0585 - Unterwelt
seine Braut erreicht.
Jetzt bimmelten die Glöckchen, weil er so stark zitterte. Mit der Zungenspitze zeichnete er die blau geschminkten Lippen nach und sah, wie Princess Perfect den Kopf nach rechts drehte, damit ihr Hals an der linken Seite zu sehen war.
»Da, schau hin, Ugly-Darling. Dort hat er mich gebissen. Siehst du die Stellen?«
Er schaute nach. Die Punkte waren kaum zu erkennen, dafür jedoch die beiden langen Streifen, die über die Haut am Hals rannen.
Die erinnerten ihn an eingetrocknetes Blut…
»Na… was siehst du?«
»Nicht viel, ich…«
»Es war auch kein normaler Katzenbiß, Ugly-Darling. Das Tier besaß etwas Besonderes. Unter anderem zwei unheimliche Zähne im Oberkiefer. Kennst du das? Vampirzähne!« Das letzte Wort hatte sie gekreischt und war gleichzeitig herumgefahren. Noch in der gleichen Sekunde hämmerte sie ihre Hände auf Ugly Monsters Schultern, riß ihn zu sich heran und öffnete ihren Mund.
Aus einer Handbreite Entfernung starrten sich die beiden Personen an. Ugly Monster konnte die Zähne einfach nicht übersehen, die seiner Braut gewachsen waren.
Wie kleine Messer stachen sie aus dem Oberkiefer. Das war keine Täuschung: sie besaß zwei Vampirhauer!
***
Ugly Monster glotzte ungläubig wie nie zuvor in seinem Leben. Er hörte auch das Zischen, das ihm entgegenwehte und die Haut in seinem Gesicht streifte.
Ein bösartiges Geräusch, widerlich und auch irgendwo unmenschlich. Er sah alles und wollte es trotzdem nicht glauben. Nein, P.P. hatte sich ein Gebiß zugelegt. So etwas gab es ja, da konnte man Menschen immer mit erschrecken. Auch er war darauf reingefallen.
Es dauerte Sekunden, bis sich Ugly Monster von seiner Überraschung erholt hatte und zurückspringen wollte, was Princess Perfect aber nicht zuließ, denn sie hielt ihn eisern fest, und ihre beiden Hände lagen wie Stahlplatten auf seiner Schulter.
Er keuchte, wollte sich in die Knie drücken, aber die Finger seiner Braut besaßen eine nie gekannte Stärke und Kraft. Dabei lachte sie mit weit aufgerissenem Mund, damit er all ihre Zähne deutlich sehen konnte, besonders die beiden neuen.
War das echt?
Bis vor einer Minute hätte er nie daran geglaubt. In diesem Fall jedoch sah er die Sache anders. Außerdem mußte er seine Freunde warnen. Als Chef oder Ober-Freak besaß er auch so etwas wie Verantwortungsgefühl den anderen gegenüber.
Deshalb seine Schreie. »Ein Vampir. Sie ist ein Vampir, verdammt! Haut ab!«
Princess Perfect lachte kreischend und schritt in die Rufe und Schreie der anderen hinein. Sie fühlte sich in ihrem Element und stieß ihren Kopf vor.
Als Blutsaugerin war sie neu im Geschäft. Sie besaß noch keine Routine in diesen Dingen, deshalb konnte Ugly Monster auch einen Trick anwenden.
Mit einem blitzschnellen Tritt säbelte er ihr beide Beine weg. Sie verlor den Stand, klammerte sich aber fest, fiel dabei nach hinten und riß Ugly Monster mit.
Beide prallten auf den Boden.
Er lag auf ihr, doch sie wollte ihn trotzdem beißen und ihre Zähne in seinen Hals hacken. Durch eine gedankenschnelle Kopfbewegung drückte Ugly Monster seinen Schädel nach vorn.
Die beiden Zähne erwischten nur die toupierten Haare mit den Glöckchen darin und hakten sich dort fest. Da sie zudem ihren Kopf bewegte, spürte der junge Mann die Schmerzen, als sollte jeder Haarzopf einzeln ausgerissen werden.
Nur mühsam unterdrückte er die Schreie und riß trotz der beißenden Schmerzen den Kopf zurück.
Diesmal brüllte er auf, aber er kam frei, warf sich herum und überrollte sich.
»Haut ab!« brüllte er über das Feuer hinweg den anderen Freaks zu. »Verdammt noch mal, haut ab!«
Sie standen da wie festgewachsen und rührten sich nicht von der Stelle. Ugly Monster heulte vor Wut. Er war zu einem zitternden und greinenden Nervenbündel geworden. Was man ihm da vorsetzte, das war schon verdammt brutal.
Auch die Vampirin kam wieder auf die Beine. Sie schloß den Mund erst gar nicht mehr.
»Ich kriege dich!« kreischte sie. »Ich kriege dein Blut, Ugly-Darling. Ich hole es mir!«
Der Junge wurde von einer Welle der Panik überschwemmt. Dennoch fiel ihm etwas ein. Irgend jemand hatte ihm mal erzählt, daß fließendes Wasser für Vampire tödlich war.
Und neben ihm floß das Wasser. Zwar eine stinkende, verdammte Brühe, nur wenn es um das nackte Leben ging, kam ihm so etwas gerade recht.
Als sie sprang, stieß auch er sich ab. Dabei wuchtete er sich nach rechts. Er fiel wie ein Klotz in die Brühe
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