0584 - Vampir-Katzen
gefunden. Ich hörte sie fauchen und schoß.
Das geweihte Projektil traf sie haargenau zwischen die Augen. Der Kopf war auf einmal weg.
Dann mußte ich mich gedankenschnell auf der Stelle drehen, weil ich hinter mir einen wütenden Schrei hörte. Mrs. Tenbroke hatte einen kleinen Tisch angehoben. Kein sehr schweres Möbelstück, mich aber würde es von den Beinen hauen können, wenn es traf.
Ich richtete die Waffe auf die Blutsaugerin. Das heißt, ich wollte es.
Mein Arm befand sich noch in der Bewegung, als mich das verdammte Tischchen erwischte.
Brust, Schulter und auch Arm wurden getroffen. Ich kam aus dem Konzept, fegte den Tisch zur Seite, hatte wieder freie Bahn, nur gelang es mir nicht, auf einen meiner Gegner anzulegen, auch nicht auf die Blutsaugerin.
Ich hörte sie noch lachen. Deshalb wirkte ihre Aktion auf mich wie eine einstudierte Inszenierung. Sie bewegte sich von mir weg und warf das Fenster zu.
Davor stieß sie sich ab. Kraftvoll und rücklings. So segelte sie auch der Öffnung entgegen. Die Scheibe war nicht mehr vorhanden, nichts konnte sie stoppen, aber das wollte sie auch nicht. Lachend verschwand sie aus meinem Blickfeld und raste in die Tiefe.
Ich hatte mich einen Augenblick zu lange auf den Vorgang konzentriert. Das nutzte eine der Vampirkatzen aus, als sie sich abstieß und mir in die Seite sprang.
Ich stieß mit der Faust zu. Meine Knöchel hämmerten gegen ihre Zähne, noch einmal hämmerte ich, so daß sie nach unten fallen mußte. Dann nahm ich den Dolch; der Rest war leider schon etwas wie schaurige Routine. In meinem Nacken spürte ich die Kälte. Die Katzen hatte ich mir vom Hals geschafft.
Aber was war mit Mrs. Tenbroke?
Ich ging zum Fenster, beugte mich hinaus und sah meine schlimmsten Ahnungen bestätigt…
***
Der Hausmeister war froh darüber, daß die Quatschtanten die Halle verlassen hatten. Die Sache mit den Katzen wollte ihm nicht aus dem Kopf. Für ihn ging einiges nicht mit rechten Dingen zu, auch Sinclair hatte so ungewöhnlich reagiert. Irgendwie verharmlosend, als hätte er etwas zu verbergen oder wollte bewußt nichts sagen, um andere Menschen nicht zu beunruhigen.
Sinclair war nach oben in seine Wohnung gefahren. Der Inspektor Suko war ebenfalls noch nicht eingetroffen, und der Hausmeister wollte nicht zurück in seine Loge.
Sie kam ihm plötzlich vor wie ein Gefängnis, auch wenn sie von Glasscheiben umgeben war.
Überhaupt hatte er das Gefühl, in einem Hochhaus zu stecken, in dem es spukte. Vor kurzem hatte er zusammen mit seinem Sohn einen Film gesehen, wo Geister ein Hochhaus unter Kontrolle hielten und eine Familie terrorisierten. Damals hatte er über den Film gelacht, jetzt erinnerte er sich ständig daran.
Aber Poltergeister waren nicht vorhanden. Diese Vampirkatzen konnte man damit nicht vergleichen. Die Leere der Halle ließ ihn frösteln. Er hätte sich jetzt jemand zur Unterhaltung gewünscht, doch Sinclair und sein Kollege ließen sich nicht blicken.
Auch die Katzen nicht.
Immer wieder schaute er zu den Fahrstühlen, denn er rechnete damit, daß sich die Biester in den Kabinen aufhielten und wie eine mörderische Masse durch die Türöffnung quollen.
Als er sich dem Ausgang näherte, dachte er an den Container, in dem die Tiere versteckt gewesen waren. Der Mann konnte sich nicht vorstellen, daß sie diese großen Behälter freiwillig erklettert hatten.
Es mußte mehr dahinterstecken, und zwar jemand, der genau Bescheid wußte. Einer, der die Tiere lenkte. Davon würde auch Sinclair ausgehen, obwohl er es nicht so offen zugegeben hatte.
Der Hausmeister blieb an der Tür stehen. Jemand kam von außen und betrat das Haus. Einer der Mieter, die einem Job als Vertreter nachgingen und unregelmäßige Arbeitszeiten hatten.
»Schon fertig, Mr. Flagham?«
Der Vertreter lachte. »Nein, es geht am Nachmittag los. Da haben die Kunden Zeit. Ich werde mich noch etwas hinlegen, die Nacht war nicht besonders.«
Der Hausmeister starrte den Mieter an. Er überlegte, ob er ihn vor den Katzen warnen sollte.
»Ist was?«
»Nein, Mr. Flagham. Ich dachte nur gerade…« Er hob die Schultern. »Angenehme Ruhe.«
Flagham lachte. »Solange Sie hier sind und wachen, kann mir ja nichts passieren.«
Wenn du wüßtest, dachte der Hausmeister, wenn du wüßtest. Er hielt sich jedoch zurück und nickte nur. Sicherheitshalber wartete er ab, bis sich eine der Fahrstuhltüren geöffnet hatte. Es passierte nichts. Ihm zuwinkend betrat der Vertreter die Kabine und
Weitere Kostenlose Bücher