0589 - Station der Gegenwelt
nicht, den Helmtelekom eingeschaltet zu haben, aber dann tauchte links neben mir Powlor Ortokur in meinem Blickfeld auf.
Ich begriff.
Die Stimme eines Oxtorners vermochte natürlich den Orkan und meinen Helm zu durchdringen.
Aber was hatte Ortokur behauptet: Das gräßliche Urweltungeheuer vor mir sei Dalaimoc Rorvic?
In diesem Moment griff sich das „Ungeheuer" mit beiden Pranken ins Gesicht und wischte einen Teil des Schlammes weg.
Darunter kam tatsächlich die leichenblasse Haut des Albinos zum Vorschein.
Ich schob die Waffe ins Halfter zurück und schaltete meinen Helmtelekom ein.
Sofort hörte ich Guckys wütende Stimme: „... komplette Narren! Was habt ihr euch dabei gedacht, euch einfach an eine Teleportation anzuhängen. Ich hatte eure Transportmasse natürlich nicht einkalkuliert. Das Resultat war ein gefährlicher Fehlsprung."
Rorvic deutete auf mich und erwiderte, ebenfalls über Helmtelekom: „Daran ist nur dieser marsianische Salzhering schuld. Er hätte dir ja eine Warnung zurufen können. Aber wie üblich hat er alles mir überlassen."
„Das ist unerhört!" protestierte ich. „Ich wußte gar nicht, was das fette Monstrum vorhatte. Es packte mich einfach und sprang auf Saladins Schwanz zu."
„Beinahe wärt ihr im Sumpf erstickt", sagte der Mausbiber, etwas ruhiger. Ich drehte mich um und sah ihn auf einem abgebrochenen mannsdicken Stamm eines Schachtelhalms sitzen. „Ich kann ja eure Hirnimpulse nicht wahrnehmen. Wenn Tulocky euch nicht noch gesehen hätte, bevor ihr verschwandet, wäre es aus gewesen mit euch."
„Das hatte ich auch geglaubt", erklärte ich.
Tulocky tauchte über den verbrannten Wipfeln des Schachtelhalmwaldes auf und landete neben uns.
„Ich habe das Lazarettschiff entdeckt", rief er. „Es liegt ungefähr sechs Kilometer weiter westlich am Rand eines Sumpfwaldes und ziemlich dicht bei dem Meteoritenkrater."
„Wo steckt eigentlich Saladin?" fragte ich.
„Er ist schon unterwegs zur Absturzstelle", berichtete Tulocky.
„Mitten durch den Sumpf?"
Der Oxtorner winkte ab.
„Das macht ihm nichts aus. Im Gegenteil, er fühlt sich dabei sehr wohl."
„Schaltet eure Flugaggregate ein und folgt mir!" sagte Gucky.
„Wir müssen die Geistermutanten schnell finden, sonst gehen sie zugrunde."
Mit Donnergetöse schoß ein Vulkan einen Magmapfropfen in den Himmel. Es regnete rotglühende Tropfen. Zahllose Dampfwolken zischten über dem Morast.
Rorvic und ich hatten rechtzeitig genug die normalenergetischen Schutzschirme unserer Kampfanzüge aktiviert, so daß die Magmatropfen wirkungslos an der unsichtbaren Barriere zerplatzten. Der Ilt dagegen wehrte den heißen Regen telekinetisch ab.
Ortokur und Tulocky wischten sich die Glutstropfen aus den Gesichtern. Ihre Haut bekam nicht einmal Brandflecke.
„Vorwärts!" rief Gucky.
Wir schalteten unsere Flugaggregate ein und flogen nach Westen. Ich überlegte mir, wie acht Asporco-Körper mit leichten Schutzanzügen in dieser Hölle länger als wenige Minuten überleben sollten. Möglicherweise waren die Geistermutanten längst in einem Sumpf umgekommen. Ohne Flugaggregate war das Gelände absolut tödlich.
Andererseits konnte Tako Kakuta seine Freunde und sich teleportieren. Es fragte sich nur, wann seine parapsychische Energie erschöpft war.
Unter uns riß der Sumpf auf.
Ein Geysir aus hochgespanntem Dampf toste empor. Ich wurde erfaßt und herumgewirbelt. Dalaimoc Rorvic kam mir taumelnd entgegengeflogen. Unsere Energieschirme stießen zusammen, und sekundenlang blendeten mich die grellen Entladungen.
Zu meiner Verwunderung beschimpfte mich der Tibeter diesmal nicht, obwohl er mir sonst stets die Schuld an einem Mißgeschick zu geben pflegte.
Wir fingen uns wieder und flogen hinter den Oxtornern und Gucky her, die den Zwischenfall ignoriert hatten.
Plötzlich strahlte die untergehende Sonne im Westen noch einmal heller, dann versank sie ganz unter die Horizontlinie.
Aber es wurde nicht völlig dunkel.
Erst jetzt sah ich, wie zahlreich die tätigen Vulkane in diesem Gebiet trotz aller Eindämmungsmaßnahmen noch waren. Überall loderten Feuerwerke glühender Schlacken auf. An einem Berghang zur Linken flossen vielfältig verästelte Lavaströme herunter.
„Vorsicht, der Abendwind kommt!" rief Tulocky uns über Telekom zu.
Der „Abendwind" entpuppte sich als mörderischer Orkan, der mit den Magmaausbrüchen der Vulkane umging wie ein steifer Wind mit Kerzenflammen.
Die Oxtorner lotsten uns durch Zurufe zu
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