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0581 - Die Geistermutanten

Titel: 0581 - Die Geistermutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Allein aus der Größe der Anlage empfing der unbefangene Beobachter den Eindruck, daß hier mit weitaus größerer Intensität gearbeitet worden war als in dem Labor, das man zuerst besichtigt hatte.
    „Ich möchte das gerne verstehen", antwortete Perry Rhodan auf Muhinaus Ausführungen. „Um was für eine Art von Stimuli handelt es sich dabei?"
    „Stimulusse", warf der Mausbiber ein.
    „Wie bitte?"
    „Der richtige Plural von Stimulus ist Stimulusse", behauptete Gucky allen Ernstes.
    „Woher beziehen Sie diese Kenntnis?" erkundigte sich Muhinau höflich.
    „Aus der Lexington'schen Konversationsgrammatik des Terranischen, jüngste Ausgabe. Dort wird gesagt: Viele Redewendungen, Ausdrücke oder Formen, die zunächst den Regeln oder unserem Sprachgefühl widersprechen, werden dennoch bald darauf als gültig und zulässig in den Sprachkomplex einverleibt - ganz einfach, weil zu viele Menschen sich ihrer bedienen, als daß man sie für ewig als illegal erklären könnte."
    „Aha. Und ich nehme an, daß die Wendung Stimulusse in diese Kategorie fällt?"
    Gucky ging ahnungslos in die geschickt gestellte Falle.
    „Ja, natürlich. Die meisten meiner hochstehenden und allseits geachteten Freunde verwenden den Ausdruck Stimulusse."
    Muhinau schmunzelte.
    „Sie sind ein einzelnes Spezimen Ihrer Rasse. Man nennt Sie einen Mausbiber. Wie, meinen Sie, würde man mehrere Mitglieder Ihrer Rasse nennen?"
    „Nun - ebenfalls Mausbiber. Das Wort Biber bildet den Plural ebenso wie den Singular, wie jeder Mensch weiß."
    „Schon, schon - aber nicht nach dem Sprachgebrauch in meinem Freundeskreis. Er ist wahrscheinlich nicht so hochstehend und allseits geachtet wie der Ihre, aber dafür ist er zahlreicher und wird daher bei Lexington um so früher Gnade finden."
    Gucky begann zu spüren, daß er sich in etwas eingelassen hatte, das über seine grammatikalischen Kräfte ging.
    „Wie nennen uns Ihre Freunde?" fragte er mißtrauisch.
    „Der Name Ihrer Rasse besteht aus zwei Hauptworten, nämlich Maus und Biber. Mit demselben Recht, mit dem man den zweiten Bestandteil in den Plural versetzt, könnte man auch den ersten..."
    „Reden Sie mir nicht soviel von Bestandteilen und Plural und Singular", unterbrach ihn Gucky ungnädig, „das bringt mich nur unnötig durcheinander. Wie nennt man uns also?"
    „Mäusebiber", versetzte Muhinau mit tiefstem Ernst.
    Einen Augenblick lang herrschte tiefes Schweigen. Dann wandte Gucky sich an den Großadministrator.
    „Perry?"
    „Ja."
    „Der Mann veräppelt mich!"
    „Und das geschieht dir recht", lachte Rhodan, „denn du hältst seit drei Minuten unsere Diskussion mit nutzlosem Geplänkel auf."
    Während der Mausbiber schmollte, beantwortete Muhinau die letzte Frage des Großadministrators.
    „Man muß den ganzen Zusammenhang verstehen. Während der Aufzucht sind die Synthos natürlich nicht auf ihre eigenen Reflexe angewiesen. Das System erhält sie am Leben. Dabei liegt ihr Bewußtsein völlig brach. Es nimmt an dem Aufzuchtprozeß nicht teil. Ich möchte sagen, es wartet förmlich darauf, daß man etwas mit ihm unternimmt. Man leitet ihm einen Stimulus zu. Der Stimulus täuscht Atemnot vor. Das Bewußtsein muß darauf reagieren. Unerfahren, wie es ist, versucht es verschiedene Reaktionen. Es beschleunigt den Herzschlag. Der Stimulus bleibt. Es veranlaßt die Drüsen zur Aussonderung von Schweiß. Der Stimulus ist immer noch da. Und so erschöpft es, eine nach der andern, die Reihe der möglichen Reaktionen, bis es schließlich darauf verfällt, die Lungen zum Atmen anzuregen.
    In diesem Augenblick erlischt der Stimulus. Die richtige Reaktion ist gefunden. Das Bewußtsein prägt sich die richtige Reaktion ein. Beim nächsten Versuch erinnert es sich daran. Die Erinnerung ist nicht perfekt, aber diesmal wird schon beim zweiten oder drittenmal richtig reagiert. Und so geht es weiter, bis das Gehirn regelmäßig schon beim ersten Auftauchen des Stimulus mit der richtigen Reaktion antwortet."
    „Und das alles, obwohl das Überleben des Körpers gar nicht von der Reaktion des Bewußtseins abhängt?"
    „Das ist genau richtig. Das Gehirn operiert in einer synthetischen Umgebung. Die Gefahr selbst ist ebenso simuliert wie das Gefühl der Erleichterung, nachdem die Gefahr beseitigt wurde. Die Prüfapparatur, die die Reaktionen des Bewußtseins maß, interpretierte und daraufhin über Verbleiben oder Wegnahme des Stimulus entschied, war in sich selbst einen Nobelpreis wert. Wir begreifen das

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