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059 - Der Folterknecht

059 - Der Folterknecht

Titel: 059 - Der Folterknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Wolf
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vom Hocker und küßte mir die Hände, während er mich schluchzend um Verzeihung bat.
    Ich entzog ihm angewidert meine Hände und wischte mir verstohlen den Speichel an meinem Gewand ab.
    „Wollen wir nicht wieder Freunde sein, Equinus?“ fragte ich ihn.
    Er nickte heftig, während er auf seinen krummen Beinen auf und ab ging.
    „Du hast mir bei meinem letzten Besuch Hilfe angeboten“, fuhr ich fort. „Willst du mir noch immer helfen? Du könntest mir und der Inquisition bei der Ausrottung der Dämonen beistehen.“
    „Wie? Wie? Wie?“
    Er sagte es immer wieder, während er durch die Küche humpelte und die Arme gegen seine krummen Waden klatschen ließ.
    „Wenn du willst, Equinus, könnte ich dich zum Henker der Inquisition machen.“
    Ehe ich mich versah, lag er mir zu Füßen. Brunhilde, die zufällig hereinschaute und nicht begriff, war vorging, wurde von ihm mit wilden Gebärden und obszönen Worten verscheucht.
    „Wenn Euer Gnaden das für mich tun, dann werde ich ewiglich Euer Gnaden Sklave sein“, versprach Equinus gerührt.
    „Warum haßt du die Dämonen so?“ fragte ich ihn geradeheraus.
    „Vielleicht aus einem ähnlichen Grund wie Euer Gnaden“, erwiderte er.
    „Wenn ich dir den Posten des Henkers verschaffen soll, mußt du mir alles über dich erzählen, Equinus.“
    Er setzte seine Wanderung durch die Küche fort, wischte sich den Speichel vom Mund und kratzte sich abwechselnd den Buckel und zwischen den Beinen.
    „Gut, gut, gut“, murmelte er kaum verständlich. „Euer Gnaden sollen mich ansehen. Das haben die Dämonen aus mir gemacht. Ich war einer von ihnen.“
    „Ein Dämon?“ entfuhr es mir, und ich bekreuzigte mich.
    „Ja. Ja, Euer Gnaden. Ein Dämon war ich.“ Er kicherte. „So übel und nicht besser als alle anderen. Habe Tiere und Menschen Unheil gebracht und Blut gesaugt und geschändet. Jetzt bin ich im Herzen rein, aber ein Ungeheuer. Es ist Gottes Strafe, aber es ist auch die Strafe der Dämonen. Habe nur ein einziges Mal Liebe für einen Menschen empfunden, sonst immer nur Böses. gesät. Aber wenn man einmal liebt – wird man von der Schwarzen Familie verstoßen. Das haben sie aus mir gemacht – einen gutmütigen, braven, weichherzigen Menschen, der wie ein Ungeheuer aussieht. Darum hasse ich die Dämonen. Ich könnte sie alle töten.“
    „Ich werde niemandem von deinem Schicksal erzählen, Equinus“, versprach ich, denn dann wäre er womöglich noch selbst auf dem Scheiterhaufen gelandet.
     

     
    Zwei Tage später lud ich Mudt zu mir ein. Damit er auch bestimmt kam, schrieb ich in der Einladung, daß es um Leben und Tod ginge.
    Er erschien zur verabredeten Stunde.
    „Irre ich, oder beabsichtigen Sie, das versäumte Verhör nachzuholen, werter Baron?“ meinte er bei seiner Ankunft scherzend.
    „Es könnte mehr als nur ein Verhör werden.“
    Ich führte ihn zu meinem Arbeitszimmer und öffnete ihm die Tür. Er
    Machte drei Schritte, blieb dann jedoch wie angewurzelt stehen und starrte auf meinen Arbeitstisch. „Was haben Sie denn, Herr von Gilding?“ fragte ich scheinheilig. „Finden Sie nicht, daß Sie gut getroffen sind?“
    Er rückte den Besuchersessel etwas vom Tisch ab und ließ sich dann darauf sinken, ohne den Blick von der Schreibtischplatte abzuwenden. Dort lagen zwei Drucke, die sein Gesicht im Halbprofil zeigten. Die Druckplatte hatte ich wohlweislich in ein Versteck gebracht und durch Dämonenbanner gesichert.
    „Das ist eine Überraschung“, gestand Mudt. Er blickte mir in die Augen. „Was hat das zu bedeuten, Herr Baron?“
    „Haben Sie Ihren Humor verloren?“ erkundigte ich mich spöttisch. „Sie dürfen mich ruhig weiterhin Großinquisitor nennen.“
    Er leckte sich über die Lippen. „Ich sehe es gar nicht gern, wenn man Spottbilder von mir anfertigt. Und wenn Sie mich schon fragen, Baron, so muß ich sagen, daß ich mich gar nicht gut getroffen finde.“
    „Ähnlichkeit reicht aber aus, um Sie zu töten“, sagte ich kalt und nahm hinter dem Schreibtisch Platz.
    „Ich verstehe Sie immer weniger, Baron. Wenn das ein Scherz sein soll …“
    „Ist es aber nicht“, schnitt ich ihm das Wort ab. „Reden wir nicht lange um die Sache herum. Ich halte Sie für einen Dämon, Mudt. Meine letzten Zweifel wurden beseitigt, als Sie Equinus begegneten, von dem Sie wissen, daß er ein Verstoßener der Schwarzen
    Familie ist. Sie mußten befürchten, daß er Sie erkennen würde, und erstarrten vor Schreck.“
    „Sie sprechen von diesem

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