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0585 - Unterwelt

0585 - Unterwelt

Titel: 0585 - Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nassen Fläche, schlug mit einer Pfote gegen die Scheibe und hätte beinahe noch einen der Wischer abgerissen.
    Weg! Nur weg! dachte er. Jerry Long traute es der Katze durchaus zu, daß sie die Frontscheibe zertrümmerte und ihn angriff. So schnell war er selten gestartet.
    Der Wagen ruckte an, die Katze schüttelte es durch, sie blieb aber sitzen.
    Dann drehte Jerry Long heftig das Lenkrad nach rechts und links, damit der Wagen in schlingernde Bewegungen geriet, aber trotzdem nicht in den Graben rutschte.
    Die Katze konnte sich auf der glatten Kühlerhaube nicht halten.
    Sie wurde nach links gedrückt, rollte herum und war plötzlich verschwunden.
    Das Tier tauchte auch nicht mehr im Lampenschein auf. Jerry Long atmete tief durch. Er wußte nicht genau, ob nur Nässe auf seinem Gesicht lag oder auch Schweiß.
    Wahrscheinlich vermischte sich beides.
    Von Müdigkeit spürte er keine Spur mehr. Er war richtig aufgewühlt worden und raste davon. Das Erlebnis in dieser rabenschwarzen Regennacht würde er niemals vergessen. Eine Katze mit Vampirzähnen – wer würde ihm das glauben?
    Keiner. Deshalb beschloß er auch, sein Erlebnis für sich zu behalten.
    ***
    »Heute nacht werde ich sterben und anschließend wieder zum Leben erweckt werden, Mum…« Cathy Child hatte den Satz mit einer dermaßen ernsten Stimme gesprochen, daß sich ihre Mutter erschreckte.
    »Was redest du denn da, Kind?«
    Die blonde Cathy nickte. »Mummy, ich werde sterben und dann doch nicht tot sein.«
    Lorna Child räusperte sich. »Mal ganz ruhig und wieder von vorn, mein Schatz. Mit so etwas scherzt man nicht. Du wirst heute ins Bett gehen und ebenso normal aufwachen wie immer.«
    »Nein, Mum! Heute nicht.«
    Cathy saß ihrer Mutter gegenüber. Sie trug bereits ihr Nachthemd und darüber einen Bademantel. Ihr Gesicht, von blonden Haaren umrahmt, war bleich und wirkte sehr ernst; die Augen jedoch schauten nicht traurig drein.
    Es war verrückt, was Cathy da gesagt hatte, aber irgendwo doch verständlich. Lorna mußte daran denken, daß ihr Kater Mickey verschwunden war. Cathy hatte gesehen, wie Mickey im Garten von einem Fremden gepackt und auch gebissen worden war. Er hatte sich verändert, ihm waren zwei Vampirzähne gewachsen, und Harold Child, der momentan nicht im Haus war, hatte sogar die Polizei darüber informiert. Bisher jedoch war nichts geschehen. Kein Beamter hatte am vergangenen Tag nachgefragt.
    Lorna Child fühlte sich unwohl. Plötzlich gefiel ihr das einsam stehende Zuhause nicht mehr. Die Familie wohnte in einem Gartenhaus inmitten eines entsprechenden Gartengeländes. Sie waren die einzigen, die das Haus ausgebaut und so isoliert hatten, daß sie das ganze Jahr über hier leben konnten. Zum Haus gehörte ein Garten, der sich in zwei Hälften teilte. In einen Nutz- und einen Ziergarten.
    »Wie kommst du denn darauf, Cathy?«
    Die Zwölfjährige hob die Schultern. Für ihr Alter war sie ziemlich klein und auch noch verspielt. »Ich habe es einfach im Gefühl, Mum.«
    »Und wer sollte ausgerechnet dich töten wollen, Kind?«
    »Nicht töten, Mummy, in ein anderes Leben führen, wenn du verstehst. Mickey wird kommen und mich beißen. Er hat so lange Zähne, der ist ein Vampir geworden.«
    »Hör doch auf, Kind, wer soll dir das glauben?«
    »Ich weiß es, Mum.«
    »Ja, aber ich kann es dir nicht abnehmen. Möchtest du bei uns im Bett schlafen?«
    »Nein, in meinem Zimmer. Ich warte auf ihn. Er… er kommt ganz bestimmt, glaub mir.«
    »Und woher weißt du das?«
    Cathy lächelte und schaute dabei gegen das Fenster, hinter dessen Scheibe der Regen in langen Fäden aus tiefhängenden Wolken rann und das Land überschwemmte. »Es ist ein Gefühl, Mum. Ich stehe mit Mickey in Verbindung. Er war von klein auf mein Kater, meine Katze, ich habe ihn großgezogen, ich gab ihm damals die Flasche, weil er noch zu jung war. Ich kann mich noch genau daran erinnern, er sicherlich auch.«
    »Cathy, dein Mickey ist ein Tier, kein Mensch. Er… er …« Lorna hob die Schultern. »Er hat keine Erinnerung daran. Das ist alles Unsinn, du spinnst dir etwas zusammen, Kind. Selbst die Polizei hat uns nicht geglaubt, Kind.«
    »Woher weißt du das?«
    »Dann wäre jemand gekommen.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    Cathy drehte den Kopf und lehnte sich zurück. Sie trank die letzte Milch aus ihrem Glas. »Polizisten sind komisch, Mum. Die glauben nur das, was sie auch sehen.«
    »Stimmt.«
    »Sie konnten mir nicht glauben. Es ist ja noch nichts geschehen, weißt

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