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0583 - Drachen-Jäger

0583 - Drachen-Jäger

Titel: 0583 - Drachen-Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schlabberlätzchen um und wetzen Messerchen und Gabel…«
    »Fooly!« Nicole war empört.
    »Mr. McFool!« donnerte William gleichzeitig. »Das geht zu weit! Auf der Stelle entschuldigst du dich!«
    Und Raffael Bois?
    Vielleicht zum ersten Mal, seit Nicole ihn kannte, gestattete er sich eine äußerst menschliche Regung - er begann schallend zu lachen!
    Sich die Seiten haltend, taumelte er rückwärts zu einem Sessel und ließ sich hineinfallen.
    »Wozu?« japste er schließlich, als sein Lachanfall endlich nachließ. »Wozu soll er sich entschuldigen? Er hat doch recht, der kleine Drache! Ich müßte doch wirklich längst tot sein. Daß ich noch lebe, ist beinahe ein kleines Wunder. Du bist einmalig, Fooly!«
    »Äh, hm…«, machte der Jungdrache verlegen, und er scharrte mit einem krallenbewehrten Fuß den Teppich auf.
    »Ich weiß nicht, wie alt Drachen werden, wenn sie nicht vorher von Menschen erschlagen werden«, sagte Raffael. »Aber ich wünsche dir, Kleiner, wenn du mal so alt bist wie ich -ich meine, verhältnismäßig betrachtet -, daß du dann ebenso über Leben und Tod denkst, wie ich es in meinem Alter tue. Komm zu mir, Fooly, willst du?«
    Unsicher tappte Fooly auf ihn zu.
    Raffael versetzte ihm einen freundschaftlichen Nasenstüber.
    »Laß dich nicht unterkriegen«, ermahnte er ihn. »Aber laß dir auch sagen: Nicht jeder nimmt solche Bemerkungen so leicht hin wie ich. Es gibt Menschen, die sich darüber sogar entsetzen. Die meisten Menschen denken nicht gern an den Tod, er gilt als etwas Unnatürliches, als etwas Böses. Und das, obgleich uns unsere Religion ein Weiterleben nach dem Tod verspricht. Trotzdem haben viele von uns Menschen panische Angst vorm Sterben.«
    »Sind es die, die in ihrem Glauben nicht gefestigt sind?« fragte Fooly.
    Raffael zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es tatsächlich so, ich meine, daß diejenigen Angst vor dem Tod haben, die unseren Gott - oder die Götter anderer Glaubensrichtungen - nicht sehen können oder wollen… Ich aber weiß, daß ich bald sterben werde. Wann das sein wird, das weiß ich zwar nicht, aber ich will es auch nicht wissen, es ängstigt mich nicht. Denn ich habe jeden Tag meines Lebens genossen, und ich habe auch niemals mit Absicht und geplant einem Menschen Böses angetan. Wenn ich also sterbe, dann ohne Furcht.«
    Er sah Nicole und William an.
    »Wenn ich sterbe, möchte ich, daß dieser kleine Drache«, er stupste mit dem Zeigefinger gegen Foolys Brust, »die Totenrede für mich hält!«
    Foolys Kiefer klappten mehrmals gegeneinander, dann brachte er gepreßt hervor: »Das… das werde ich tun, alter Herr. Ganz bestimmt. Aber… es wird noch ein bißchen dauern, oder?«
    Raffael lächelte.
    »Das will ich hoffen. Der nächste Sommer soll schöner werden als dieser, sagt man. - Aber um die Totenrede halten zu können, Fooly, mußt du selbst bis dahin überleben. Doch jemand trachtet dir nach dem Leben, und dieser Jemand befindet sich hier im Château. Deshalb habe ich dich erst mal hierher gebracht, du solltest ihm vorerst nicht begegnen.«
    »Das… das ist ungerecht!« protestierte der Drache. »Warum sperrt ihr nicht diesen Jemand ein? Warum mich? Er ist der Täter, ich bin das Opfer! Ich will sofort das Schwert zurück, damit ich mich verteidigen kann!«
    Nicole war zum Tisch gegangen und nahm das Schwert jetzt schnell in die Hand.
    Der Stahl wies einen eigenartigen Schimmer auf. Sie kannte diesen Schimmer. Das hier war Stahl, der an einem ganz bestimmten Ort bearbeitet worden war…
    »Laurins Zwerge haben diese Klinge geschmiedet!«
    Ihre Finger strichen die Klinge entlang.
    »Vorsicht!« schrie Fooly erschrocken auf. »Verletz dich nicht, Mademoiselle Nicole! Die Klinge schneidet durch Drachenhaut!«
    Sie nickte nur. Für ihr Empfinden war die Schneide normal geschärft, aber der Zwergenzauber mochte dafür sorgen, daß sie bei der Berührung mit bestimmten Materialien schärfer wurde - höllisch scharf sogar.
    Sie legte das Schwert wieder auf den Tisch.
    »Zwerge?« sagte Fooly. »Ich hab's doch geahnt, Zwerge oder Riesen… na schön, also Zwerge. Trotzdem gehört das Schwert mir!«
    »Und was willst du damit anfangen?«
    »Man kann Drachen damit töten, deshalb will ich es von den Menschen fernhalten.«
    »Man kann damit auch noch ganz andere Wesen töten. Was hältst du davon, wenn wir es in Zamorras Safe einschließen, hm? Da liegt es neben Gwaiyur, und kein Fremder kann es dann in die Hand nehmen, weil

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