lord Arthur Knight, der jüngere Bruder des vorherigen Duke of Hawkscliffe. Nachdem der Matthew abgesetzt, ihm übers Haar gestrichen und ihn
anschließend zu seinem Hund geschickt hatte, verbeugte sich Lord Arthur vor den Damen.
„Wo ist Mama?" Matthew wandte sich an seinen Großvater, der mit dem Hund auf dem Arm zu ihm zurückgekehrt war. Dabei zupfte er ihn an seinem weiten weißen Hemdsärmel, anscheinend hatte er seinen Rock im Obergeschoss gelassen.
„Im blauem Salon", erklärte er dem Jungen.
„Meinst du, sie würde Besucher empfangen?", fragte Derek.
Sein Vater sah ihn aufmerksam an. „Warum gehst du nicht hin und fragst sie?"
„Das werde ich tun. Komm, Matt. Gehen wir deine Mama suchen. Ich bin gleich wieder da", sagte er lächelnd zu den Damen.
„Verzeihen Sie, Miss Balfour" - Lord Arthur wandte sich an Lily, nachdem die beiden Männer gegangen waren -, „sind Sie vielleicht mitViscount Balfour verwandt? Er war vor vielen Jahren ein Freund von mir."
Sie sah ihn an. „Meinen Sie Noah Balfour, Mylord?"
„Ja, Noah. Sind Sie mit ihm verwandt?"
„Er war mein Großvater", rief sie überrascht aus.
„Ihr Großvater", rief er. „Himmel, es ist Jahre her, seit ich ihn gesehen habe. Der gute alte Balfy. Wir haben zusammen bei White's Karten gespielt, ehe ich von England fortging und nach Indien segelte, um mein Glück zu machen."
Ungläubig sah sie ihn an.
Balfy?
Sie lachten über diese unerwartete Entdeckung gemeinsamer Bekanntschaften, aber dann stellte Lord Arthur die unvermeidliche Frage. „Wie geht es dem alten Burschen jetzt?"
Lilys Miene wurde traurig. „Ach, Lord Arthur." Sie konnte sich kaum vorstellen, wie ihr knurriger alter Großvater in jungen Jahren bei
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