058 - Der Duft von Sandelholz
es mit weichen, sauberen Tüchern trocken.
Anschließend bückte er sich, warf noch einen Blick auf die Unterseite des Hufes, die verletzte Stelle, und zuckte die Achseln. Die Zeit würde es zeigen.
Als das Bein wieder normalen Stallboden unter sich hatte, richtete er sich auf und tätschelte ihr den Hals.
„Wie geht es Ihrem Patienten, Major?", hörte er plötzlich eine leise Stimme hinter sich.
Überrascht drehte Derek sich um. „Lily!"
Er hoffte, dass seine Freude ihm nicht allzu deutlich ins Gesicht geschrieben stand, daher beherrschte er sich und wischte sich die Hände an einem Handtuch ab. „Was machen Sie hier?", fragte er freundlich und leichthin.
„Einen Krankenbesuch", sagte sie. „So etwas machen wir Damen von Adel."
Ihre schlanke Gestalt, die sich deutlich vor dem Sonnenlicht abhob, das durch die Stalltore einfiel, kam näher. Sie nahm ihre Strohhaube ab und ließ sie an den Bändern über den Rücken hängen. Danach zog sie ihre Handschuhe aus, griff in den Korb, der über ihrem Arm hing, und nahm eine Karotte heraus. „Ich bringe Geschenke. Darf ich?"
„Bitte." Unfähig, den Blick von ihr zu wenden, deutete Derek auf das Pferd. „Sie sind allein? „Er war überrascht, als keine Zofe hinter ihr auftauchte und auch keine Mrs.
Clearwell.
„Nur für einen kurzen Besuch."
„Wie gewagt von Ihnen, Miss Balfour."
Sie warf einen kurzen Blick auf seine Brust, die unter dem offenen Hemd zu sehen war. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus."
„Gar nicht", murmelte er.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Pferd zu. „Also, wie geht es ihr?"
„Vor allem würde ich sagen, sie ist froh, dies hier los zu sein." Er hob den scharfen, spitzen kleinen Stein auf, der im rechten Vorderhuf des Tieres gesteckt hatte. „Das war der Grund, warum sie gehumpelt hatte."
„Sieh einer an! Damit würde ich auch humpeln. Armes Mädchen. Wird sie wieder gesund?"
Er musste den Blick von ihrer Hand losreißen, mit der sie das weiche Fell des Tieres streichelte. Zu gern hätte er gewusst, wie sich diese sanfte Liebkosung wohl auf seiner Haut anfühlen würde. „Schwer zu sagen." Er drehte sich weg, die Hände in die Hüften gestemmt, und hoffte, dass sein Verlangen nach ihr nicht allzu sichtbar war. „Jede Wunde in den weichen Partien unter dem Huf kann sich als ernsthaft erweisen. Aber ich bin optimistisch, dass wir es rechtzeitig entdeckt haben."
„Sie sieht glücklich aus."
Er lächelte Lily an, bezaubert von ihren rosigen Wangen, die sie auf dem Weg hierher von der frischen Luft bekommen hatte. Sie stellte den Korb beiseite, anschließend löste sie die Bänder ihrer Haube und legte sie dazu.
Während Lily begann, sich mit der Stute anzufreunden, indem sie ihr ein paar Karotten hinhielt und einen der Äpfel aus dem Korb, ließ Derek den Blick bewundernd über ihre schlanke Gestalt gleiten. Sie hatte etwas Schlichteres angezogen, ein einfaches blaues Nachmittagskleid mit einer kleinen, offenen, beigefarbenen Pelerine, die ihre Figur umspielte und bis zu den Knien reichte. Er hatte sie schon in Ballkleidern gesehen, aber er entschied, dass sie ihm so am besten gefiel.
Warm. Zugänglich. Selbst ihr Lächeln wirkte entspannter.
Die Maske und ihr glitzerndes Kostüm lagen jetzt weit hinter ihnen. Er bekam das Gefühl, dass er endlich die echte Lily sah.
Er ertappte sich dabei, die einzelnen Strähnen zu betrachten, die sich aus ihrem lockeren Knoten gelöst hatten und ihren Nacken umspielten.
„Sagten Sie etwas?", fragte Lily.
Völlig von ihr bezaubert schüttelte er den Kopf. „Ich bin nur überrascht, Sie zu sehen. Ich meine, es besteht ein gewisses Risiko für Ihren Ruf, oder?"
„Ich musste nach ihr schauen. Und nach Ihnen", fügte sie mit einem forschenden Blick auf ihn hinzu. Dann ließ sie die Stute noch einen anderen Apfel aus ihrer Hand fressen, und er fragte sich, was sie wohl meinte, als sie ihn so bewusst erwähnte.
„Ich kann nicht glauben, wie viel besser es ihr schon geht. Sie ist wunderbar. Sind Sie sicher, dass es dasselbe Pferd ist?"
„Das ist es", erwiderte er, als er sich abwandte und den Eimer mit dem Bittersalzwasser durch das Stallfenster goss.
„Sie haben mich beeindruckt, Major. Tierarzt, Chirurg, Hüter eines Kindes, engagierter Krieger ..."
„Äh, ja - was das angeht", sagte er schuldbewusst und stellte den leeren Eimer beiseite. „Es tut mir wirklich leid ..."
„Das muss es nicht." Mit einem leisen, verständnisvollen Lachen streckte sie die Hand
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