0589 - Station der Gegenwelt
war wohl nur deshalb zuerst befallen worden, weil mich die Teleportationen stark geschwächt hatten.
„Unser Ziel ist und bleibt der Riesenmeteorit", sagte ich. „Wir werden uns so viele Spangen aus PEW-Metall besorgen, daß wir uns für längere Zeit in den Trägerkörpern stabilisieren können.
Danach werden wir uns abermals ein Schiff beschaffen."
„Wird uns das gelingen?" fragte Son Okura zweifelnd.
„Nachdem sie durch den Zwischenfall mit der MARCO POLO gewarnt sind, werden sie Vorkehrungen getroffen haben, um eine Wiederholung zu verhindern."
„Ich glaube nicht, daß ihnen das gelingt", meinte Betty. „Ich spüre die Gedankenimpulse von mehr als einer Million Menschen. Die Versorgungsflotte ist angekommen, und die Frachtschiffe müssen ihre Hilfsaktionen durchführen. Das schließt einen Schutz durch Paratronschirme weitgehend aus."
„Dann werden wir es schaffen", sagte Wuriu hoffnungsvoll.
Ralf Marten gab einige Töne von sich, die an trockenes Husten erinnerten, dann sank er zur Seite. Sein Trägerkörper zuckte krampfhaft.
Kitai, der neben ihm saß, warf sich auf Ralf, umklammerte ihn und preßte sich fest an seinen Trägerkörper. Die Spangen beider Männer klirrten leise.
Wir anderen saßen starr und schauten dem Kampf gegen die Mächte der Finsternis wie hypnotisiert zu.
Plötzlich stieß André Noir einen gellenden Schrei aus, sprang auf und lief aus der Höhle.
Tama Yokida wandte den Kopf und blickte dem Hypno nach.
Plötzlich verlangsamten sich Andres Bewegungen. Es war, als watete er durch eine zähe Flüssigkeit. Dann blieb er stehen.
Eindringlich sagte Tama: „Wir müssen unsere Emotionen besser beherrschen. Ich möchte meine parapsychische Energie für Situationen aufsparen, in denen wir wirklich auf die Anwendung von Telekinese angewiesen sind."
„Schon gut, Tama", sagte André leise. „Ich bin wieder in Ordnung. Entschuldigt bitte."
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, André", sagte ich.
„Wir waren vor Entsetzen gelähmt, und dich hatte es eben anders gepackt."
Langsam kehrte der Telekinet in die Höhle zurück.
Unterdessen hatten Ralf und Kitai den Kampf gegen die lautlosen Schatten gewonnen.
„Es wird Zeit, daß wir etwas unternehmen", sagte Betty.
„Wo befinden wir uns?" fragte ich.
„In einem Mittelgebirge nahe des Nordpols", antwortete Wuriu.
„Das Gebiet ist fast völlig von den Beben und Wirbelstürmen verschont geblieben. Es gibt stille Wälder, zahlreiche Seen, viele Flüsse und Bäche. Die Ortschaften scheinen darauf hinzudeuten, daß dieses Gebiet dem Massentourismus diente."
„Sind viele Asporcos in der Nähe?" forschte ich weiter.
„Millionen", sagte Betty. „Aber viele verlassen das Gebiet."
„Sie benutzen teilweise sogar ihre eigenen Verkehrsmittel", sagte Ralf, der Teleoptiker. Er hatte sich wieder erholt. „Die Bahnstrecken sind in Ordnung. Bisher fuhren sechzehn Züge.
Außerdem verlassen zahlreiche Straßenfahrzeuge das Gebiet."
„Sie werden zur nächsten Verteilungsstelle für Lebensmittel fahren", meinte ich. „Allerdings fürchte ich, daß sehr bald ein Versorgungsschiff in der Nähe landen wird."
Ich zögerte, das auszusprechen, was ausgesprochen werden mußte. Gewaltsamer Raub fremden Eigentums und physische Schädigung unschuldiger Intelligenzen waren Handlungen, die unserer Natur und unserer Erziehung widerstrebten. Nur die eigene qualvolle Not hatte bisher unsere tiefverwurzelten Hemmungen überwunden.
Wir blickten uns an - und kamen auch ohne Worte zu einem Entschluß.
„Es tut mir so leid, daß du ständig deine parapsychischen Kräfte einsetzen mußt", sagte Betty und legte den Kopf an meine Schulter. „Bitte, laß uns zu Fuß gehen!"
Ich schüttelte den Kopf.
„Es würde zu lange dauern, Betty." Ich stand auf und zog sie mit mir hoch. „Wir brauchen eine Ansammlung von ungefähr vierzig Asporcos, die möglichst isoliert sind."
Betty konzentrierte sich mit geschlossenen Augen, und nach einer Weile sagte sie leise: „Fünfundvierzig Asporcos, in einem kleinen Tal, ungefähr einundzwanzig Kilometer südöstlich von hier. Sie denken an einen Zug, der sie abholen soll."
„Wahrscheinlich befinden sie sich in einer Bahnstation", sagte ich. „André und Kitai, ihr kommt beim ersten Sprung mit und sorgt auf bewährte Weise dafür, daß die Asporcos uns nicht bewußt sehen können und keinen Widerstand leisten. Tama, du kommst auch mit und fängst an, sobald André und Kitai dir ein Zeichen geben."
Die
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