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059 - Der Folterknecht

059 - Der Folterknecht

Titel: 059 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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häßlichen Scheusal im Gasthof, wenn ich nicht irre“, sagte Mudt. „Versuchen Sie nicht, Zeit zu gewinnen. Ich erwarte gar kein Geständnis von Ihnen. Ich wäre sogar bereit, Ihnen das Leben zu schenken. Allerdings müßten Sie dafür eine entsprechende Gegenleistung erbringen.“
    Er hatte sich wieder gefaßt und zeigte sich äußerlich so selbstsicher und kühn wie immer.
    „Ich habe nichts dagegen, Ihr Spielchen mitzumachen, Großinquisitor“, meinte er mit leichtem Spott. „Wenn ich das wäre, wofür Sie mich halten, gäbe es wohl auch keinen anderen Ausweg für mich, als auf Ihre Bedingungen einzugehen, oder?“
    „Sie haben keine andere Wahl, Mudt“, bestätigte ich. „Denn wenn Sie mein Angebot ablehnen, zerstöre ich die Druckplatte mit Ihrem Bildnis – und das wäre Ihr Tod. Erfüllen Sie mir dagegen meine kleine Bitte, dann händige ich Ihnen die Druckvorlage aus.“
    „Und was verlangen Sie von dem Dämon, der ich sein soll?“
    Ich ballte die Hände zu Fäusten. „Sie sollen mir helfen, Asmodi zur Strecke zu bringen, damit ich meine Seele auslösen kann. Gleichzeitig will ich auf diese Weise den Tod meiner Familie rächen.“ Mudt verzog den Mund. „Ein seltsames Bekenntnis, das Sie da ablegen – und ein nicht minder seltsames Anliegen, das Sie da haben. Wie soll ich mich dazu stellen?“
    „Keine närrischen Reden, Mudt!“ herrschte ich ihn an. „Oder wollen Sie es darauf ankommen lassen, daß ich die
    Druckplatte vernichte? Nehmen Sie also gefälligst Stellung!“
    „Ich brauche in jedem Fall etwas Zeit, um die Angelegenheit zu überdenken.“
    „Ich gebe Ihnen vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit. Aber nicht mehr!“
    Ich gab ihm die beiden Druckabzüge mit. Sie sollten ihn daran erinnern, daß schon bald seine Stunde schlagen konnte.
     

     
    Mudt war noch nicht lange weg, da erhielt ich unerwarteten Besuch. Jakob Sprenger tauchte mit einer Eskorte seiner Hexenfänger auf.
    „Sie?“ entfuhr es mir überrascht und erfreut zugleich. „Ich wußte nicht, daß Sie schon wieder zurück sind. Aber kommen Sie doch herein!“
    „Ich sehe, die Überraschung ist mir gelungen“, meinte Sprenger.
    Er betrat das Haus und bedeutete seinen Leuten mit einem Wink, daß sie ihm folgen sollten.
    „Sollten die Wachen nicht besser draußen bleiben?“ meinte ich.
    „Nein, nein“, wehrte Sprenger ab. „Es hat schon seine Richtigkeit, daß sie in unserer Nähe bleiben.“ Das irritierte mich, aber ich sagte nichts. Ich bat Sprenger in mein Zimmer, doch er blieb mit der Begründung, daß er bald wieder fort müsse, in der Halle stehen.
    „Sie können sich denken, daß mich dringende Geschäfte erwarten, Baron“, meinte er. „Dank Ihrer Unterstützung sind die Kerker mit Hexen und Magiern voll, die bald und schnell abgeurteilt werden sollen.“
    „Es ist doch nicht bewiesen …“, begann ich.
    Er unterbrach mich lächelnd mit einer Randbewegung.
    „Ich weiß, ich weiß“, sagte er milde. „Aber keine Sorge, Baron, es wird uns schon gelingen, ihnen Geständnisse abzuringen. Übrigens hat man mir Ihren Vorschlag unterbreitet, diesen Verwachsenen zum Henker der Inquisition zu ernennen. Wie heißt er denn gleich?“
    „Equinus!“
    „Ach ja. Ich greife diesen Vorschlag gern auf. Equinus wäre der richtige Folterknecht, der den Beschuldigten Furcht einflößt. Ich werde ihn zum Schrecken aller Hexen machen.“
    „Verzeihen Sie, daß ich einen Einwand vorbringe“, warf ich ein, „aber ich glaube, daß Sie Equinus falsch einschätzen. Er ist kein Menschenhasser, sondern …“
    „Ich schätze ihn schon richtig ein“, versicherte Sprenger. „Sie übrigens auch, Baron.“
    „Was meinen Sie damit?“ fragte ich.
    Sprenger wandte sich ab und spielte versonnen mit seiner Unterlippe, während er auf und ab ging. Ich beobachtete ihn gespannt. Plötzlich blieb er vor mir stehen und drückte mir den Zeigefinger gegen das Brustbein. Als sei dies ein Zeichen für die Wachen, richteten sie ihre Lanzen auf mich. Ich zuckte entsetzt zusammen.
    „Es ist hoch an der Zeit, Baron, daß sie ein vollständiges Geständnis ablegen“, sagte Sprenger.
    „Was für ein Geständnis?“
    Er lächelte. „Nun ich möchte hören, warum Sie sich so sehr für die Inquisition einsetzen.“
    „Ich möchte die Menschheit von der Dämonenplage erlösen.“
    „Und warum?“
    „Weil – ich glaube, daß die Dämonen meine Frau und meine beiden Kinder auf dem Gewissen haben“, antwortete ich zögernd.
    Den Rest behielt

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