Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0583 - Drachen-Jäger

0583 - Drachen-Jäger

Titel: 0583 - Drachen-Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
richtig böse sein, auch wenn er hin und wieder für erheblichen ›Flurschaden‹ sorgte.
    Immerhin kamen bei seinen Streichen Menschen nie zu Schaden, und mit dem dreijährigen Rhett Saris, der mit seiner Mutter Patricia ebenfalls als Dauergast im Château wohnte, bildete er ein beinahe unzertrennliches Gespann.
    Blieb die Frage, wer von beiden den jeweils anderen zu größeren Streichen anstiftete…
    Erst hundert Jahre sei er alt, hatte Fooly seinerzeit glaubhaft erklärt. Und wenn er eines Tages erwachsen sei, sehe er auch ganz anders aus - etwa so, wie sich die Chinesen ihre Glücksdrachen vorstellten.
    Aber bis dahin würde vermutlich noch eine Menge Zeit vergehen, daher war es müßig, sich jetzt schon darüber die Köpfe zu zerbrechen. Vielleicht in hundert oder fünfhundert Jahren…
    Fooly war an einem Berghang gelandet. Er machte ein paar vorsichtige Schritte und sah sich um.
    Der Boden war rutschig, und um ein Haar wäre der Jungdrache ausgeglitten, er schaffte es gerade noch, flügelschlagend das Gleichgewicht zu halten.
    »Hier müßten die Bäume hin«, stellte er fest. »Ich werde Zamorra auffordern, das auch den anderen Menschen zu sagen. Sie müssen unbedingt Bäume pflanzen.«
    Vermutlich hatte es hier früher auch mal Bäume gegeben, jetzt aber war der Berghang gerodet und kahl. Es fehlte an Wurzelgeflecht, das die Erde an sich band und festhielt.
    Der heftige Gewitterregen hatte infolgedessen eine Menge der lockeren Erde davongeschwemmt. Hier und da war schon der blanke Fels freigelegt worden.
    Und nicht nur das!
    Da schimmerte noch etwas anderes, blinkte im Sonnenlicht.
    »Gold? Edelsteine? Diamanten? Ein vergrabener Schatz?« überlegte Fooly hoffnungsfroh. »Das ist genau das, was mir noch fehlt - ein Schatz!«
    Aus einem Kinderbuch hatte er vor ein paar Wochen dem kleinen Rhett Saris ein paar Geschichten vorgelesen, und dort hatte gestanden, daß Drachen verborgene Goldschätze bewachen.
    Und Fooly war ein Drache!
    Also konnte es auch nicht schaden, wenn er einen Schatz hütete. Er mußte nur erst einen solchen besitzen. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?
    Er tapste auf das Blinkende zu.
    Direkt davor blieb er stehen. Er bückte sich, aber bei seinem voluminösen Körperumfang hatte er dabei Schwierigkeiten. Irgendwie schaffte er es dann doch, nach dem Blinkenden zu fassen.
    Er zog daran, und…
    »Au!«
    Hastig ließ er es wieder los, und er betrachtete seine Finger.
    Aus einer Schnittwunde tropfte Drachenblut.
    »Das ist ja gemein!« entfuhr es ihm. »Seit wann dürfen Schätze beißen? Davon stand nichts in dem Buch!«
    Aber es war auch kein Biß. Er hatte sich geschnitten, an der scharfen Kante des Blinkenden.
    Jetzt betrachtete er den Gegenstand näher. Er war flach und metallisch, wie ein großes Messer…
    Aber nein, so große Messer hatten die Menschen nicht. Eher schon die Riesen, aber wann hatte man zuletzt einen Riesen gesehen in diesem Land?
    »Riesen… hm«, murmelte Fooly.
    Der Gedanke an sich schien ihm nicht ganz falsch. Er hatte sich an der Klinge geschnitten, das aber war kaum möglich bei Messern, die von Menschenhand gefertigt waren, denn die waren viel zu stumpf, um Drachenhaut zu durchdringen. Selbst die Rasierklingen, die Butler William und der alte Raffael benutzten, schafften das nicht.
    Wesentlich vorsichtiger als zuvor faßte Fooly wieder zu, und er zerrte das Riesenmesser jetzt aus der verbliebenen Erde hervor.
    »Ein - Schwert?« murmelte er überrascht. »Wer verbuddelt denn hier ein Schwert?«
    Zumindest sah es wie ein Schwert aus, mit langem Griff, der für zwei Menschenhände gedacht war. Es hatte auch eine leicht rückwärts gebogene Parierstange und eine breite Klinge.
    So sahen die Messer von Riesen nicht unbedingt aus. Messer brauchten keine Parierstangen.
    Also ein Breitschwert. Und es lag bestimmt noch nicht lange hier vergraben, denn Rost war auf der Klinge nicht zu erkennen.
    Fooly betrachtete das Schwert sehr eingehend.
    Er glaubte nicht, daß es von Menschen geschmiedet worden war. Es sah zwar aus wie ein Menschenschwert, aber das würde keine Drachenhaut durchschneiden…
    Wenn es aber weder von Menschen noch von Riesen geschmiedet worden war, von wem dann?
    Von Zwergen?
    Fooly nickte, das mußte es sein.
    Dieses Schwert hatten Zwerge angefertigt, für einen Menschen. Und entweder hatten sie es danach hier vergraben, weil der Mensch sie hatte betrügen wollen, oder der Mensch selbst hatte es verbuddelt, damit es nicht in Unrechte Hände

Weitere Kostenlose Bücher