0593 - Der Metapsychische Krieg
Vergangenheit geworfen worden waren und sich dann mit Hilfe der Dilatation wieder in die Gegenwart zurückgerettet hatten.
Ein riskanter, aber wissenschaftlich exakter Vorgang.
Ralf Marten versuchte, unseren Optimismus im Rahmen zu halten: „Na schön, für den Notfall hätten wir also eine Fluchtmöglichkeit. Aber auch nur für den Notfall! Wir wissen alle, daß selbst die exaktesten Computerberechnungen keine genaue Dilatationszeit garantieren können. Legen wir eine geringere Entfernung im Zeitstrom zurück, läßt sich das korrigieren, indem man einen zweiten Dilatationsflug berechnet und durchführt.
Beim dritten Mal hat man vielleicht Glück, auch wenn sich höchstens das Jahr, aber niemals Monat oder gar Tag bestimmen läßt. Und wenn man Pech hat, Icho Tolot, schießen wir über unser Ziel hinaus und landen in der Relativ-Zukunft jenseits der Jetztzeit. Sie wissen so gut wie ich, daß mit Hilfe der Zeitdilatation eine Rückkehr in die Vergangenheit unmöglich ist."
Der Haluter winkte beruhigend ab.
„Sicher, mein Freund, das weiß ich alles, aber lieber lande ich ein paar Jahre in der Zukunft, als daß ich hier in der tiefsten Vergangenheit bleibe. Aber ich habe ja auch nur eine Möglichkeit angedeutet, nicht mehr. Ich habe immer noch die Hoffnung, daß uns die fünfdimensionalen Energiefelder, die sich kreuzten und uns in die Vergangenheit, schleuderten, auch wieder dorthin zurückbringen, von wo sie uns herholten."
„Sie werden doch nicht an ein Wunder glauben?"
„Das wäre kein Wunder, Ralf Marten, absolut kein Wunder.
Sehen Sie dort...", er deutete auf den flimmernden Transmitterkäfig, der unverändert noch immer am gleichen Platz stand, nein, schwebte.... „er ist noch da! Das temporale Bezugssystem existiert mit ihm. Er stellt unsere einzige echte Verbindung zur Gegenwart dar. Wir müssen uns nur stets in seiner Nähe aufhalten, das ist alles."
„Sie meinen, er könne uns in die Gegenwart zurückbringen?"
„Ja, das meine ich."
Ehrlich gesagt, ich war da nicht ganz so optimistisch wie Icho Tolot, ich verließ mich lieber auf Tatsachen. Natürlich glaubte auch ich an Zufälle, sie hatten mir schon oft genug das Leben gerettet und mich aus kniffligen Situationen befreit, aber an mehrere Zufälle hintereinander wollte ich einfach nicht glauben.
Ich ahnte damals noch nicht, wie sehr ich dem Zufall unrecht tat. Oder war es Schicksal?
*
Betty Toufry und Tako Kakuta kamen eine Stunde später und berichteten. Große Neuigkeiten brachten sie nicht, aber ich will trotzdem versuchen, ihre Erlebnisse an dieser Stelle einzublenden.
Sie entmaterialisierten und fädelten sich in das durchgehende System der PEW-Adern ein, indem sie ihre Daseinsform absolut veränderten und sich entstofflichten, ähnlich wie ich es bei Teleportation zu tun pflege.
Damit änderten sich auch die Größenverhältnisse zur Realität.
Adern, die in Wirklichkeit nur ein oder zwei Zentimeter dick waren, wurden zu gewaltigen Röhren, durch die das Bewußtsein der beiden Mutanten hindurchglitt. Die echte Geschwindigkeit war dabei kaum abzuschätzen, aber sie mußte sehr hoch sein, bis zu irdischer Schallgeschwindigkeit.
Betty und Tako blieben zusammen. Obwohl sie nur als individuelle Bewußtseinsformen existierten, war es ihnen möglich, Kontakt zu halten. Sie fielen hinein in ein Universum fünfdimensionaler Natur, das ihnen unverständlich bleiben mußte, obwohl sie es bereits mehrmals erlebt hatten.
Sie befanden sich in einem merkwürdigen und eigentlich nicht zu erklärendem Zustand. Entstofflicht existierten sie weiter, so als besäßen sie noch einen Körper. Ihr Bewußtsein war vorhanden, sie konnten sehen, denken und hören. Aber sie fühlten nichts mehr. Es war für sie, als schossen sie mit unvorstellbaren Geschwindigkeiten durch endlose Tunnels, die in allen nur denkbaren Farben schillerten, Abzweigungen besaßen, die nach Belieben gewählt werden konnten. Der Wille allein genügte für eine Richtungsänderung.
Bis auf den lebensfeindlichen Magmakern schien der Planet hohl zu sein, aber da die Größenverhältnisse nicht mehr stimmten und in dieser Hinsicht jede Beobachtungsangabe Fehlern unterworfen war, blieben genaue Beobachtungen und Abmessungen illusorisch. Das Universum innerhalb der PEW-Adern entzog sich jeder normalen Vergleichsmöglichkeit.
Und die Gedankenimpulse der Paramags wurden intensiver.
Die beiden Mutanten gelangten nach einer zweiten Rematerialisation in eine riesige Halle.
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