0586 - Gasthaus zur Hölle
Lichtkegel der Lampe. Dort oben hatte der Ghoul wieder seine widerliche Nahrung gefunden.
Ihn selbst sah er nicht.
Die Chancen, ihn in seiner eigenen Welt einzuholen, waren relativ gering. Durch seine schleimige Masse gelang es dem Ghoul, sich immer wieder besser voranzubewegen. Der konnte auf diese Art und Weise jede Lücke ausnutzen.
Suko stolperte weiter bis zu einer Stelle, wo ihm der Gang versperrt war. Steine und Lehm bildeten einen Hügel. Aber der Ghoul war auch darüber hinweggekrochen, wie Suko riechen konnte, deshalb versuchte er es auf die gleiche Art und Weise.
Er räumte einiges an Geröll zur Seite und konnte seinen Weg tatsächlich fortsetzen.
Weiter ging es…
Helles Licht tötete die Finsternis des Tunnels. Würmer, Spinnen, Raupen und anderes Kleingetier huschten über die Wände und den Boden, bevor sie in irgendwelchen Verstecken verschwanden.
An manchen Stellen war die Erde feucht, da schmierte der Chinese dann hindurch.
Nach seiner Rechnung mußte er die Grenze des Friedhofs schon erreicht haben. Wahrscheinlich bewegte er sich jetzt unterhalb der normalen Straße entlang.
Schweiß bedeckte sein Gesicht. Er hatte sich mit den Schmutzspuren auf seiner Haut vermischt. Der widerliche Geschmack wollte aus der Kehle des Inspektors einfach nicht verschwinden. Immer öfter hatte er das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
Und so rutschte er weiter. Seine Kleidung bestand nur mehr aus dreckigen Lappen. Löcher in der Decke, also Zugänge zu Gräbern, entdeckte er nicht mehr. Wahrscheinlich befand er sich dicht vor dem Ziel.
Wehte ihm nicht etwas frischere Luft entgegen? Suko hielt inne und drehte seinen Kopf ein wenig nach links, der Tunnelwand zu.
Ein weicher Hauch streifte tatsächlich über seine Wange. Sukos Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
Der Ausgang lag nicht mehr weit entfernt.
Dabei vergaß er seine Vorsicht nicht. Suko rechnete immer noch mit einem heimtückischen Überfall. Er kannte die Rücksichtslosigkeit der Ghouls. Sie traten selten zum offenen Kampf an, sie überlisteten und töteten dann.
Der Gang nahm an Höhe zu. Der Eindruck, bessere Luft zu atmen, hatte sich bei Suko verstärkt. Er leuchtete wieder nach vorn und sah die Schräge, die in die Höhe zu einem Ausgang führte.
Fast geschafft!
Der Ghoul ließ sich nicht blicken. Wahrscheinlich wußte er, wer ihm auf den Fersen war und wie gut dieser Verfolger bewaffnet war.
Eine Silberkugel nur reichte.
Suko schaltete die Lampe aus, weil er sich von dem künstlichen Licht nicht irritieren lassen wollte. Er hatte gut daran getan, denn vor ihm wurde die Finsternis des Ganges durch einen blassen und unregelmäßig wirkenden Lichtfleck unterbrochen.
Der Ausgang, die normale Welt, die Freiheit!
Suko bewegte sich auf Händen und Füßen die Schräge hoch. Der Lichtfleck nahm an Schärfe und Gestalt zu. Er sah viereckig aus, auch wenn er von Schatten durchzogen wurde, die sich als tarnende Zweige herausstellten. Es war fast so wie beim Eingang auf dem Friedhof.
Noch wenige Schritte, dann hatte Suko den Ausgang erreicht. Er wollte die Zweige zur Seite schieben, als in seinem Hirn ein Warnsignal auf jaulte.
Den Grund wußte er nicht, es war einfach da. Suko war es gewohnt, darauf zu hören.
Er bugsierte die trennenden Zweige nicht zur Seite. Dafür schob er sich etwas zurück und tastete gleichzeitig nach seiner Beretta.
In diesem Augenblick geschah es. Blitzschnell verdunkelte sich der Ausgang, klaffte dann auf, und etwas rammte mit ungeheuer starker Wucht hindurch.
Es war breit, es glänzte, es war eine mörderische Mordwaffe.
Das Blatt eines Spatens!
***
Reflex, Können und Glück retteten Suko davor, möglicherweise tödlich getroffen zu werden. Er hatte sich nach hinten und gleichzeitig zur Seite geworfen, drückte sich tief gegen den schmutzigen Boden und hörte über sich den dumpfen Einschlag, als das blanke Spatenblatt rechts in die Tunnelwand rammte.
Zwischen seinem Kopf und dem Spatenblatt hätte keine Hand mehr gepaßt, so schmal war die Lücke geworden.
Sofort zog Suko die Beine an. Er rechnete mit einem Nachfolgen des Ghouls. Als die Füße jedoch vorschnellten, trafen sie kein Ziel.
Der Ghoul hielt sich zurück.
Suko schob sich unter dem Spaten hinweg und nahm ihn als Waffe. Das Blatt besaß genügend Schärfe, um die hinderlichen Zweige vor dem Ausgang zerhacken zu können. Viermal schlug Suko kräftig zu, dann war der Weg für ihn frei.
Den Spaten behielt er in der linken Hand, mit der
Weitere Kostenlose Bücher