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0585 - Unterwelt

0585 - Unterwelt

Titel: 0585 - Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schmutzig. Spritzer hatten sich bis zur Hälfte hoch verteilt. Auch der Saum zeigte einen braunen Rand. Die beiden Schmetterlingsschleifen in den Haaren hatten sich gelöst. Wie Fahnenfetzen umzitterten sie den Kopf.
    Sie gehörte zu ihnen und war trotzdem eine Fremde. Sehr bedächtig streckte sie den Arm aus. Aus dem Ärmel schlüpfte die Hand hervor. Die Finger wirkten lang und bleich. Mit der anderen Hand hielt sie noch die Decke fest, die sie den Weg hinter sich hergeschleift hatte.
    Ugly Monster wollte seine Braut ansprechen, doch er traute sich auf einmal nicht mehr. Es war die Aura, die ihn störte. Trotz seiner Aggressivität gehörte er zu den sensiblen Menschen, die Veränderungen sehr rasch erkannten.
    Mit Princess Perfect stimmte etwas nicht. Das lag nicht allein an ihrer Krankheit, es mußte etwas anderes sein. Ihm kam es vor, als wäre sie einem schlimmen Geist begegnet.
    Dann hob sie den Kopf. Ebenso träge und langsam wie den Arm.
    »Hi«, sprach sie gegen das leise Knistern des Feuers an. »Da seid ihr ja. Schön, euch wiederzusehen.«
    Sprach tatsächlich sie die Worte? Oder steckte etwa ein Automat in ihr, denn die Stimme klang sehr fremd und so anders, als hätte P.P. sie bewußt verstellt.
    »Ja, wir sind noch da!« erwiderte Ugly Monster.
    »Wie schön.« Sie kam vor. Jeder sah den Glanz in ihren Augen, der nicht vom Widerschein des Feuers stammte, sondern ein anderer war, als käme er nicht von dieser Welt.
    Trotzdem sah sich Ugly Monster gefordert. Er war schließlich der Chef, der Anführer, und Princess Perfect gehörte noch zu ihm. Er versuchte es mit einem Witz. »Willst du mir endlich zum Geburtstag gratulieren?« Er hatte spöttisch fragen wollen, was ihm nicht gelungen war. Zudem lachte niemand.
    »Geburtstag?« wiederholte sie leise.
    »Ja, den habe ich heute.«
    »Ach so – ja…«
    »Wo warst du denn, Princess Perfect?«
    Sie hob die Schultern. »In der Nische. Ich… ich habe dort jemand getroffen.«
    »Und wen?«
    Nach dieser Frage breitete sich ein gespanntes Schweigen aus. Jeder wartete auf die Erwiderung.
    P.P. bewegte sich vor und zurück. Es sah so aus, als würde sie fallen, aber sie hielt sich. »Ich habe einen Freund, der hat… vier Beine.«
    Sam prustete los, aber Cat trat ihm dafür auf den linken Fuß.
    »Es war der Teufel, Freunde!« zischte sie. »Wißt ihr, daß er mir auf die Schulter gesprungen ist.« Sie klopfte mit der Handfläche dorthin. »Da hat er gehockt.«
    »Und weiter?« flüsterte Carrigan.
    »Dann hat er mich gebissen!«
    Schweigen. Keiner wußte auf diese Erklärung etwas zu erwidern.
    Die Freaks schauten sich um. Yana kicherte hinter der vorgehaltenen Hand, mehr traute sie sich nicht.
    »Er… er hat dich gebissen, Princess?«
    »Aber sicher, Ugly.«
    »Wo denn?«
    Sie lächelte mit geschlossenem Mund. Einen Arm hielt sie auch weiterhin ausgestreckt. Sie bewegte nur einen Finger, als sie flüsterte: »Dann komm mal her und schau es dir an, Süßer. Los, ich werde dir zeigen, wo mich der Kater gebissen hat.«
    Ugly Monster wollte nicht. Er schaute zurück, aber die anderen Freaks taten nichts. Er war an der Reihe, ihn hatte P.P. aufgefordert, und sie hielten sich nicht ungern zurück.
    »Willst du nicht, Ugly-Darling? Hast du Furcht vor mir bekommen.« Wieder bewegte sich der Finger. »Na komm schon! Ich will es dir zeigen, bleib nicht stehen.«
    Ugly Monster hob die Schultern, bevor er nickte. »Gut«, sagte er dann. »Ich werde es mir ansehen. Vielleicht hat dich die Katze auch nur gekratzt. Da mußt du aufpassen, Süße, daß sie keine Krankheiten in die kleinen Wunden mitbringt.«
    »Nein, sie hat mich gebissen.«
    Ugly Monster konnte sich keine Blöße mehr erlauben. Die Freaks reagierten sehr sensibel, wenn sich ihr Boß Schwächen erlaubte. Da konnte ein Anführer leicht abgeschossen werden.
    So unwohl war ihm selten in seinem Leben gewesen, wie in diesen langen Augenblicken. Bei jedem Schritt, den er setzte, bewegten sich auch die Haare, so daß die Glöckchen anfingen zu klingeln.
    Nur Princess Perfect lachte. »Es ist wie Weihnachten, wenn das Christkind kommt!« flüsterte sie.
    Niemand reagierte auf diese Bemerkung. Die übrigen Freaks standen da wie frierend, eingepackt in eine unheimliche Stille. Das Rauschen des Abwassers hörten sie nicht mehr, daran hatten sie sich bereits gewöhnt. Auch das Feuer hatte lange keine frische Nahrung mehr bekommen und war dementsprechend heruntergebrannt.
    Noch einen Schritt, dann hatte Ugly Monster

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