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0581 - Die Geistermutanten

Titel: 0581 - Die Geistermutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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befand sich der Koffer nicht da, wo er sein sollte, nämlich auf dem kleinen Tisch neben seinem Bett, und zweitens war er offen, wohingegen es seit Jahren Eldor Savrins Gewohnheit war, den Deckel zuzudrücken und zu verschließen, bevor er sich zur Ruhe begab, so daß er am nächsten Morgen nur den Henkel zu ergreifen und den Koffer an sich zu nehmen brauchte.
    Vorsichtig, als erwarte er, daß sich ein gefährliches Tier darin verberge, näherte er sich dem kleinen Behältnis. Obenauf lag sein Notizblock, den er benutzte, um Ideen zu notieren, die ihm im Laufe des Abends kamen. Das war richtig so. Der Block lag immer obenauf. Er begann, den kleinen Koffer auszuräumen.
    Sorgfältig legte er ein Stück des Inhalts nach dem anderen auf die Seite, nachdem er es gründlich inspiziert hatte. Nirgendwo fand er etwas falsch. Es war alles in Ordnung. Er hatte sich umsonst gesorgt. Wahrscheinlich war er tief in Gedanken gewesen, bevor er gestern Abend zur Ruhe gegangen war, und hatte vergessen, den Koffer zu schließen. Es gab nichts, worüber er sich aufzuregen brauchte. Alles war in bester Ordnung. Er räumte das Köfferchen wieder ein. Obenauf kam der Notizblock zu liegen. Ziellos und ohne zu wissen warum öffnete er den Block. Er hatte an diesem Abend, soweit er sich erinnerte, nichts aufgeschrieben, am Abend zuvor jedoch eine ganze Menge.
    Er stutzte. Die oberste Seite des Blocks war voll beschrieben.
    Die Handschrift kam ihm fremd vor. Erst nach einer Weile war er bereit zu glauben, daß es womöglich doch seine eigene sein könne. Er erinnerte sich an ein Ereignis, das viele Jahre zurücklag. Er war befördert worden und hatte im Kreise seiner Freunde gefeiert. Als er nicht mehr ganz nüchtern war, hatte er ein paar Grußkarten verfaßt, die er später an andere Freunde schickte, die an der Feier nicht hatten teilnehmen können. Lange Zeit danach hatte er einige dieser Karten wieder zu sehen bekommen. Die Handschrift darauf war dieselbe wie die, die er auf dem Block sah.
    Er hatte also geschrieben. Daher der Stift, den er in der Hand gehalten hatte, als er am Küchentisch zu sich kam. Seine Handschrift war die eines Betrunkenen. Aber er war nicht betrunken gewesen. Wenigstens erinnerte er sich nicht, auch nur einen Tropfen eines alkoholischen Getränks zu sich genommen zu haben. Im Zustand der Betrunkenheit ist man nicht Herr seiner selbst. Im Zustand der Hypnose ebenso wenig. Laurel Karos leicht dahingeworfene Bemerkung fiel ihm wieder ein. War er hypnotisiert worden? Gestern morgen, so daß er acht Stunden des Tages verdöste, und dann wieder heute nacht, als er sich, ohne es zu wissen, aus dem Bett erhob und seinen Notizblock vollzuschreiben begann?
    Er inspizierte, was er geschrieben hatte. Es war ein kleines Rechenprogramm, in der Maschinensprache eines der Kontrollrechner verfaßt. Es gab mehrere Rechner des gleichen Typs. Einer davon kontrollierte die Ausgabe von Ausweisen. Er achtete darauf, daß nicht etwa für ein und dieselbe Person zwei Ausweise ausgestellt wurden oder daß der Antrag auf Ausstellung eines Ausweises die behördliche Genehmigung enthielt. Er achtete auf solche Kleinigkeiten wie zum Beispiel die Eingabestelle, von der aus der Antrag gestellt wurde; denn es war nur eine eng begrenzte Gruppe von Stellen, die zur Eingabe der Antrage autorisiert waren. Und er untersuchte die Speicherbänke, um zu ermitteln, ob Personalien des Antragstellers schon woanders gespeichert seien, so daß er sie mit dem auf dem Antrag gemachten Angaben vergleichen konnte.
    Eldor Savrin las, und sein Entsetzen wuchs von Sekunde zu Sekunde.
    Er hatte eine kleine Routine geschrieben, deren Aufgabe es war, den Kontrollrechner hinters Licht zu führen. Zunächst deaktivierte sie den Alarmmodus, der dem Rechner zu verstehen gab, daß ein Antrag von einer unautorisierten Stelle aus eingeleitet wurde. Nachdem der Rechner derart eine Binde um die Augen erhalten hatte, veranlaßte ihn die Routine überdies, die Durchsuchung der Speicherbänke zu unterlassen. Drittens übermittelte sie an den Rechner eine Zeichensequenz, die dem Kode einer behördlichen Genehmigung zwar ähnlich sah, aber sicherlich mit keiner der zugelassenen Zeichengruppen übereinstimmte. Savrin wußte, wie das System darauf reagieren würde. Da die Ähnlichkeit mit dem zulässigen Kode festgestellt war, nahm der Rechner an, es handle sich um einen Übertragungsfehler, der die Identifizierung des Kodes verhinderte. Er sandte daraufhin eine Rückfrage an den

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