0585 - Das Doppelspiel des Arkoniden
schaltete sein Gerät ein.
Wir flogen in Richtung des Dorfes. Unter uns raste Tolot über den weichen Boden.
Bourax bekam große Augen.
„Ich wußte nicht, daß er so schnell ist!"
Ich mußte lachen.
„Er hat noch andere Qualitäten. Wer einen Haluter zum Freund hat, braucht sich keine großen Sorgen um seine Sicherheit zu machen."
Sein Gesichtsausdruck wurde nachdenklich. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß er in diesem Augenblick eine Art Heimweh nach der Flotte hatte. Vielleicht war er auch nur müde. Doch der Augenblick ging vorüber, ohne daß ich mit ihm über seine geheimen Gedanken sprechen konnte. Er gab sich einen sichtbaren Ruck und deutete nach unten.
„Sehen Sie sich das andere Flußufer an, dort wo die hohen Büsche stehen! Ich glaube, da liegt etwas."
Auch Tolot schien etwas entdeckt zu haben, denn er änderte seine Marschrichtung und näherte sich dem Fluß.
„Sehen wir uns die Sache an!" schlug ich vor.
Ich hatte mein Sprechgerät eingeschaltet, so daß die Bewußtseinsinhalte und Garjoudin in der Zentrale der UNTRAC-PAYT genau verstehen konnten, worüber wir uns unterhielten.
Als wir näherkamen, erkannte ich, daß zwischen den Büschen zwei Asporcos am Ufer lagen. Sie bewegten sich nicht. Das Wasser umspülte ihre Füße.
„Sie sind tot!" befürchtete Bourax. „Sehen Sie sich Tolot an."
Der Haluter stürmte in den Fluß und verschwand unter der Wasseroberfläche. Mit nahezu unverminderter Geschwindigkeit lief er am Grund weiter und tauchte auf der anderen Seite wieder auf.
„Das macht ihm nichts aus!" versicherte ich dem Renegaten.
Als wir landeten, hatte Tolot die beiden Asporcos bereits erreicht und untersucht.
„Tot!" stellte er lakonisch fest.
„Sie sind völlig abgemagert", sagte Bourax erschüttert.
„Verhungert!" fügte ich hinzu. „Genau, wie Perry vermutet hat.
Ich befürchte, daß sie überall schon zu Hunderten herumliegen.
Offenbar vergessen sie in ihrem Arbeitseifer sogar das Essen."
„Bringen Sie sie an Bord!" befahl ich Tolot. „Dort können sie untersucht werden. Wir wollen sichergehen, ob sie tatsächlich verhungert sind."
Mühelos hob der Haluter die beiden Toten auf und raste mit ihnen davon.
„Was jetzt?" fragte der Renegat. „Wie wollen wir vorgehen?"
„Es besteht kein Grund, unsere Pläne zu ändern. Wir fliegen zum Dorf und sehen uns dort um."
Wir hoben ab und flogen weiter. Ein paar Minuten später überquerten wir ein verödetes Feld. Ich ließ mich bis dicht über den Boden sinken. Es war deutlich zu sehen, daß hier einmal Stauden in großer Zahl gewachsen waren. Jetzt waren über die Hälfte davon vertrocknet. Die Früchte waren abgefallen und verfaulten am Boden.
„Niemand kümmert sich um die Ernte", stellte ich fest. „Wenn es überall auf Asporc so aussieht, steht den Eingeborenen eine Hungerkatastrophe ungeahnten Ausmaßes bevor."
„Glauben Sie, daß wir irgend etwas für die Asporcos tun können?" Mit dieser Frage bewies Bourax, daß er alles andere als ein gefühlloser Abenteurer war.
„Zunächst einmal müssen wir uns einen Überblick über das Ausmaß dieser unheilvollen Entwicklung machen."
Wir überflogen eine Anzahl von Feldern, die sich alle im gleichen heruntergekommenen Zustand befanden. Hinter einer Flußbiegung sahen wir dann das Dorf. Es bestand aus sechs Gruppen von je zwölf kreisförmig um einen freien Platz angeordneten Gebäuden. Das Licht der schrägstehenden Sonne enthüllte gnadenlos den Zustand, in dem sich die Häuser der Asporcos befanden. Ich sah zerbröckeltes Gemäuer und in sich zusammengefallene Dächer. Die freien Plätze waren verschmutzt. Am Rande des Dorfes lag ein halbes Dutzend Leichen. Ein Asporco, der unmittelbar vor dem Verhungern war, schleppte sich gerade in eines der Häuser.
„Das ist ja schrecklich!" rief Bourax erschüttert.
Ich nickte verbissen.
Wir landeten vor der ersten Häusergruppe. Hier lagen die Toten. Ein paar davon waren bereits in Verwesung übergegangen, aber auch darum schien sich niemand zu kümmern.
„Rühren Sie nichts an!" warnte ich Bourax. „Wir sind zwar breitenimmunisiert, aber niemand kann sagen, welche Seuchen hier ausgebrütet werden."
„Warum bestatten sie ihre Toten nicht?"
Darauf wußte ich keine Antwort. Vielleicht hatten die Asporcos auch dafür keine Zeit. Es war nicht ausgeschlossen, daß sie Tag und Nacht bis zur völligen Erschöpfung arbeiteten. Vom Raumschiff aus hatten wir beobachtet, daß an einer Stelle Leichen verbrannt
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