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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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letzten Doktorfisches leuchteten bunter als ein amerikanischer Tannenbaum zur Weihnachtszeit, obwohl er erst die dritte Runde durch das kontaminierte Becken zog. Selbst Ul'ia war von der heftigen Reaktion überrascht. »Damit habe ich am allerwenigsten gerechnet«, gestand sie, während sie den Farbcode entschlüsselte. »Die Schwebstoffe weisen Spuren von mentalen Schwingungen auf.«
    Matt schreckte in seinem Stuhl auf, peinlich berührt, weil er für einen Moment eingeschlummert war. Aruula zeigte weniger Feingefühl. Den Kopf auf die Tischplatte gebettet, schnarchte sie weiter vor sich hin.
    Zartes Morgengrauen fiel durch die runden Bullaugen an der Decke. Ul'ia hatte tatsächlich die ganze Nacht hindurch gearbeitet.
    Ein herzhaftes Gähnen später stellte Matt, trotz des Dämmerschlafs, seine Aufmerksamkeit unter Beweis: »Spuren eines telepathischen Kontaktes? Wie ist das möglich? Ich denke, die bionetischen Organismen besitzen keinen eigenen Verstand.«
    »Richtig«, bestätigte die Hydritin, »trotzdem können die Zellen, aus denen sie strukturiert sind, als Resonanzboden fungieren. Zumindest laut den Daten, die der Welz anzeigt. Ob sich ein Mutant unter den Barbaren befunden hat?«
    Matt sah wehmütig auf Aruula hinab. Früher hätte sie in diesem Punkt weiterhelfen können, doch ihre eigenen PSI-Fähigkeiten hatten sich seit dem gefährlichen Versuch in El'ay noch nicht wieder regeneriert. Er musste also den eigenen Grips anstrengen, um eine Lösung zu fingen.
    »Gegen einen menschlichen Mutanten spricht die Tatsache, dass nur bionetisches Material betroffen ist«, gab er zu bedenken. Er wollte die Gedankenkette noch weiter spinnen, hielt aber plötzlich inne, als ihm etwas einfiel, das Rie'vel im Labor gesagt hatte: Obwohl wir nur die besten Anlagen beider Völker weitergeben… »Befindet sich im Genpool der Mendriten eigentlich auch das Erbgut eines Quan'rill?«
    Ul'ia legte die Stirn in Falten, als ob sie nicht verstünde, worauf der Mann aus der Ve rgangenheit hinaus wollte. »Nicht nur von einem«, erklärte sie. »Die Seelenwanderer gehö51 ren schließlich zu den fähigsten Köpfen unserer Gesellschaft, und ihre geistige Kraft wird den Mendriten viele Vorteile verschaffen, wenn sie unter den Menschen für ein friedliches Zusammenleben werben sollen.« Sie verstummte, als sie Matts entsetzte Miene sah. »Was ist? Worauf willst du hinaus?«
    »Eine starke Potenzierung mentaler Kräfte kann auch ins Negative schlagen«, gab Matt zu bedenken. »Nimm nur Aruula als Beispiel. Als ihr Lauschsinn mit Medikamenten erweitert wurde, hätte es sie fast in den Wahnsinn getrieben! Sie konnte plötzlich die Gedanken von Tausenden Menschen gleichzeitig lesen; das ist mehr als ein Mensch verkraften kann. Was ist, wenn eure Mendriten eines Tages die Algen wachsen hören? Könnte das nicht zum Problem werden?«
    »Das sind doch wilde Spekulationen«, wiegelte die Hydritin ab. »Du kannst menschliche Erfahrungen nicht auf Hydriten übertragen. Unsere friedliche Natur lässt so etwas wie die Katastrophe in der Röhre gar nicht zu.« Ihre Worte zeigten pure Ablehnung, doch der vibrierende Unterton in der Stimme bewies, dass sich die Hydritin ihrer Sache längst nicht so sicher war, wie sie vorgab.
    Matt legte sofort nach: »Du vergisst die menschliche Komponente der Mendriten! In ihnen mag durchaus der Keim menschlicher Aggressivität schlummern. Außerdem steht gar nicht fest, ob die Auflösung der Röhre ein feindseliger Akt war! Möglicherweise wurde dort aber etwas fortgesetzt, das in den Klippen seinen Anfang genommen hat. Wir müssen nur herausbekommen, was es war!«
    »Du glaubst an das Gerede dieser Nosfera?«
    »Ich sehe keinen Grund, Blairs Worte anzuzweifeln. Sie ist Topi'ko nicht feindlich gesinnt, im Gegenteil. Warum sollte sie also lügen?«
    »Vielleicht steckt sie selbst dahinter!«, gab Ul'ia zurück. »Hast du schon mal darüber nachgedacht, Maddrax? Möglicherweise wollte Blair die Steppenreiter ein für alle Mal loswerden, will aber nicht als Mörderin dastehen. Obwohl mir immer noch nicht klar ist, woher jemand die Kraft nehmen sollte, bionetische Komponenten zu verformen. Ich tippe immer noch auf eine Art Virus, der sich rasend schnell verbreitet hat und dann abgestorben ist.«
    Das Schnarchen an ihrer Seite riss ab, wurde aber sofort durch ein lautes Grummeln ersetzt, mit dem sich Aruula über den störenden Krach beschwerte. Matt und Ul'ia debattierten jedoch viel zu erhitzt, um Rücksicht zu

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