0584 - Die Horde aus dem Schattenreich

nicht«, warnte sie Zamorra. »Es gibt nichts zu holen außer einer gewaltigen Tracht Prügel.«
    Er ließ das Amulett in der Innentasche seiner Lederjacke verschwinden, es an die Silberkette zu haken, hätte zu viel Zeit gekostet.
    »He, das brauchst du nicht zu verstecken«, spöttelte einer der drei Mobster. »Wir nehmen es uns sowieso.«
    Zamorra seufzte.
    Das hatte ihm gerade noch gefehlt - sich mit drei kleinen Taschendieben herumärgern zu müssen. Während die Kapuzenmänner mit Nicole irgendwo verschwanden.
    Vielleicht hätte er sie sich mit Judo und Karate vom Leibe halten können. Doch er wollte sich erst gar nicht auf einen Kampf einlassen.
    Seine Hand löste eine der beiden Strahlwaffen von ihrer Magnetplatte am Gürtel. Der Blaster war auf Betäubung geschaltet.
    Die drei Burschen sahen die Bewegung, sahen das Aufblitzen von Metall im Halbmondlicht, das die Smogglocke über London kaum zu durchdringen vermochte.
    »Aufpassen, der schießt!«
    Zamorra machte den Fehler, erst noch eine Warnung rufen zu wollen.
    Der Räuber der geschrien hatte, warnte nicht. Er ließ sich fallen, zog aus der Bewegung heraus einen Revolver -und schoß!
    Zamorra sah noch das grelle Aufblitzen. Und spürte einen dumpfen Schlag…
    ***
    Der Streifenpolizist hatte sein Interesse an Zamorra durchaus nicht wirklich verloren. Er war ihm in gebührendem Abstand ein wenig nachgegangen.
    Er fragte sich, was der Mann in der hellen Lederjacke tat. Betrunken war er nicht, verrückt schien er auch nicht zu sein…
    Nur leichtsinnig, weil er eine dunkle Seitengasse betrat und damit zu einem prädestinierten Opfer für zwielichtige Gestalten wurde.
    Ein dünner, peitschender Knall in der Nacht - jemand hatte geschossen!
    Der Bobby ließ die Trillerpfeife ertönen. Es war ein Ausrüstungsrelikt aus vergangenen Zeiten, in denen damit Verstärkung herbeigepfiffen werden konnte. Heute diente sie eher als Signal: Vorsicht, das Auge des Gesetzes sieht dich…
    Seine Lampe flammte auf, riß Gestalten aus der Dunkelheit. Ein Fluch ertönte, dann rannten Männer davon.
    Der Polizist lief zu dem Zusammengebrochenen hinüber. Er sah die Verletzung, griff zum Walkie-talkie und forderte einen Rettungswagen an.
    Bis zu dessen Eintreffen kümmerte er sich um das Opfer, soweit es ihm möglich war, untersuchte es auch…
    Und fand die seltsamen Waffen sowie einen Sonderausweis!
    Damit bekam der Vorfall für ihn eine besondere Brisanz…
    ***
    Für Zamorra auch…
    Er kam aber erst in den Morgenstunden im Krankenhaus und unter Polizeiaufsicht wieder zu sich.
    Sein Kopf war bandagiert. Als er sich aufrichtete, durchzuckte ihn Schmerz, und sekundenlang wurde ihm schwarz vor Augen.
    Er tastete nach dem Kopfverband. Er erinnerte sich, ein grelles Aufblitzen gesehen zu haben. Dann der dumpfe Schlag…
    Er war getroffen worden.
    Jemand mußte ihn gefunden und ins Krankenhaus gebracht haben.
    Aber was war mit Nicole?
    Befand sie sich noch in der Hand der Unheimlichen, oder hatte sie sich mittlerweile selbst befreien können?
    Zamorra wollte das Bett verlassen und stellte fest, daß man ihn an den Tropf gehängt hatte. Er murmelte eine Verwünschung.
    Das Aufstehen klappte schon wesentlich besser als das Aufrichten vorhin.
    Er klingelte nach der Schwester, die dann den Arzt herbeiholte.
    Unterdessen untersuchte Zamorra das Nachttischchen und anschließend den Schrankinhalt, wobei er den Tropfständer hinter sich her zog. Seine Sachen waren vollständig. Die Kerle, die ihn in der Seitengasse überfallen und niedergeschossen hatten, hatten ihn nicht mal ausgeraubt. Lediglich die beiden Blaster fehlten.
    »Was machen Sie da?« entfuhr es dem eintretenden Arzt. »Legen Sie sich sofort wieder hin! Sie dürfen noch nicht aufstehen!«
    »Was?« fragte Zamorra knapp. »Warum… warum nicht?«
    »Sie haben eine Gehirnerschütterung und benötigen Bettruhe. Außerdem können Sie froh sein, daß Sie noch leben. Man hat Ihnen einen Kopfschuß verpaßt!«
    »Darauf wäre ich von selbst nie gekommen«, spöttelte Zamorra. »Gut, daß Sie's mir sagen. Aber bei einer Gehirnerschütterung würde ich kaum so munter vor Ihnen stehen und nach ausgefallenen Beleidigungen suchen für den Fall, daß Sie mich mit Gewalt ans Bett fesseln wollen. Wer hat mich gefunden und eingeliefert?«
    »Kann ich nicht sagen. Ein Kollege von der Nachtschicht hat sich um Sie gekümmert.«
    »Richten Sie ihm meinen herzlichen Dank aus. Wenn Sie jetzt die Güte hätten, diesen Krempel zu entfernen, oder