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059 - Blutige Küsse

059 - Blutige Küsse

Titel: 059 - Blutige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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zu erkundigen«, redete der Sekretär des Grafen weiter. »Haben Sie noch irgendwelche Beschwerden?«
    »Nein, nein. Das heißt …«
    »Ja, bitte?« Der Sekretär sah sie prüfend und zugleich auch wissend an.
    »Mein Knöchel ist so weit in Ordnung«, sagte Liza, »aber ich habe dafür rasende Kopfschmerzen.«
    »Der Count ist ein hervorragender Heilkundiger«, antwortete der Sekretär und lächelte dünn. »Ich rate Ihnen, Miss Trool, ihn aufzusuchen. Er wird Ihnen bestimmt helfen können. Er hat da eine Arznei, die Sie bestimmt nicht vergessen haben.«
    Der Sekretär spielte auf den Trank an, den sie in der vergangenen Nacht zu sich genommen hatte. Er schien von dem Grafen informiert worden zu sein.
    Sie fasste unwillkürlich nach der ziehenden, jetzt juckenden Stelle am Hals und musste sich dann an der Kante der Theke festhalten. Ein Schwindel hatte sie erfasst. Sie gierte nach der Flüssigkeit, deren Geschmack sie einfach nicht vergessen konnte.
    »Kann ich nicht sofort zu ihm?«, fragte sie hastig, als sie sich ein wenig erholt hatte.
    »Tagsüber empfängt der Graf keinen Besuch«, lautete die kategorische Antwort. »Tagsüber widmet der Herr sich seinen Studien.«
    »Ich komme, sobald ich hier fertig bin«, sagte sie. »Wird er mich auch empfangen?«
    »Mit Sicherheit, Miss Trool«, gab der Sekretär zurück. »Mein Herr hilft, wo immer er kann. Kommen Sie aber erst nach Einbruch der Dunkelheit, sonst müssten sie vor der Brücke warten!«
    »Ich kann's kaum erwarten«, seufzte Liza. »Die Kopfschmerzen sind unerträglich.«
    »Denken Sie an den Trank!«, sagte der Sekretär eindringlich. »Ein kleiner Schluck davon, Miss Trool, und Sie werden sich wie neugeboren fühlen.«
    Liza schloss die Augen und lehnte sich zurück. Das Seltsame dieser Einladung kam ihr überhaupt nicht zu Bewusstsein. Es war ganz selbstverständlich für sie, den Grafen zu besuchen, obwohl die Leute heimlich und hinter vorgehaltener Hand über ihn redeten. Der Count of Alkahest war für sie gleichbedeutend mit dem wohltuenden Trank, nach dem sie sich sehnte.
    Als sie die Augen öffnete, hatte der Sekretär bereits den Laden verlassen. Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn, fürchtete schon, sich etwas eingebildet zu haben, lief zur Auslage, stellte sich auf die Zehenspitzen und sah dann zu ihrer Erleichterung den hochrädrigen, eckigen Wagen, der gerade am Ortsausgang verschwand. Solch ein Wagen konnte nur zum Schloss gehören; das war ihr klar.
    Ihre Mutter lieferte ungewollt die letzte Gewissheit. Sie kam in den Laden und sah ihre Tochter neugierig an.
    »Wer war denn das?«, fragte sie, um dann gleich selbst die Antwort zu liefern. »War das nicht einer vom Schloss? Ich meine, ich hätte das Wappen auf dem Wagen gesehen.«
    »Es war der Sekretär des Grafen.«
    »Und was hat er gewollt?«
    »Zigaretten«, erwiderte sie automatisch. »Ein eigenartiger Mensch.«
    »Wie sein Herr«, erwiderte Lizas Mutter. »Über den redet man ja so allerhand.«
    »Ich weiß«, sagte Liza abweisend, innerlich Partei für den Count of Alkahest ergreifend.
    »Er soll um Kirchen einen großen Bogen machen«, plapperte ihre Mutter ungehemmt los. »Kein Mensch hat ihn je in einem Gottesdienst gesehen. Und dann soll er schon krankes Vieh gesund gemacht haben. Und die Leute sagen auch noch, dass er nur nachts ausgeht. Unheimlich, nicht wahr?«
    »Man sagt, dass er sogar hexen kann«, fuhr Liza fort. »Und er soll auch schon Menschen gefressen haben. Du lieber Himmel, was die Leute alles so reden! Ich kenne den ganzen Klatsch.«
    »Wo Rauch ist, ist auch Feuer«, erwiderte Lizas Mutter. »Mir ist er einmal begegnet, als dein Vater und ich von einer Feier heimkamen. Ich dachte, das Herz würde mir stehen bleiben, Kind.«
    »Und was hat der Count getan, als ihr euch begegnet seid?«
    »Gegrüßt hat er. Sehr höflich – das muss ich schon sagen. Und dann war er plötzlich in der Dunkelheit verschwunden.«
    »Hat es nicht nach Schwefel gerochen?«, fragte Liza spöttisch und verzog das Gesicht.
    »Albernes Ding!«, sagte ihre Mutter gutmütig. »Vielleicht läufst auch du ihm mal über den Weg. Dann möchte ich dich sehen. Seit du aus Glasgow zurück bist, hast du dich verändert, Kind.«
    »Ich glaube eben nicht mehr an Geistergeschichten«, erwiderte Liza.
    Sie war erst vor wenigen Wochen aus der großen Stadt zurück in den Norden gekommen. Liza hatte in einer Werft als Sekretärin gearbeitet und war nach Hause zurückgekehrt, um ihren Eltern zu

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