0585 - Unterwelt
hinein, die sofort über ihm zusammenschlug.
Die Lippen hielt er fest zusammengepreßt. Das Zeug zu trinken, war der halbe Selbstmord.
Er spürte den schlammigen Untergrund und wollte erst gar nicht daran denken, in was er da trat. Die Strömung und die Strudel spülten ihn wieder an die Oberfläche.
Er riß die Augen auf und stellte fest, daß er bereits etwas abgetrieben worden war, und zwar in die Richtung, aus der sie auch gekommen waren – dem Ausgang zu.
Die Untote stand am Rand und starrte in das Wasser. Sie selbst traute sich nicht hinein. Ugly Monster aber warf sich nach vorn. Mit beiden Händen durchwühlte er die dreckigen, von Fäkalien verseuchten Fluten. Arme und Beine bewegten sich wie Windmühlenflügel. Er wollte weg, er mußte weg, nur so konnte er sein Leben retten. Was die anderen machten, war ihm jetzt egal.
So schwamm er weiter. Manchmal stellte er sich auch hin, denn das Wasser reichte ihm nur bis zum Gürtel. Da watete er dann weiter durch die braunen Fluten, ruderte mit den Armen, schaufelte mit seinen Händen das Wasser in die Höhe, geriet in eine heftigere Strömung, die ihm die Beine wegriß, und kämpfte sich weiter.
Das Ziel, das Ziel!
An nichts anderes konnte er denken. Er mußte den Schacht erreichen, ihn hochklettern, vielleicht Hilfe holen. Angetrunken war er längst nicht mehr. Der Schock hatte schon dafür gesorgt, daß er wieder nüchtern wurde.
Er heulte, sprach mit sich selbst, keuchte und schrie. Alles in einem. Er dachte nur an den Ausweg und sah jede Lampe an der Decke wie ein Fanal der Hoffnung an.
An einer Lücke im seitlichen Gestein klammerte er sich fest und schaute zurück.
Das Feuer war eine rötlich schimmernde Glutinsel, die von den schattenhaften Gestalten umgeben waren. Er hörte die Schreie, sah aber keinen Verfolger.
Raus aus dem Wasser.
Wie besessen rannte er auf dem rechten Gehsteig weiter, von der Angst gepeitscht, die wie ein gewaltiger Druck in seinem Nacken saß und ihn vorantrieb.
Die Steine waren glitschig. Er rutschte mehrmals aus, fing sich aber, stützte sich an der Wand ab und glaubte die frischere Luft zu spüren, die ihm von oben entgegenwehte.
Das war der Schacht, das war die Rettung!
Nur wenige Yards, dann hatte er sein Ziel erreicht. Er schrie vor Glück auf, prallte gegen die unterste Sprosse und stieß sich dabei den Kopf.
Der Schmerz ließ sich verkraften. Wichtig war, daß er sein Leben rettete.
Er war erschöpft, hatte Mühe, sich an den ersten Sprossen in die Höhe zu ziehen, und er dachte nicht mehr daran, den Kopf zu drehen. Hätte Ugly Monster es mal getan, denn hinter ihm lauerte sprungbereit der Vampir-Kater…
***
Princess Perfect hatte noch nach ihm geschlagen, ihn aber nicht erwischt. Ugly Monster war blitzschnell in der Brühe gewesen, und sie wußte, daß sie ihm dort nicht folgen konnte.
Aber das Blut war in der Nähe. Sie starrte aus kalten, leblosen Augen die anderen Freaks an. In ihrer Haltung erinnerte sie an eine Wahnsinnige. Fehlte nur das blutbefleckte Gewand und das ebenfalls blutbeschmierte Messer in der Hand, dann hätte sie eine perfekte Lucia di Lammermore abgegeben, die Hauptperson aus der gleichnamigen Oper.
Die anderen Freaks hatten alles beobachten können und wußten, daß es auch für sie tödlich werden konnte. Über das allmählich zusammensinkende Feuer hinweg starrten sie eine Gestalt an, die nur mehr äußerlich etwas mit ihrer früheren Princess Perfect gemein hatte. Ansonsten war sie zu einer blutgierigen Bestie geworden, die eben nur ein Ziel kannte. Das Stillen ihres Verlangens.
»Ich hole euch«, keuchte sie. »Ja, ich hole euch.« Sie lachte scharrend und schaute zu, wie sich die Freaks wie ängstliche Schafe zusammendrängten.
So entkamen sie ihr nicht. Okay, wenn sie sich in die Fluten geworfen hätten, schon, aber das kam für sie nicht in Frage.
Ihr Pech…
Cat und Carrigan standen zusammen. Sie hielt ihn am Arm fest, starrte auf die schreckliche Gestalt, die sich mit steifen Bewegungen dem Feuer näherte.
Sie würde es nicht überqueren, sondern herumgehen, da Flammen auch für Vampire tödlich waren.
»Noch haben wir Zeit!« flüsterte das Mädchen und drückte Cats Arm fester. »Tu was.«
Er nickte. »Wir hauen ab!«
»Und wohin?« fragte Yana, die ihn sehr wohl verstanden hatte.
»In die Gänge, verdammt! Wir müssen Verstecke finden. So lange jedenfalls, bis Ugly Hilfe geholt hat.«
Sam kicherte schnell. »Glaubst du denn, daß er das schafft?«
»Ja, das
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