0590 - Der Satan und der Schatten
›Schatten‹ war in den Steinschädel eingedrungen, und Zamorra irgendwie auf den Herrn der Hölle aufmerksam geworden!
Er suchte nach Lucifuge Rofocale!
Anscheinend tat er das mit Hilfe seines Amuletts. In diesen Silberscheiben steckte offenbar weit mehr, als Lucifuge selbst seinerzeit gedacht hatte.
Aber Zamorra wußte ja auch mehr über die Fähigkeiten der sieben Sterne von Myrrian-ey-Llyrana. Mehr jedenfalls, als es dem Erzdämon recht sein konnte.
Daß die Amulette - zumindest das siebte - in der Lage war, als eine Art ›Dämonenradar‹ zu arbeiten, das hatte er nicht geahnt.
Er hegte plötzlich den dringenden Wunsch, dem Zauberer Merlin den Hals umzudrehen, weil dieser das Siebengestirn von Myrrian-ey-Llyrana geschaffen hatte.
Damit hatte er etwas unwahrscheinlich Gefährliches konstruiert!
Merlin, der Abtrünnige!
Merlin, der Verräter, der einst der Hölle und seinem Bruder Asmodis den Rücken gekehrt hatte, um den Weg des Lichtes zu gehen!
Dieser Narr!
Dieser gefährliche Narr, der in seinem Egoismus vielleicht nicht mal ahnte, was er seinen dunklen Brüdern angetan hatte!
Lucifuge Rofocale war nicht der einzige, der Merlin weder verstehen konnte noch wollte. Der alte Zauberer war einen schwierigen Weg voller Mühsal gegangen, obgleich er es auf der dunklen Seite der Macht viel einfach hätte haben können!
Wie konnte jemand nur so verrückt sein, den leichten Weg zu ignorieren und bewußt den schwereren einzuschlagen, ohne daß jemand ihn dazu zwang?
Immerhin hatte er einst Lucifuge Rofocale vor dem Gebrauch der Amulette gewarnt. Aber er hatte sich dabei so schwammig ausgedrückt, daß der Herr der Hölle diese Warnung nicht verstanden hatte. Ein Beweis mehr dafür, wie weit sich Merlin von der dunklen Seite entfernt hatte.
Er war kein Freund der Schwarzen Familie mehr, denn Freunde redeten Klartext miteinander!
Zamorra versuchte also, Lucifuge Rofocale aufzuspüren. Und Cascal befand sich im Schädelfelsen!
Was war jetzt wichtiger? Um wen sollte sich der Herr der Hölle zuerst kümmern?
Sollte er an seinem Vorhaben festhalten und Eysenbeiß den anderen entgegenstellen, damit sie übereinander herfielen? Oder zuerst verhindern, daß Cascal im Felsen Schaden anrichtete?
Egal - sie würden alle an die Reihe kommen.
Und sie würden in dieser Welt sterben!
***
»Wir kommen ihm immer näher. Eigentlich müßten wir ihn längst sehen können.«
Zamorra hielt das Amulett in den Händen, das immer intensiver Wärme abgab und damit anzeigte, daß Schwarze Magie jetzt sehr nahe war. Zusätzlich vibrierte das Amulett jetzt auch noch. Es war eine zusätzliche Warnung.
Der Dämonenjäger sah Nicole kurz an. »Es kann nicht schaden, wenn du den Blaster schußbereit hältst. Für den Fall, daß wir angegriffen werden.«
Sie pflückte ihm seinen Blaster vom Gürtel, um beidhändig schießen zu können, wenn's darauf ankam.
»Wir sollten auch die Kraftfelder einschalten!« schlug sie vor und aktivierte auch schon den kleinen Projektor in ihrem Gürtel. »Vielleicht hätten wir schon eher daran denken sollen. Möglicherweise würde das auch ein Einsinken in den Boden verhindern, wenn das Amulett gerade anderweitig beschäftigt ist - so wie eben jetzt…«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum, daß diese Art von Kraftfeldern gegen Magie schützt. Sie helfen uns, wenn unser spezieller Freund Eysenbeiß das Blasterfeuer auf uns eröffnet, aber daran glaube ich nicht mehr. Er ist offensichtlich spurlos verschwunden.«
Deshalb verzichtete er auch darauf, den Projektor seines Gürtels zu aktivieren.
Nicole zuckte mit den Schultern. »Dann muß ich eben mit auf dich aufpassen. Was meinst du, wie nahe wir dem Dämon jetzt sind? Und warum wir ihn nicht sehen können?«
»Ich fürchte, er ist wesentlich stärker, als ich bisher angenommen habe«, sagte Zamorra leise. »Mir wär's lieber, wenn wir statt dessen die Regenbogenblumen gefunden hätten. Wenn ich eine Möglichkeit wüßte, anstelle des Dämons die Blumen anzupeilen…«
»Was ist das da?« fragte Nicole nach ein paar Minuten, die aber nur für sie beide verstrichen, während die Uhren an ihren Handgelenken es gar nicht registrierten.
Mit ausgestrecktem Arm wies Nicole nach vorn.
Zamorra, der mehr auf das Amulett und auf den Boden unmittelbar vor ihnen geachtet hatte, blieb stehen und sah auf.
»Sieht aus wie 'ne Wolke, die zu tief hängt«, bemerkte Nicole. »Oder wie eine Art ungewöhnlich dichter Nebel.«
»Unglaublich«,
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