058 - Der Duft von Sandelholz
Berührung mit dem Tod hätte ihn veranlasst, über sein Leben nachzudenken."
„Ich verstehe." Lily legte den Kopf schief und sah ihn an. „Und auf Sie hatte es keine Wirkung dieser Art?"
„Nein", erwiderte er heftig. Er wollte nichts hören von den Zweifeln, die ihn seit Monaten plagten.
„Oh, ich verstehe." Sie sah ihn misstrauisch an.
„Ich kenne den Krieg, Lily. Ich will nicht von vorn anfangen. Ich bin Soldat. Dafür bin ich ausgebildet, und ich bin gut darin. Das versuche ich Ihnen zu erklären. Ich weiß, Sie glauben, ich hätte mich heute wie ein Barbar benommen - und Sie haben recht.
Aber in Wahrheit haben Sie nur einen Bruchteil von dem gesehen, zu dem ich fähig bin, von dem, was ich schon viele Male getan habe. Deshalb wurde ich im Hyde Park auch so ungehalten, als Sie mich einen Mörder nannten. Unglücklicherweise ...", er holte tief Luft, „steckt ein Körnchen Wahrheit darin. Wie soll ich das alles plötzlich vergessen und Zivilist werden? Ich glaube gar nicht, dass das für mich überhaupt möglich ist."
„Natürlich ist es möglich, Derek." Mitfühlend sah sie ihn an. „All die Dinge, die Sie getan haben - das muss eine schwere Last sein. Wie können Sie mit all dem leben?"
„Man denkt einfach nicht daran", sagte er.
Sie senkte den Blick. „Meinen Sie nicht, es hat Sie schon genug gekostet?Vielleicht hat Ihre Familie recht. Es kann nicht gut für Sie sein, zurückzugehen."
„Meine Männer sind noch dort. Es ist auch für sie nicht gut. Warum sollte ich es leichter haben?"
„Derek."
Er schluckte schwer. „Ich gehöre nicht hierher, Lily. Der heutige Tag hat das deutlich gezeigt. Vielleicht bin ich zu weit gegangen, um in die Zivilisation zurückzugehen.
Zumindest an der Front, da passe ich zu den anderen Wilden."
„Derek, der Kutscher heute war der wahre Wilde", gab sie zurück und deutete auf die Stute. „Genau wie die anderen Leute, die einfach vorbeifuhren, ohne zu helfen.
Es war ihnen egal. Sie nennen sich einen Barbaren, aber sie waren der Einzige, der überhaupt bemerkt hat, durch welche Hölle das arme Tier ging."
„Und jetzt kennen Sie meine Hölle", erwiderte er ruhig und sah ihr in die Augen.
„Was soll ich nur tun?"
Zurückzugehen bedeutete die Rückkehr in die Hölle. Hier zu bleiben brachte ihn um den Verstand. In beiden Fällen war er verdammt.
„Wie kann ich Ihnen helfen?", flüsterte sie, als sie langsam näher kam.
„Haben Sie ein Gewehr?", murmelte er mit einem schiefen Lächeln, dabei öffnete er sein Hemd und zeigte auf sein Herz.
„Das ist nicht lustig", schalt sie ihn. „Machen Sie nicht so düstere Scherze." Dennoch legte sie erst die Hand und danach die Lippen auf seine Brust, und die Zärtlichkeit, die sie ihm schenkte, erschütterte ihn bis ins Innerste.
Derek schloss die Augen und legte den Kopf zurück. Er fand keine Worte, als sie mit den Lippen seine Brust berührte, als wollte sie das gebrochene Herz darin küssen.
Ihre Schönheit war zu viel für ihn.
Er streckte die Arme aus, umfasste ihren Hinterkopf und zog sie an sich. Dann küsste er sie wie im Fieber.
Auf einmal lag sie in seinen Armen, den Körper an ihn gepresst. Sie umklammerte seine Schultern und streichelte sein Gesicht, erwiderte seinen Kuss mit derselben Leidenschaft, die er ihr entgegenbrachte. Derek legte die Hände an ihre Taille, und sie strich über seine nackte Brust, bis er zitterte. Schließlich schob er sie sanft auf das weiche Lager aus Heu und legte sich auf sie.
Sie küsste ihn, immer und immer wieder. Nicht einen Moment kam es ihr in den Sinn, sich zurückzuhalten. Er war vollkommen
gefangen vom Geschmack ihrer Zunge, dem erregenden Rhythmus ihrer Lippen. Sein Körper schien zu glühen.
Mit den Fingerspitzen strich er über ihren zarten Nacken, und sie grub die Hände in sein Haar. Leise seufzte sie, als er ihre Brust umfasste.
„Oh Derek ..."
„Ich begehre dich so sehr." Die Worte waren heraus, ehe er etwas dagegen tun konnte.
Er küsste sie wieder.
„Vielleicht solltest du hier bleiben", flüsterte sie und hielt inne, um ihm in die Augen zu sehen. Sie strich ihm über die Wange, und in ihrem schönen Gesicht stand die Sehnsucht. „Vielleicht solltest du bei mir bleiben."
„Vielleicht sollest du mit mir nach Indien kommen", erwiderte er.
Die Leidenschaft verschwand aus ihren Augen, als sie begriff, was er da gesagt hatte.
Er fühlte, wie sie plötzlich unter ihm starr wurde. „Du weißt, dass ich das nicht kann."
„Nicht kannst
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