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0583 - Drachen-Jäger

0583 - Drachen-Jäger

Titel: 0583 - Drachen-Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wenn Sie mir folgen möchten?«
    Natürlich mochte sie.
    ***
    Den Schotten William als jung zu bezeichnen, war ziemlich übertrieben -sofern man es nicht aus der Sicht es über neunzigjährigen Raffael Bois sah.
    Eigentlich war William Lady Patricias Butler, aber schon von Anfang an hatte der Schotte sich bereit erklärt, Raffael so weit wie möglich unter die Arme zu greifen und ihm Arbeiten abzunehmen.
    Inzwischen hatte sich der allgegenwärtige und scheinbar nie schlafende Raffael daran gewöhnt, daß ihm stets ein weiterer dienstbarer Geist zur Seite stand. William ging dabei so dezent vor, daß Raffael sich niemals überflüssig fühlte. Es hätte dem alten Mann das Herz gebrochen.
    An sich hätte Raffael schon vor einer kleinen Ewigkeit in Pension gehen können. Oder eher schon müssen. Aber Zamorra wußte nur zu gut, daß das für Raffael eine Art Todesurteil bedeutete.
    Der Mann war Diener aus Berufung und sah seinen Lebensinhalt darin, anderen Menschen zu helfen. Und trotz seines hohen Alters war er zuverlässig wie eh und je, brillierte durch ständige Präsenz und schien hellseherisch vorauszuahnen, wann seine Dienste benötigt wurden.
    Schon oft hatten sich Zamorra und Nicole gefragt, ob der gute Geist des Hauses überhaupt jemals schlief…
    Als erstes sah Nicole nun voller Erschrecken, daß eines der Bilder im Korridor beschädigt war. Nicht, daß es ein wertvolles Bild gewesen wäre - es war eine Fotografie, die Nicole schon längst weggeworfen hätte, wenn sie gewußt hätte, was sie statt dessen hier an die Wand hätte hängen sollen.
    Das Bild hing neben einer der Türen zu Butler Williams Zimmerflucht, und es wies eine tiefe Kerbe auf, die durch Glas, Foto und Rahmen ging und sich in der Wand und im Türrahmen fortsetzte, gerade so, als habe jemand mit einer großen Axt hineingeschlagen…
    Oder mit dem Schwert, das Fooly gefunden hatte?
    »Muß ja eine bemerkenswerte Klinge sein«, murmelte Nicole, und sie dachte unwillkürlich an das Zauberschwert Gorgran, dessen Klinge selbst durch Stein schneiden konnte. Es war eine von drei Klingen, die ein Krieger gleichzeitig benutzen muß, um dem Schwarzzauberer Amun-Re das Lebenslicht auszublasen.
    Das zweite der drei Zauberschwerter, Gwaijur, befand sich in Zamorras Besitz, das dritte war bislang noch nicht gefunden worden. Allerdings bestand auch kein dringender Bedarf - Amun-Re war vor über einem Jahrzehnt in einer zerstörten ›Blauen Stadt‹ in der Antarktis im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis gelegt worden - vom ewigen Eis umhüllt und begraben.
    Um ihn wieder zu befreien, mußte die Durchschnittstemperatur der Erde noch beträchtlich ansteigen, aber Umweltschützer arbeiteten ja weltweit dagegen an. Ohne allerdings zu ahnen, welchen Dienst sie der Menschheit damit wirklich leisteten…
    Nicole klopfte an und trat ein.
    Sofort schoß Fooly auf sie zu.
    »Er hat es mir weggenommen!« zeterte er. »Einfach so! Dabei habe ich es gefunden! Es gehört jetzt mir!«
    William stand neben einem Tisch, auf dem ein glänzendes Schwert lag.
    »Dann gehört dir auch die Kerbe, die du in das Bild und in die Wand geschlagen hast?« vermutete Nicole.
    »Ich? Ich war's nicht, das war das Schwert! Stell dir vor, Mademoiselle Nicole, es kann durch Stein schneiden und durch alles andere, und auch durch Drachenhaut. Hier!«
    Er reckte ihr seine Hand entgegen und zeigte ihr die Verletzung an zwei der vier Finger.
    »Er hat damit wild herumgefuchtelt und hätte mir beinahe den Kopf abgeschlagen - wenn mir die Bemerkung erlaubt ist«, sagte William.
    »Himmeldieberge, müßt ihr Butler euch eigentlich immer so geschraubt ausdrücken?« entfuhr es Nicole. »Fooly, was sollte das?«
    »Der da!« krähte Fooly und deutete auf Raffael. »Der da hat mich einfach am Flügel gepackt und hierher gezerrt, als ich zum Château zurückgekehrt bin, und dabei ist es dann passiert. Daß William im Weg stand, ist seine eigene Schuld. Wieso werde ich hier eigentlich behandelt wie ein Verbrecher? Bloß weil ich ein Schwert gefunden habe, das jemand vergraben hat?«
    »Weil dein Leben in Gefahr ist, Fooly«, erklärte Raffael.
    Der Drache starrte ihn aus seinen großen Telleraugen düster an.
    »Wenn hier jemandes Leben in Gefahr ist«, trompetete er, »dann deines, alter Herr! Hattest du Verwandte? Besuchst du sie manchmal auf dem Friedhof? Dann sei aber vorsichtig, wenn du zwischen den Gräbern hindurchgehst! Wenn dich die Würmer sehen, binden die sich nämlich schon die

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