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0588 - Das Ding aus dem Koffer

0588 - Das Ding aus dem Koffer

Titel: 0588 - Das Ding aus dem Koffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zuschauer an den Wänden lehnten.
    Ein Mann fiel mir auf, sein Gesicht stach mir förmlich in die Pupillen. Zwar bewegte sich der Mann jetzt von einer offenen Tür weg und stand damit nicht mehr im Lichtschein, aber ich war sicher, mich nicht getäuscht zu haben.
    Den Kerl kannte ich. Persönlich hatte ich mit ihm noch nie zu tun gehabt, aber sein Name war in unseren Kreisen ein Begriff. Er hieß Terry Boone. Wegen seiner bleifarbenen Haare wurde er in bestimmten Kreisen auch der Graue genannt.
    Unwillkürlich ballte ich die Hände, als ich im Geiste die Liste einiger seiner Vorstrafen Revue passieren ließ. Da kam einiges zusammen.
    Raub stand an erster Stelle. Bankraub, Raub bei einem Juwelier, und immer hatte er geschossen. Die Kollegen hatten Terry Boone nie fangen können, er war im Großstadtdschungel wie ein Wolf, der jedes Versteck kannte. Ein eiskalter Typ, der über Leichen ging, wenn es für ihn zum Vorteil war. Suko hatte die Veränderung an mir bemerkt. »Was hast du, John?«
    »Ich habe Terry Boone gesehen.«
    »Hier?«
    »Klar.« Suko pfiff durch die Zähne. »Das kann fast nicht wahr sein. Hast du dich auch nicht getäuscht?«
    »Nein.« Ich nickte über die Sitzenden hinweg. »Er hielt sich an der anderen Seite auf.«
    »Wo denn?«
    »Jetzt ist er weg.« Suko lächelte schmal. »Wo soll er denn hingegangen sein? Was gibt es für einen Typ wie ihn hier zu holen?«
    »Keine Ahnung.«
    »An der Versteigerung wird er sich bestimmt nicht beteiligen.«
    Der Inspektor räusperte sich. »Vielleicht hast du dich doch getäuscht.«
    »Nein, er war es. Außerdem beteiligen wir uns auch nicht an der Versteigerung. Denk daran, hier wird cash gezahlt. Da kommt eine erkleckliche Summe zusammen, die auch Boone reizen kann.«
    »Wenn du es so siehst, muss ich dir recht geben.«
    »So und nicht anders.«
    »Was machen wir?«
    »Boone muss sich in den hinteren Hallen aufhalten«, murmelte ich.
    »Ich werde mal nachsehen. Wie ich den kenne, bereitet er sich bestimmt auf seinen Coup vor.«
    »Da man dich ja bekanntlich nicht allein lassen kann, werde ich dich begleiten.«
    »Bleib du hier. Wenn der Koffer versteigert wird…«
    »Von dem keiner weiß, wie er aussieht…«
    »Trotzdem, Suko. Achte auf die Koffer. Wenn dir etwas auffällt, schreite ein.« Er lachte. »Du hast wirklich Humor. Okay, einverstanden. Bleib nur nicht zu lange weg, sonst werde ich ungeduldig.«
    »Nein, nein, keine Sorge.« Als der Auktionator mit dem Hammer auf sein Pult schlug und die ersten Worte ins Mikrofon sprach, machte ich mich auf den Weg in die Lagerräume…
    ***
    Eine bleiche Totenhand…
    Helen Taylor konnte kaum glauben, was aus dem Kofferspalt kroch. Eine Klaue mit dicken, dennoch geschmeidigen Fingern. Aus dem Gelenk wuchs die Hand hervor, und sie knickte etwas nach vorn hin ab wie eine welkende Blume.
    Aber sie fiel nicht. Der untere Arm blieb im Spalt zwischen den beiden Hälften klemmen. Die Hand selbst bewegte sich, und Helen starrte wie hypnotisiert die Fingernägel an, die wie poliert aussahen.
    Helen Taylor verstand die Welt nicht mehr. Wer war diese Gestalt im Koffer? Vor allen Dingen, wie war sie dort hineingekommen? Von der Größe her fasste er keinen Menschen, auch wenn er so wuchtig aussah. Es sei denn, darin steckte ein Zwerg oder ein Liliputaner.
    Eigentlich hätte sie schreien sollen. Statt dessen tat sie nichts. Helen stand nur da, den Mund geöffnet, und sie kam sich dabei vor, als hätte ihr jemand Papier in den Rachen, gestopft, so schwer fiel es ihr, Atem zu holen.
    Das Gesicht war nicht mehr als ein blasses Etwas, vergleichbar mit der Farbe der Totenhand.
    Irgendwann gelang es ihr, tief einzuatmen. Die Furcht aber blieb, und sie spürte deutlich das Zittern in ihren Knien. Jeden Augenblick konnte sie zusammenbrechen. Sie schwankte bereits, obwohl sie sich nicht bewegte, aber sie schaffte es, sich auf den Beinen zu halten.
    Als hätte sie alles genau geahnt. Die Furcht davor, das Lager zu betreten, dieses ungute Gefühl, das Würgen in der Kehle, all das hatte sich als begründet herausgestellt.
    Helen fiel ihr Chef ein. Ob er davon gewusst hatte, was dieser Koffer für einen Inhalt barg?
    Bestimmt nicht, dann hätte er sie jedenfalls nicht gehen lassen.
    Sie waren beide reingelegt worden, von wem auch immer. Hier spielte jemand im Hintergrund mit, den man nicht unterschätzen durfte.
    Die Hand ließ sie nicht aus den Augen, als sie sich der Tür näherte. Noch immer hing sie in einer Lage aus dem Spalt, als

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