0588 - Das Ding aus dem Koffer
dunkelblonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, so dass ihr Gesicht noch bleicher wirkte, als es sowieso schon war.
Das hatte seinen Grund.
Hinter ihr sah ich Terry Boone, den eiskalten Gangster. Er hielt eine Maschinenpistole in den Händen, deren Mündung er gegen den Rücken der Frau gedrückt hatte und ihr somit klarmachte, was er sich so vorstellte.
Noch etwas faszinierte mich. In der rechten Hand trug die Frau einen Koffer.
Wer sie war, darüber konnte ich nur spekulieren. Denkford hatte von seiner Assistentin oder Sekretärin gesprochen, die er vermisste.
Wahrscheinlich war es die Dunkelblonde.
Auf der Kreuzung musste sie halten. Blitzschnell zog ich den Kopf zurück und tauchte zwischen die Koffer und Taschen, wobei ich darauf achtete, dass das Leder keine allzu lauten Geräusche abgab und nicht anfing zu knarren.
Es ging alles glatt.
Ich konzentrierte mich. Von der Versteigerung war hier nichts mehr zu hören. Hin und wieder hörte ich die Stimmen der Arbeiter durch die Halle schwingen.
Boone war mit einem misstrauischen Wolf zu vergleichen. Er schaute sich sehr genau um und traf erst einmal keine Anstalten, seinen Weg fortzusetzen.
»Okay.« Sehr schwach erreichte die Stimme meine Ohren. »Okay, Lady, bisher ist alles glatt gegangen. Jetzt werden wir weitergehen. Du weißt ja wohin.«
»Ist gut.«
Ich hörte die Schritte, auch wenn sie behutsam gesetzt wurden.
Bevor ich mich wieder aufrichtete, ließ ich einige Sekunden verstreichen. Dann schaute ich auf die Rücken der beiden.
Der Mann ging nicht direkt hinter seiner Geisel, sondern etwas nach links versetzt. Die Mündung der Waffe hatte er ihr in den Rücken gedrückt. Deutlicher erkannte ich den Koffer. Er wirkte sehr klobig und bestand nicht aus Leder. Es sah aus, als wäre er aus Holz gefertigt. Ein kastenartiger Gegenstand, der bestimmt nicht leicht zu tragen war. Er schwang bei jedem Schritt auf und nieder.
Das also war er!
Trotz meiner eingeklemmten Lage schüttelte ich den Kopf. Damit hätte ich nicht gerechnet. Wenn ich an einen Koffer dachte, dann nur an einen aus Leder, wie ich ihn auch mitnahm, wenn ich verreiste.
Boone ahnte nicht, dass er beobachtet wurde, obwohl er zu den Typen gehörte, die Gefahr rochen. Meine Gedanken überschlugen sich, suchten nach einem Ausweg, denn ich musste die Geisel befreien. Einfach würde es bei einem rücksichtslosen Menschen, wie Boone es war, nicht sein. Der drehte durch, wenn ihn jemand von seinem Vorhaben abhalten wollte.
Wer so durch die Halle schlich, konnte nur ein Ziel haben. Irgendeinen der Ausgänge, die am hinteren Teil der gewaltigen Lagerhalle lagen. Sie würden auf den Hof kommen und…
Wieder hörte ich das Summen. Noch befanden sich Boone und die Frau in meinem Blickfeld. Das Geräusch des fahrenden Gabelstaplers war hinter mir aufgeklungen.
Einer der Arbeiter rollte mit seinem Gefährt durch den breiten Gang in die Tiefe der Halle hinein. Wenn er so weiterfuhr, würde er Boone und das Mädchen aufspießen.
Sollte ich versuchen, ihn zu stoppen?
Zu spät, der Fahrer drückte auf die Hupe. Ein schriller Ton klang durch die Halle und ließ Boone herumwirbeln. Die Waffe hatte er hochgerissen. Er sah den Stapler. Auch ich zog meine Beretta hervor.
Da huschte das Fahrzeug an mir vorbei, bevor ich noch eine Warnung rufen konnte. Wieder hupte der Fahrer.
Ich löste mich aus meinem Versteck. In Deckung des gelb angestrichenen Fahrzeugs lief ich vor und hinter dem Stapler her.
Plötzlich knatterten die Schüsse. Die verdammten Echos zerrissen die Stille. Ich hörte die Kugeln in das Fahrzeug einschlagen. Ein heller Schrei übertönte selbst das harte Peitschen der tödlichen Waffe.
Ob freiwillig oder nicht, der Stapler wurde abgebremst. Seine Reifen quietschten und hinterließen dicke, dunkle Streifen auf dem Boden. Der Wagen geriet aus seiner ursprünglichen Fahrtrichtung.
Er nahm die Kurve nach links und stieß mit seinen breiten Metallgabeln in die Masse der abgestellten Gegenstände in der unteren Regalhälfte.
Zur anderen Seite hin kippte ein Körper vom Fahrersitz. Der Arbeiter war von den Kugeln erwischt worden. Ich sah, wie er zu Boden schlug. Deutlich war das Blut auf seiner Brust zu erkennen, und ein gewaltiger Zorn erfasste mich.
Boone besaß eine MPi. Damit war er meiner Beretta haushoch überlegen. Ich konnte und wollte nicht ins offene Messer rennen und im Feuerhagel sterben.
Der Stapler stand quer, ziemlich günstig für mich. Wenn ich nahe genug an der
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