0587 - Mumien in Moskau
hin zur Seite schob.
Sie betraten die Halle.
Zum Glück nicht sehr groß. Überschaubar, mit einem halbrunden Rezeptionstresen, mehreren kleinen Sitzgruppen, fünfeckigen Tischen, Teppichen, einem Flügel, an dem niemand saß, und auch die Sessel waren von keinem Gast besetzt.
Selbst hinter der Rezeption stand niemand.
»Das verstehe ich nicht.« Golenkow schüttelte den Kopf. »Draußen stehen die Wagen der Fernseh-Teams, und hier ist es tot wie auf einem Friedhof.«
Suko blieb in der Hallenmitte stehen und ließ seinen Blick schweifen. Dabei hob er die Schultern. »Wo sollte denn die große Modenschau stattfinden?«
»In den Tagungsräumen.«
»Weißt du, wo die sich befinden?«
Wladimir nickte. »Ich kenne den Laden, war zweimal hier. Komm mit.« Der KGB-Mann ging vor bis zu einer braunen, ungewöhnlich breiten Tür, die schalldicht war.
Vor ihnen öffnete sich ein langer und auch sehr breiter Raum. Man hatte ihn vom langen Konferenztisch befreit, dafür war ein Laufsteg aufgebaut worden, der zu einer Bühne hinlief, wo ein Vorhang offenstand. Er verdeckte sonst den Blick auf die provisorisch eingerichteten Umkleidekabinen und Schminkboxen.
Rechts und links des Laufstegs schritten Suko und Golenkow entlang. Plötzlich erschien eine Frau am Ende des Laufstegs. Sie erschrak heftig, als sie die Fremden sah.
Golenkow begrüßte sie. Die Frau trug einen grünen Kittel und war wohl für das Säubern zuständig.
»Wo findet denn die Schau statt?« erkundigte sich der KGB-Mann.
»Nicht hier.«
»Hat man sie abgesagt?«
»Njet.« Sie schüttelte den Kopf. »Im Park wollen sie die Mode vorführen.«
»Ach so.«
Die Frau warf einen Blick auf ihre Uhr. »In ungefähr zwanzig Minuten fangen sie an.«
»Sind denn die Gäste eingetroffen?«
»Die sind da.«
»Weshalb ist die Rezeption nicht besetzt?«
Die Putzfrau legte die Stirn in Falten, verzog dabei noch den Mund und hob die Schultern. »Da kann ich nur raten.«
Wladimir lächelte freundlich. »Dann raten Sie mal.«
»Da sind einige in den Keller gegangen. In den alten Teil des Klosters, der vom Hotel getrennt ist.«
»Ach – und warum?«
»Keine Ahnung. Sie waren sehr aufgeregt. Dort soll es Erscheinungen gegeben haben.«
Golenkow schritt näher an die Bühne heran. »Erscheinungen? Welcher Art denn?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe mich nicht hinuntergetraut.«
»Aber Sie kennen den Weg?«
»Ja… schon.«
»Würden Sie ihn uns zeigen?«
Die Raumpflegerin verzog das Gesicht. »Tut mir leid, ich muß meiner Arbeit nachgehen…«
Das nahm ein Mann wie Wladimir Golenkow nicht hin. Mit einem Satz sprang er auf den Laufsteg, stand plötzlich vor der erschreckten Person, lächelte noch immer – diesmal eisig – und zeigte ihr den Ausweis. »Muß ich noch etwas sagen?«
»Nein, nein, ich kann lesen.«
»Dann werden Sie uns bestimmt den Gefallen tun und uns den Eingang zum alten Teil des Klosters zeigen.«
Sie nickte und hatte trotzdem einen Einwand. »Es ist ein Keller, in den Fels gehauen.«
»Das werden wir schon sehen.«
»Was war denn?« fragte Suko, als sie zusammen mit der Putzfrau den Raum verließen.
Wladimir Golenkow gab ihm in Kurzform die Übersetzung des Gesprächs bekannt.
Der Inspektor konnte sich nur wundem, aber er sprach gleichzeitig eine Warnung. »Wir sollten uns vorsehen. Vielleicht liegt in diesem alten Teil der Schlüssel des Geheimnisses verborgen.«
»Damit rechne ich sogar.«
Sie gingen an der Küche und an kleinen Bürotüren vorbei, dann eine Treppe hinunter, die in einem mit grauen Fliesen bedeckten Kellerflur mündete, wo sich eine graue Eisentür kaum von der Wand abhob.
»Da… dahinter«, sagte die Frau.
»Ist die Tür verschlossen?« fragte Wladimir.
»Jetzt wohl nicht mehr. Brauchen Sie mich noch?«
»Nein, Sie können gehen, danke.«
Die Frau verschwand wie ein geölter Blitz und ließ die beiden Männer allein zurück.
Golenkow umfaßte den Türgriff und zog kräftig daran. Das war auch nötig, um die schwere Tür in Bewegung zu bekommen. Bei ihr hatte man an nichts gespart. Sie trennte praktisch zwei Welten, die neue und die alte.
Bisher hatten sie keine Hinweise auf irgendwelche dämonische Aktivitäten bekommen, doch Suko wurde das Gefühl nicht los, daß in der Tiefe etwas lauerte.
Zunächst einmal sahen sie nichts. Muffige, verbrauchte und feuchte Luft schlug ihnen entgegen. Die Wände bestanden aus Felsgestein. Man hatte es nicht geglättet, sondern die Höhle und die Treppe kurzerhand
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