Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0589 - Die Kugelköpfe

0589 - Die Kugelköpfe

Titel: 0589 - Die Kugelköpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
stark, immerhin so kräftig, daß er den stehenden Boone etwas aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Er konnte sich rasch wieder fangen und nahm dabei die Haltung eines sprungbereiten Tigers an.
    Wachsam war er. Sein eigenes Schicksal hatte er vergessen, er stand nur da und starrte nach vorn.
    Auch den Geiseln war die Veränderung nicht entgangen. Keiner wußte, was geschehen war, doch jeder von ihnen stellte fest, daß der Zug nicht mehr die gleiche Geschwindigkeit besaß. Er war wesentlich langsamer geworden. Alles wies darauf hin, daß es bis zu einem Stopp nicht mehr lange dauern würde.
    Boone veränderte seinen Standort und stellte sich so hin, daß er aus dem Fenster schauen konnte.
    Viel war nicht zu sehen. Die Wagen glitten durch eine dichte Dunkelheit. Lichter schimmerten kaum. Die Gegend war einsam, menschenleer. Hin und wieder schimmerten Signalleuchten an der Strecke wie ferne, fremde Sterne.
    »Es gibt keinen Grund, langsamer zu fahren!« sprach er mit schneidender Stimme. »Verdammt noch mal, es gibt keinen Grund, dies zu tun! Weshalb fährt er langsamer, zum Henker?«
    Die Geiseln konnten ihm keine Antwort geben. Sie blieben auf ihren Plätzen hocken und bewegten nicht einmal die Lippen.
    Dafür grinste Boone. »Reinlegen wollen sie mich!« keuchte er. »Ja, verdammt, sie wollen mich reinlegen, aber sie sollen sich geschnitten haben. Das lasse ich mit mir nicht machen. Nicht mit mir. Die werden sich wundern, die Hundesöhne. Oder seid ihr anderer Ansicht, he?«
    »Wir wissen doch auch nichts«, flüsterte Rico.
    »Nein, tatsächlich nicht?« Boones Augen fingen an zu glühen. Dabei sahen die Pupillen aus wie düstere Kohlen. »Es ist gefährlich, nichts oder zuviel zu wissen. Glaubt nur nicht, daß ich einen Rückzieher machen werde! Ich bin besser, ich werde euch zeigen, wo es langgeht, verdammt.«
    »Aber…«
    »Kein Aber, Freund. Hier regiere ich. Hier werde ich…«
    Der Zug verlangsamte seine Fahrt noch stärker. Diesmal nicht so ruckartig, der Lokführer hatte sanfter bremsen können. Dafür schaukelten die Wagen leicht.
    Boone merkte, daß sich die Reise dem Ende näherte. »Wehe«, flüsterte er, »wehe, ich merke, daß man mich reinlegen will. Dann verwandle ich diesen Zug in eine Hölle. Dann werde ich der Tod sein, der zur endgültigen Abrechnung schreitet.«
    Jeder glaubte ihm. Die Furcht stand nach wie vor wie eine dichte Mauer zwischen ihnen. Sie war einfach nicht wegzudenken und ein unsichtbarer Gast.
    Noch fuhr der Zug. Boone hätte gern nach dem Grund der Tempoverminderung geschaut, nur konnte er sich das nicht leisten, er mußte die Geiseln unter Kontrolle halten.
    Deshalb sprach er Rico an. »Los, hoch mit dir! Öffne das Fenster noch weiter – schau!«
    Rico stand auf. Sein Hals war pulvertrocken. Er besaß keine Speichel mehr, der schien sich in Kristall verwandelt zu haben. Die Körner füllten seinen Rachen aus.
    »Mach schon!« Boone stieß mit der Mündung zu. Ein harter Treffer erwischte Ricos Rücken. Der junge Mann gab einen leisen Schmerzensschrei von sich.
    Dann drückte er seine Hände auf den Rahmen und zerrte das Fenster noch weiter nach unten.
    Wind wühlte sich in das Abteil. Er strich in alle Gesichter, trocknete den Schweiß, drang auch durch die Kleidung, so daß sie für einige wenige Augenblicke die angenehme Kühle auf ihrer Haut spürten.
    »Streck deinen Schädel durch die Öffnung!«
    »Ja, ja!« Ricos Stimme zitterte. Er blickte nach links in Fahrtrichtung. Der scharfe Wind drang in seine Augen, erzeugte Tränen, so daß er nichts Genaues erkennen konnte.
    Doch er sah den roten Punkt, der in der Luft schwebte. Mit Signalen kannte sich Rico nicht aus. Er wußte jedoch, daß Rot immer eine Warnfarbe war. Dieses Signal stand auf Rot.
    Keine Einfahrt oder keine freie Fahrt mehr. Der Zug würde mitten auf dem freien Gelände stoppen.
    »Hast du was entdeckt?« schrie Boone.
    Rico zog den Kopf zurück. Als er sich umdrehte, zitterte er. Er mußte die Wahrheit sagen, etwas anderes hätte man ihm nicht abgenommen. Boone war mißtrauischer als ein Wolf.
    »Was war?«
    »Ein… ein Signal …«
    »Na und?«
    »Es steht auf Rot, glaube ich!«
    Terry Boone erschrak. Gleichzeitig verengte er die Augen. »Das hast du genau gesehen?«
    »Sicher!«
    Boone nagte auf der Unterlippe. »Scheiße!« flüsterte er. »Sie versuchen es mit allen Mitteln. Die Schweine wollen mich stoppen, sie wollen mich reinlegen, aber das schaffen sie nicht. Da bin ich anders, da werde ich

Weitere Kostenlose Bücher