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0589 - Die Kugelköpfe

0589 - Die Kugelköpfe

Titel: 0589 - Die Kugelköpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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des Wagens nicht gesehen. Er glaubte nach wie vor, mit seinen Geiseln allein im Zug zu sein. Und wir waren zu zweit und ein verdammt gut eingespieltes Team. Suko und ich verstanden uns auch ohne große Worte.
    Dennoch war uns nicht wohl in der Haut. Ein Killer mit einer MPi, zudem mit übermenschlichen Kräften ausgerüstet und Geiseln, das konnte schon ins Auge gehen.
    Ich warf Suko einen Blick zu, der die Lippen zu einem knappen Grinsen verzog.
    »Was ist?«
    »Fällt dir etwas ein?«
    Mein Freund hob die Schultern. »Bisher bin ich ebenso schlau wie du. Wir müssen abwarten.«
    Ich nickte. »Dabei ist uns das Ziel des Zugs nicht einmal bekannt. So ein Mist!«
    »Sie werden ihm schon freie Fahrt geben.«
    Da hatte Suko recht. »Aber das ist nicht das Problem. Was geschieht, wenn wir am Ziel sind? Wie wird Boone reagieren? Wird er durchdrehen, wird er…?«
    »Abwarten.«
    »Ich hoffe nur, daß die Kollegen keinen Unsinn machen, womöglich am Zielbahnhof lauern, um den Wagen zu stürmen. Dann kann es tatsächlich Tote geben.«
    »Stimmt. Nur wird es sich herumgesprochen haben, daß wir im Zug sind. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie so einfach das Leben der Geiseln aufs Spiel setzen, John.«
    »Das will ich auch hoffen.« Ich warf einen Blick aus dem Fenster.
    Obwohl ich London ziemlich gut kenne, konnte ich nicht sehen, wohin wir fuhren. Der Vorort war mir in der Dunkelheit unbekannt.
    Häuser, freie Flächen, Straßen, über die Fahrzeuge huschten und Lichtwolken vor sich herschoben, all das gehörte zum normalen Bild.
    Der Zug rollte an einem kleinen Haltepunkt vorbei. Längst stillgelegt. Leider fuhren wir so schnell, daß wir das Schild nicht hatten erkennen können. Sekunden später lag der Bahnhof hinter uns.
    Weiter ging die Fahrt in Richtung Norden, hinein in das freie Gelände, an den Rand der Millionenstadt London. Hielten wir die nördliche Richtung bei, würde der nächst größere Bahnhof Luton sein. Ich glaubte nicht daran, daß der Zug bis dorthin durchfuhr.
    Terry Boone befand sich im Zugzwang, er mußte einfach etwas tun und aus seinem selbst gewählten Käfig hervorkommen.
    Hoffentlich nicht schießend und tötend.
    Wir blieben hocken, gespannt auf jedes Geräusch achtend. Obwohl noch nichts passiert war, hatten wir den Eindruck, als wäre die Luft mit Elektrizität gefüllt. Schwingen, Spannungen, die über unsere Haut zirkulierten, das alles gehörte dazu.
    Bisher hatte sich nichts verändert. Das gleichmäßige Rumpeln, das leichte Rattern, eben die typischen Fahrgeräusche eines Zuges, der über die Schienen rollte.
    Das allerdings änderte sich bald.
    Bei einer normalen Bahnfahrt wären uns die kurzen Stöße wohl kaum aufgefallen. Wir aber waren hoch motiviert und konzentriert, so merkten wir sehr schnell, was sich da anbahnte, der Zug verringerte seine Geschwindigkeit unmerklich.
    Suko und ich blickten uns an. »Denkst du das gleiche wie ich, John?«
    »Keine Ahnung.«
    »Der wird doch nicht auf freier Strecke halten?«
    »Was weiß ich? Vielleicht muß er das Tempo verlangsamen. Du weißt doch selbst, daß es sogenannte Langsamfahrstellen gibt, bei Baustellen, engen Kurven und so.«
    »Hoffen wir, daß du recht hast.«
    Das Rucken, das gleichzeitig zu einer negativen Beschleunigung führte, wiederholte sich nicht. Für eine geraume Zeit blieb die Geschwindigkeit gleich.
    Der Großraum London lag hinter uns. Die Umgebung war ländlich geworden, weniger dicht bebaut.
    Wir überquerten eine Brücke. Das Wasser des Flusses schäumte darunter hinweg. In der Dunkelheit sah es grau aus, die Wellen hatten weiße Hauben bekommen.
    »Kennst du den Bach?« fragte Suko mich.
    »Er heißt Lea.«
    »Wie sinnig.«
    »Stimmt.«
    Das Tempo blieb gleich. Fast schon einschläfernd monoton rollten wir dahin.
    Die verbrauchte Luft machte mich müde. Zweimal gähnte ich langgezogen. Kurz darauf ruckte der Zug jedoch ganz anders als zuvor.
    Wir konnten zusehen, wie der Zug an Geschwindigkeit verlor. Die Schatten draußen nahmen festere Konturen an. Wir erkannten ein einsam stehendes Haus, eine Straße im matten Laternenschein.
    Wir saßen längst nicht mehr, sondern standen in der Nähe der Türen im Gang.
    Wer immer das Signal zum Halten gegeben hatte, er brachte die Geiseln und auch uns in eine große Gefahr.
    Metall ächzte, beschwerte sich. Durch die Reihe der Wagen rann noch ein Knirschen. Der gesamte Zug schien allmählich auszuatmen. Und wir waren gespannt darauf, wie Terry Boone reagieren

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