0584 - Die Horde aus dem Schattenreich
ominöse Telefonnummer gehörte. Das Gefühl ließ ihn nicht mehr los, daß diese Zahlenkette, dieser abgeschirmte Anschluß, der Schlüssel zu allem war.
Jetzt begann er zu wählen.
***
Wystors Wohnungsnachbar war es zu dumm geworden, er hatte die Feuerwehr und auch Zamorra und seine Begleiterin schließlich vor die Tür gesetzt.
Nebenan in Wystors Wohnung war die Polizei auch längst fertig. Man hatte den Hausmeister ein paar Bretter vor die zerstörte Wohnungstür nageln lassen und dann einen ganzen Haufen von Siegeln drangepappt.
Nun waren die Beamten ebenso wie die Feuerwehr wieder verschwunden.
Sergeant Malory war ebenfalls fort. Zamorra hatte seine Frage verneint, ob er noch gebraucht würde, und Malory hatte sich rasch davongemacht.
Nur Reynolds hatte nicht angerufen.
Nach dem Rausschmiß aus der Wohnung wandte sich Zamorra an den Hausmeister und benutzte dessen Anschluß. Ungeduldig ließ er nachfragen, warum Chief Inspector Dobbs' Assistent auch nach einer Stunde noch nichts von sich hören ließ. Eine Adressenabfrage bei der Telefongesellschaft - das konnte doch nicht dermaßen lange dauern!
Inspector Reynolds sei bereits gegangen, erklärte man ihm lapidar. »Auch Polizisten brauchen ihren Feierabend.«
Nein, eine Nachricht für Mr. Zamorra sei auch nicht hinterlegt worden.
»Können Sie nicht mal einen Blick auf Reynolds Schreibtisch werfen? Ich hatte um eine Telefonüberprüfung gebeten!«
»Welcher Dienststelle gehören Sie an?«
Natürlich - am Telefon konnte ja jeder das Märchen vom Einhorn und der Jungfrau erzählen. Der Gesprächspartner, den Zamorra am Draht hatte, kannte ihn eben nicht.
Sich auf Chief Inspector Dobbs zu berufen, erübrigte sich. Wenn Reynolds sich in den Feierabend verabschiedet hatte, war sein Vorgesetzter garantiert auch nicht mehr da.
Außerdem hatte Dobbs am Nachmittag deutlich verlauten lassen, was er von Zamorras Mitarbeit hielt.
Die Beamten, die Wystors Wohnung nach Eysenbeißens Verschwinden noch einmal überprüft hatten, waren fort. Auch sie konnten Zamorras Identität nicht mehr bestätigen. Malory war ebenfalls weg - auch Polizisten, erinnerte Zamorra sich, brauchten ihren Feierabend.
Vermutlich blieb ihm nichts anderes übrig, als zum Police-Headquarters zu fahren und seinen Sonderausweis vorzulegen.
Plötzlich war eine andere Stimme am Telefon.
»Warten Sie. Sind Sie nicht der Mann vom Innenministerium?«
»So kann man das sagen.«
»Nennen Sie mir bitte die Nummer Ihres Sonderausweises!«
Damit konnte Zamorra dienen.
»Korrekt, Sir«, stellte der Polizist am anderen Ende der Leitung fest. »Das ist die Nummer, die Reynolds sich notiert hat.« Das war Zamorra während der Unterhaltung gar nicht aufgefallen. »Mister Zamorra?«
»Ja.«
»Inspector Reynolds läßt Ihnen ausrichten, Sie möchten ihn in seiner Privatwohnung aufsuchen.«
»Hat er auch einen Grund dafür genannt?«
»Nein, Sir. Kennen Sie Reynold's Adresse?«
Zamorra verneinte und schrieb dann die Adresse mit.
»Verrückt…« Nicole schüttelte den Kopf. »Wieso zitiert uns der Knabe zu seiner Privatwohnung, statt nach der Telefonabfrage kurz zurückzurufen? Da stimmt doch was nicht!«
Ein Taxi mußte her. Den Dienstwagen hatte Malory selbstverständlich mitgenommen.
Wenig später waren sie unterwegs zu Reynolds' Privatwohnung, der Hausmeister war froh, daß er wieder allein über sein Telefon verfügen konnte. Dabei wollte er gar nicht mehr telefonieren, sondern nur noch in Ruhe die Fernbedienung seines Fernsehapparats quälen.
»Wir sollten Reynolds bitten, nach Eysenbeiß-Salem zu fahnden«, schlug Nicole vor. »Wenn überall sein Steckbrief hängt und jeder Bobby nach ihm Ausschau hält, dann kann er nicht mehr so leicht in London aktiv werden.«
»London ist groß. Tausende von Verbrechern sind in London aktiv, obgleich sie steckbrieflich gesucht werden. Eysenbeiß wäre nur einer mehr. Außerdem dauert es eine Weile, bis die Fahndung anläuft. Er hatte jetzt schon über eine Stunde Zeit, sich Maßnahmen gegen uns zu überlegen. Ich bin sicher, daß er zurückschlägt.«
»Wenn er uns nicht erkannt hat? Vergiß nicht, daß wir im Vorteil sind, da er sich nicht an uns erinnern kann.«
»Sofern Taran uns da kein Märchen erzählt hat. Und sofern seine Erinnerung nicht allmählich wieder zurückkehrt…«
Das Taxi stoppte vor der angegebenen Adresse. Schneller als erwartet, aber um diese Abendzeit, jenseits der rush hour, kam man auch in London-City einigermaßen
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