0588 - Das Ding aus dem Koffer
dünner Schweißfilm gelegt. Wenn sie die Hand zu stark bewegte, rutschte der Griff, als wäre er mit Schmierseife eingerieben worden.
Und so ging sie weiter. Ihr Ziel war die Tür, die sie weiter öffnen musste.
»Und noch eines, Lady. Versuch keine Tricks. Wenn du um Hilfe schreist, bist du verloren, dann schlage ich zu. Für dich reicht eine Kugel an der richtigen Stelle.«
»Ja, ich weiß.«
»Dann werden wir wohl klarkommen.«
Helen hatte die Tür aufgezogen. Vor ihnen lag die große Lagerhalle mit ihren haushohen, voll gestopften Regalen. Zum eigentlichen Auktionssaal musste sie nach links gehen. Dort waren die Türen zum Lager hin nicht geschlossen. Sie hörte die stets etwas blechern klingende Stimme des Auktionators, die bis in die Halle schallte. Der Mann versteigerte zuerst die größten Teile. Es ging dabei um eine Einbauküche, die aus irgendwelchen Gründen den Weg zur Versteigerung gefunden hatte.
Ansonsten war die Halle leer. Jedenfalls konnte Helen keinen der Arbeiter entdecken, obwohl sie wusste, dass sich die Männer auch während der Versteigerung im Lager aufhielten, denn sie sorgten für Nachschub. Die Gegenstände waren schon zuvor bereitgestellt worden. Sie mussten nur noch in den Versteigerungsraum geschafft werden.
Auch ein gewisses Summen hörte sie. Helen kannte das Geräusch. Es waren die Reifen der Gabelstapler. Angst stieg in ihr hoch und erreichte die Kehle. Wenn der Fahrer um eine bestimmte Ecke bog und in den Gang rollte, würde er den Mann mit der Maschinenpistole sehen.
Dem blieb anschließend nichts anderes übrig, als zu feuern, denn Zeugen konnte er nicht gebrauchen.
Sie war stehen geblieben. Plötzlich kam ihr der Koffer doppelt so schwer vor. Hinter sich hörte sie das Flüstern des Fremden. »Jetzt kann der andere nur beten.«
Sekunden vergingen. Das Summen der Räder steigerte sich nicht.
Der Stapler rollte vorbei. Zwei Quergänge weiter wurde er ziemlich schnell gefahren und war nur noch ein Schatten.
Der Graue lachte leise. »Da hast du ja Glück gehabt, Lady. Verdammtes Glück.«
»Ja, ich weiß.«
»Wohin jetzt?«
»Wir müssen nach rechts gehen.«
»Und wie weiter?«
»Im, im Hintergrund der Halle gibt es eine schmale Tür. Die müssen wir nehmen.«
»Schön. Wo landen wir?«
»Auf dem Hof.«
Der Graue nickte, was Helen nicht sehen konnte. »Dann sei doch mal so nett und geh so langsam vor wie immer. Noch etwas. Pass auf den Koffer auf! Du kannst dir nicht vorstellen, wie wertvoll er ist.«
Helen Taylor wusste nicht, woher sie den Mut nahm, die nächste Frage zu stellen. »Was befindet sich denn darin?« hauchte sie.
Da hörte sie das Lachen. »Was der Koffer enthält? Etwas sehr Interessantes, Lady, etwas sehr Interessantes. Ich würde dir jedoch nicht raten, nachzusehen. Es könnte möglicherweise tödlich für dich enden, verstehst du…?«
Sie nickte und spürte tatsächlich, dass sich in dem Koffer etwas bewegte. Ihre Gänsehaut nahm noch zu…
***
Verloren kam ich mir vor, als ich zwischen den ersten hohen Regalen stehen blieb. Die Halle war haushoch gebaut worden. Unter der Decke brannten starke Lampen, die ihr Leuchtstoffröhrenlicht wie helle, inselartige Flecke verteilten.
Der Boden bestand aus gestrichenem Beton, und in den einzelnen Regalen stapelten sich die Waren. Was da alles lag, darüber konnte ich nur staunen. Es war wirklich sagenhaft, und all die Dinge würden irgendwann zur Versteigerung freigegeben, falls man sie nicht vor dem angesetzten Termin einlöste.
Die Stimme des Auktionators empfand ich als quäkend und gleichzeitig langweilig. Man hörte dem Mann an, dass er seinen Part nur einfach herunterrasselte, ohne dabei innerlich beteiligt zu sein. Dem machte der Job wohl keinen Spaß mehr. Ich hätte auch keine Freude daran empfunden, eine Küche zu versteigern.
Ein Summen unterbrach meine Gedanken. Es ertönte von links.
Ein Ungeheuer schob sich durch den Gang. Die vorgestreckten, stählernen Arme transportierten eine Platte, auf der rot lackierte Küchenmöbel standen.
Ich ging zur Seite und erntete noch einen wütenden Blick des Fahrers, als der Stapler an mir vorbei rollte. Seine langen, breiten Stahlzinken konnten zu gefährlichen Waffen werden. Mir fiel ein Fall in New Orleans ein, als ich von einem Gabelstapler durch eine riesige Obsthalle gejagt worden war und mit viel Glück entkam. [1]
Der Stapler verschwand, nachdem er in eine große Linkskurve gefahren war. Auch ich ging weiter.
Es war Terry Boone, der
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