059 - Das Experiment
Fangarmen hinweg, zu Boden.
Er landete in einer weichen, nachgiebigen Masse, die ihn wie ein lebender Organismus umschlang. Irgendetwas tastete über seine Arme und Beine! Bevor es ihn fest umklammern konnte, federte Clay in die Höhe und hetzte auf das runde Türschott zu, das sich in eine schwingende Membrane verwandelt hatte. Ein Wald aus zuckenden Tentakeln reckte sich ihm entgegen, in dem gezielten Bemühen, seinen Weg zu verstellen. Das ganze Haus war nicht nur zum Leben erwacht, es versuchte, ihn auch mit aller Gewalt zur Strecke zu bringen!
Clay orientierte sich instinktiv an der dünnsten Stelle des Geflechts, treu der Erfahrung, dass jedes Netz nur so eng wie seine weiteste Masche war. Blind vor Angst schlug er um sich, drängte alles zur Seite, was ihm die Flucht versperrte.
Mehrere Tentakel hieben schmerzhaft auf ihn ein, doch er entwischte, bevor sie richtig Halt finden konnten. Kopf zwischen die Schultern und durch, etwas anderes gab es nicht.
Clay schlug mehrere Haken, um lauernden Schlingen zu entgehen, und die Tür rückte näher. Ein wahrer Spießrutenlauf. Von allen Seiten prasselten die Schläge herab, teilweise so kräftig, dass seine Haut aufplatzte. Clay registrierte den Schmerz, ohne ihn wirklich zu spüren. Sein Verstand blendete alles aus, was der Flucht hinderlich war.
Von roten Striemen übersät, tänzelte er nach rechts, sprang aber sofort zurück, um einigen zuschnappenden Strängen auszuweichen, und sprintete auf den wabernden Ausgang zu. Den Türöffner zu drücken brachte nicht viel, dazu hatte das runde Schott schon zu viel von seiner ursprünglichen Form verloren.
Das korallenrote Emblem von Sub'Sis co – zehn Türme, die aus einem Kugelhaufen hervorragten – war zu Boden gelaufen. Das durchscheinend gewordene Material würde jeden Moment wie eine Seifenblase zerplatzen, spätestens jedoch, wenn er sich kopfüber hindurch stürzte!
Ein dumpfer Urschrei drang über seine Lippen. Ausgestoßen, um sich selbst anzufeuern, kurz bevor er das Letzte aus seinen Sprunggelenken herausholte. Die Fußballen drückten sich bereits von dem weichen Untergrund ab, als etwas Nasses, Schleimiges gegen seine Waden schlug, ihn in Windeseile umwickelte und mit einem brutalen Ruck nach hinten riss.
Clay verlor die Balance und kippte vornüber, doch es war nicht nötig, dass er die Arme ausstreckte, um den Sturz abzufangen. Ihm wuchsen bereits ein halbes Dutzend Stränge entgegen, die ihn federn in Empfang nahmen.
Plötzlich ging alles blitzschnell.
Weitere Tentakel schossen von der Decke und umschlangen seine Handgelenke. Ve rzweifelt versuchte er die Fesseln abzuschütteln, doch der übermächtigen Kraft dieses unheimlichen Gegners hatte er nichts entgegenzusetzen. Clay wurde in die Höhe gerissen, von weiteren Armen gepackt und weitergereicht, bis er in der Mitte seines Schlafzimmers schwebte, das längst zu einer Kammer des Bösen mutiert war.
Abgesehen von dem aus Holz geschnitzten Bett und anderen auf herkömmliche Weise gefertigten Dingen hatte sich alles in eine ineinander übergehende, pulsierende Masse verwandelt, die nur ein einziges Ziel zu verfolgen schien: ihn zu ergreifen und zu vernichten!
Die schnelle, perfekt aufeinander abgestimmte Art, mit der die Tentakel agierten, machte klar, dass er nie eine Chance zur Flucht besessen hatte. Der fremde Organismus hatte nur mit ihm gespielt, in einer Grausamkeit, die nicht einmal Sharx gegenüber einer verletzten Beute zeigten.
Clay versuchte seine Muskeln anzuspannen, aber es half nichts. Gegen seinen Willen streckte er alle Viere von sich, bis er mit weit abgespreizten Armen und Beinen im Raum hing. Wie ein zum Tode Verurteilter, der gevierteilt werden sollte. Immer stärker zerrten die Tentakel an seinen Extremitäten, bis er es vor Schmerz kaum noch aushalten konnte.
Ein gepeinigter Laut drang aus den Tiefen seiner Kehle, als er begriff, welches Schicksal ihm bevorstand. Die dünne Decke der Zivilisation zerplatzte, und darunter brach das verängstige Tier hervor, das in jedem Menschen steckt.
Brüllend warf er den Kopf herum und versuchte nach seinen Fesseln zu schnappen, doch alle Gegenwehr war zwecklos. Sein Schrei wurde bereits von reißenden Sehnen und auseinander springenden Gelenken übertönt.
Ein hässliches Bersten erfüllte den Raum, und noch während Blut und Körperteile zu Boden regneten, fühlte Clay eine seltsame Leichtigkeit, die ihn für alle Zeiten von seinen Schmerzen erlöste…
***
Die Dornen des
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