0585 - Der Mann, der eine Echse war
ein Lauffeuer verbreitete sich in der Echsenwelt die Nachricht, daß es die von Julian Peters geschaffene, rettende Brücke zwischen zwei Welten gab, und mehr als eine Million Sauroiden fand Gelegenheit, mit ihren Gelegen und ihrem Hausrat, mit ihren technischen Hilfsmitteln und ihren Hoffnungen und Träumen zum Silbermond zu wechseln.
Der Exodus dauerte nicht mal zwei Tage. Danach erlosch der Regenbogen langsam, und von der Echsenwelt sah und hörte niemand jemals wieder etwas.
Aber an einem völlig anderen Ort, irgendwo in Indien, nahe dem Ganges, sammelte ein Sauroide namens Charr Takkar einige Getreue um sich. Sie waren durch ein Weltentor zur Erde gekommen, statt mit den anderen über den Regenbogen zum Silbermond zu gehen, und in den subtropischen Wäldern würden sie unerkannt leben können.
Takkar hatte Zamorra verschont. Der Parapsychologe fühlte sich jetzt sicher. Aber Charr Takkar war immer noch da…
***
Anfang Juni in Indien:
Commander Bishop verließ das staubige Dorf. Er nahm an Ssacah-Ablegern mit, was übriggeblieben war. Die Echsenmänner, diese unheimlichen, schuppenhäutigen Wesen, die aus der Distanz wie Menschen aussahen, aus der Nähe aber Grauen erregten, beaufsichtigten seinen Rückzug.
Sie waren Relikte einer Ära, die auf der Erde vor rund 60 Millionen Jahren ihr Ende gefunden hatte.
Doch in einer Parallelwelt hatten die Saurier überlebt. Aus ihnen waren intelligente, menschenähnliche Wesen hervorgegangen.
Ihre Welt existierte nicht mehr. Aber die Sauroiden, die humanoiden Nachfahren der Urzeit-Dinos, hatten ihre Zivilisation retten können.
Bishop war einer der wenigen, die darüber informiert waren. Die Weltöffentlichkeit wußte nichts davon.
Die Weltöffentlichkeit wußte auch nichts vom Silbermond, der seit einigen Jahren neben dem Erdmond als zweiter Trabant diese Welt umkreiste -allerdings um einige Minuten in die Zukunft versetzt und in einer Traumsphäre verborgen. Das alles spielte sich auf einer magischen Ebene ab, über die nur wenige Lebewesen auf diesem Planeten informiert waren.
Bishop gehörte zu ihnen. Es war ihm gelungen, an dieses Wissen zu gelangen, und daraus hatte er seinen Plan für Ssacah entwickelt, den er nun abändern mußte.
Der ›Drachenmensch‹ zeigte sich nicht mehr. Er verzichtete auf eine Überwachung des Ssacah-Hohepriesters.
Aber Bishop hatte noch längst nicht aufgegeben. Er zog das nächste Register.
Als er weit genug vom Dorf entfernt war, stoppte er den Toyota.
Zurückfahren konnte er nicht, es hätte sich durch den Staub, den der Wagen auf der trockenen Fahrbahn aufwirbelte, nicht verheimlichen lassen. Aufmerksame Beobachter würden es auf jeden Fall bemerken. Daher mußte er den verbliebenen Ssacah-Ablegern den langen Weg zumuten.
Kriechend würden sie das Dorf nicht vor Sonnenuntergang erreichen.
Um das durchzuführen, woran sie vorhin gehindert worden waren.
Nur sah die Zielpersonen jetzt anders aus.
Sie bestand nicht mehr aus den menschlichen Bewohnern des Dorfes.
Zumindest nicht nur.
Ihr neuer Auftrag lautete, vordringlich die Echsenmänner zu infizieren.
Und ihren Anführer, den ›Drachenmenschen‹.
Ssacahs Hohepriester erteilte den Messing-Kobras die entsprechenden Anweisungen und setzte sie aus.
Dann fuhr er mit dem Geländewagen weiter.
Er selbst konnte jetzt nichts mehr tun. Nur noch abwarten…
***
Jener, den sie den ›Drachenmenschen‹ nannten, interessierte sich momentan für etwas anderes.
Er kümmerte sich um den alten Mann, der von der Messing-Kobra gebissen worden war.
Die metallische Schlange, die dabei entstanden war, erwischte er mit schnellem Griff und blockierte ihre Lebensfunktion mit seiner Magie.
Irgendwo, an einem anderen Ort, in einer anderen Dimension, fuhr der Dämon Ssacah wie von einem Nadelstich berührt zusammen. Er fühlte den Schmerz!
Der Schwarzhaarige ahnte, daß er den Dämon mit seiner Aktion provozierte. Er rechnete sogar fest damit. Aber es störte ihn nicht in seinem Vorhaben.
Ssacah würde es nicht riskieren, sich offen gegen ihn zu stellen - nicht jetzt, nicht zu diesem Zeitpunkt.
Sie waren so lächerlich, die Schwarzblütigen, die in der Welt der humanoiden Säuger herrschten. Die DYNASTIE DER EWIGEN stellte da schon wesentlich gefährlichere Gegner. Oder andere Mächte aus den Tiefen des Universums, die selbst den Sauroiden noch weitgehend unbekannt waren…
Den anderen Ssacah-Ableger, jenen, den ihm Bishop ohnehin zur Verfügung gestellt hatte, hatte der
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