059 - Der Preller
verabschiede, noch erwähnen: Ist es Ihnen möglich, am Mittwoch so eine Art Atelier vorzubereiten, wo wir einen Film, für den mein Freund hier das Drehbuch verfaßt hat, durchproben können?«
Er blickte den Herrn Direktor der Akademie gespannt an.
»Gewiß, gewiß«, erwiderte Bomper in offenbarer Eile. »Alles, was Sie wünschen. Guten Tag, meine Herren.«
Auf dem Gang trafen sie den Hageren, der sie mit brummigem Gruß an sich vorbeigehen ließ. Als sie auf den Crescent hinaustraten, fühlte Anthony, wie jemand ihn am Arm berührte.
»Verzeihen Sie, meine Herren«, sagte ein Unbekannter, dem man jedoch die Zugehörigkeit zur Kriminalpolizei von weitem ansehen konnte. »Darf ich Sie einen Augenblick sprechen?« »Zehn Augenblicke, wenn Sie wollen«, gab Anthony leutselig zurück, und der andere verfiel neben ihnen in gleichen Schritt.
»Gehören Sie zu den Kunden Mr. Bompers?«
»Jawohl.«
»Haben Sie schon bezahlt?«
»Nein, bisher noch nicht.«
»Dann folgen Sie meinem Rat, und tun Sie es auch künftig nicht.«
»Was ist denn los? Sie sind doch Kriminalbeamter, nicht wahr?« Paul hatte bisher überhaupt nichts gesagt, sondern die Unterhaltung dem Preller überlassen.
»Ja, ich bin von der Kriminalpolizei, meine Herren«, gab der Mann zu. »Was mit Mr. Bomper los ist? Nun, uns liegen verschiedene Anzeigen aus der Provinz gegen ihn vor, denen wir eben nachgehen. Man hat sich beschwert, daß sein Briefkursus Schwindel sei und man nichts dabei lerne.«
»Bisher habe ich noch nichts bezahlt«, wiederholte Anthony, »und glaube nach Ihren Auskünften auch nicht, daß ich je etwas bezahlen werde.«
Schweigend legten die beiden Freunde den Weg nach dem Kensington Square zurück. Erst nach dem Abendessen, als beide sich Zigarren angebrannt hatten, nahm der Preller das Thema ›Bomper‹ wieder auf.
»Ha, ha, Donnerstag ist es zu spät! Hast du's gehört, Paul?«
»Was meinte er denn damit?« Paul stimmte in das Lachen des Freundes ein. »Er will wohl vorher verschwinden?«
»Jawohl, das und nichts anderes. Jemand scheint ihn verpfiffen zu haben, und er fühlt den Boden unter sich heiß werden. Der Mann, der eintrat, als wir bei Bomper waren, hat ihn wohl benachrichtigt, daß die ›Akademie‹ unter Polizeibeobachtung stehe. Es scheint sein Kompagnon ...«
»Kompagnon? Glaubst du, daß Griggs mit ihm zusammen die Sache drehen will?«
»Daran zweifle ich keinen Augenblick. Sie werden nun wahrscheinlich beide verschwinden müssen.«
»Wann glaubst du denn, daß dieser Akt des Verschwindens stattfinden wird?« fragte Paul.
»Spätestens Mittwoch abend, denn er sagte uns ja, daß Donnerstag unser Besuch für ihn zu spät komme.«
Den nächsten Tag brachte der Preller mit dem Einziehen von Erkundigungen über Bompers ›Akademie‹ zu. Der Redakteur einer Sonntagszeitung, die sich das Aufdecken von Schwindeleien und betrügerischen Manipulationen zur Aufgabe gemacht hatte, gab ihm die notwendigen Auskünfte.
»Hickory Bomper?« wiederholte der Zeitungsmann den Namen, den ihm Anthony genannt hatte. »Der und Professor der Schauspielkunst? Ha, ha, daß ich nicht lache. Seit Wochen laufen bei uns über ihn Beschwerden ein. Er prellt hauptsächlich Dienstmädchen um ihren schwerverdienten Lohn, indem er ihnen vorspiegelt, sie hätten Filmtalent. Die Polizei ist auch schon hinter ihm her, und das Handwerk dürfte ihm wahrscheinlich bald genug gelegt werden.«
»Sie glauben also, daß eine briefliche Unterrichtsmethode für künftige Filmbeflissene überhaupt keinen Zweck hat?«
»Das behaupte ich ja gar nicht, wohl aber, daß Bomper von der Filmkunst nicht mehr Ahnung hat als ich vom Seiltanzen. Das ist es ja gerade, was mich so empört. Der Gedanke einer Akademie für Filmleute ist ja an sich gar nicht so dumm. Einmal ein Dieb, immer ein Dieb - Sie kennen ja das alte Sprichwort. Diese Ganoven nehmen sich in ihrer Ungeduld, Geld zu verdienen, gar nicht die Zeit, abzuwarten, ob es denn nicht auch auf ehrliche Weise zu machen gehe. So eine Sorte ist auch Hickory Bomper. Daran habe ich noch nicht einen Augenblick gezweifelt.«
Diese Auskunft genügte Anthony. Erst am nächsten Morgen, dem Mittwoch, stellte Paul die Frage, die ihn seit dem Besuch bei Griggs beschäftigt hatte.
»Was meintest du mit deiner Bemerkung zu Bomper, daß ich ein Drehbuch verfaßt hätte, Anthony?«
»Genau das, was ich sagte. Du hast es zwar nicht geschrieben, dafür habe aber ich ein Manuskript verbrochen, das voll von
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