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0588 - Das Ding aus dem Koffer

0588 - Das Ding aus dem Koffer

Titel: 0588 - Das Ding aus dem Koffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Regalfront blieb, reichte er mir als Deckung völlig aus.
    Ich huschte auf ihn zu, hörte die Geisel schreien, Boone fluchen und danach ein Klatschen. Wahrscheinlich hatte er die Frau geschlagen.
    Ich hatte mich tief geduckt, schob mich langsam näher und warf einen Blick seitlich durch das offene Fahrerhaus.
    Beide Personen sah ich. Eingreifen konnte ich nicht, denn Boone hatte aus seiner Lage heraus genau richtig reagiert. Er hielt die Frau als Geisel dicht an sich gepresst, bewegte sich dabei kreisförmig und zielte mit der Waffe ständig in eine andere Richtung.
    Die Frau hielt noch immer den Koffer, sie weinte und wurde angefahren. »Hör auf zu flennen!«
    Ich konnte mir gut vorstellen, dass die Schüsse gehört worden waren. Bestimmt würden in den folgenden Sekunden noch mehr Menschen auftauchen. Wenn Boone dann durchdrehte, gab es ein Blutbad. Das musste ich unter allen Umständen verhindern.
    Die MPi zielte nicht direkt auf die Frau. Er hielt sie zwar noch immer fest, aber nicht mehr so dicht an sich gepresst. Sie befand sich praktisch einen Schritt hinter ihm, und seine Finger umklammerten ihr Handgelenk.
    Mit der Waffe zielte er in den Gang. Aus dem Hintergrund hörte ich Stimmen. Boone duckte sich und vernahm meinen Schrei.
    »Weg mit der Waffe!«
    Ich hockte hinter dem eisernen Gabelstapler in relativ guter Deckung. Wenn er auf mich feuerte, prallten die Geschosse ab.
    Er drückte sofort ab. Dieser Kerl hatte fast keine Schrecksekunde.
    Die Garbe peitschte in meine Richtung, ich duckte mich und hörte die tödlichen Hummeln über meinen Kopf hinweg pfeifen. Sie hämmerten hinter mir in die dicht an dicht gestellten Waren des Regals.
    »Komm nur, du Hund, wenn du die Verantwortung am Tod der Lady hier übernehmen willst!«
    Ich blieb in Deckung und hörte das Schreien der Frau. Es klang schrill durch die Halle. Er schoss wieder.
    Querschläger sirrten von dem Stapler davon. Dann hörte ich seine harten Schritte, wechselte meinen Standort und peilte hinter dem halbrunden Heck des Staplers nach vorn in den Gang hinein, wo der Gangster wegrannte. Die Frau zerrte er hinter sich her. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, musste trotzdem den kantigen Holzkoffer schleppen. Ihr Ziel war eine Tür.
    Boone feuerte nicht mehr zurück: Ich schickte ihm auch keine Kugel nach. Die Gefahr, die Geisel zu treffen, war zu groß. Einmal musste ich mich umdrehen.
    Mehrere Männer rannten auf mich zu, an der Spitze erkannte ich Suko. Klar, auch er hatte die Schüsse gehört.
    »Runter mit ihnen!« brüllte ich. »Sorge dafür, dass sie in Deckung bleiben!«
    Wieder erklang das Knattern der Schüsse. Boone hatte die hintere Tür fast erreicht und feuerte noch einmal in den Gang. Ich duckte mich, die anderen Menschen fingen an zu schreien. Die meisten von ihnen lagen am Boden, andere tauchten glücklicherweise rechts und links in die anderen Gänge hinein.
    Zwischen Boone und seiner Geisel entstand ein kurzes Handgemenge. Ich hätte gern auf den verdammten Koffer geschossen, doch diese Chance war mir leider nicht vergönnt.
    Ein Streifen Tageslicht fiel in den Gang, als es Boone geschafft hatte, die Tür zu öffnen. Dann huschte er ins Freie, wahrscheinlich auf den Hof. Um die Frau kümmerte er sich nicht. Sie lag mit angezogenen Beinen bäuchlings auf dem Boden.
    Jetzt riskierte ich es und nahm die Verfolgung auf. Ich rechnete nicht damit, dass Boone noch einmal in den Gang feuern würde.
    Wichtig war für ihn die Flucht. Zudem hatte er erreicht, was er erreichen wollte. Der Koffer befand sich in seinem Besitz.
    Für wenige Sekunden unterbrach ich die Verfolgung, da ich mich um die Frau kümmern musste. Es konnte gut sein, dass Boone sie mit einer Kugel erwischt hatte.
    Als sie meine harten Schritte hörte, hob sie den Kopf, und mir fiel ein Stein vom Herzen. Sie lebte, war äußerlich kaum verletzt worden und hatte wohl nur einen Schock erlitten. Sie starrte mir aus glasigen Augen entgegen und konnte das Zucken ihrer Lippen nicht vermeiden.
    »Der Koffer!« keuchte sie. »Er wollte den Koffer…«
    Ich sprang über die Frau hinweg, weil ich sicher war, dass sich Suko um sie kümmern würde. Da waren wir ein perfekt eingespieltes Team. Ich wollte Boone, den Kofferdieb. Über den Inhalt hatte ich bisher nichts erfahren. Möglicherweise konnte mir die Frau später mehr darüber berichten.
    Bis zur offenen Hintertür waren es drei Schritte. Ich hatte die Distanz noch nicht überwunden, als ich vom Hof her die Schüsse

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