0593 - Der Metapsychische Krieg
dem Innern des Planeten abgebaut.
Alle Einwände der Priesterschaft und ihrer Anhänger, also der feindlichen Gruppe, verhallten ungehört. Nun waren diese Priester natürlich nicht nur Priester im herkömmlichen Sinn, sonst wären sie nicht in der Lage gewesen, selbst gigantische Vernichtungsmaschinen herzustellen und gewagte Experimente durchzuführen, aber sie vertraten die Ansicht, das PEW-Metall dürfe nicht zum Bau von Raumschiffen verwendet werden, die Pordypor verließen und das Metall mit sich nahmen. Sehr logisch begründeten sie, daß die Wissenschaftler ein Paradoxon herbeiführten.
Das Paradoxon bestand darin, daß die Wissenschaftler erst durch den Bau ihrer Flotte einen gewissen Mangel an PEW-Metall verursachten, und sie bauten diese Flotte nur deshalb, um neues PEW-Metall auf anderen Welten zu finden.
Dieser offensichtliche Widerspruch war es, der zum Konflikt führte, zum sogenannten „Metapsychischen Krieg".
Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich dann auch, daß die Paramags in ihrer Sprache das PEW-Metall „Payn-Hrun-Tala" nannten, was mich aber nicht besonders berührte. Es bedeutete übersetzt soviel wie „Leben im Höchstmaß". Ich bleibe bei meiner weiteren Schilderung bei der ursprünglichen Bezeichnung, denn ich meine, zuviel verschiedene Begriffe für ein und dieselbe Sache verwirrt nur die Gemüter meiner Zuhörer oder Leser.
„Die Priester sind eigentlich die Wissenschaftler", fuhr Betty in ihrer Schilderung fort und begründete dann ihre Behauptung: „Nicht nur, daß sie im Innern des Planeten unvorstellbare technische Anlagen errichtet haben, sie arbeiten auch experimentell mit Antimaterie. Ich glaube, sie stellen sie künstlich her und benutzen sie als Waffe, als Sprengstoff."
Icho Tolot stellte die Frage: „Wie führen die beiden Gruppen ihren Krieg? Ich meine, kämpfen sie gegeneinander, setzen sie Waffen ein, töten sie sich?"
Zu unserem Erstaunen mußten wir von den beiden Mutanten erfahren, daß dieser Krieg auf rein mentaler Basis geführt wurde.
Zwar gab es vernichtende Waffen, aber sie wurden nicht eingesetzt. Eine Gruppe versuchte, der anderen ihre Anhänger wegzunehmen und auf die eigene Seite zu bringen. Das geschah ohne jede Gewalt, nur mit der Kraft der Überzeugung.
Schon verspürte ich Erleichterung, als Betty an dieser Stelle der Schilderung anlangte, aber der Schreck folgte auf dem Fuße.
„Der Krieg scheint harmlos zu sein, und irgendwie erinnert er mich an einen Wahlkampf, in dem auch mit den Mitteln der Überzeugungskraft gestritten wird. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß sich im Innern des Planeten die fürchterlichsten Waffen befinden, die wir uns vorzustellen vermögen - wenigstens glauben wir, das herausgefunden zu haben. In einem Akt der Verzweiflung wäre es den Priestern wahrscheinlich möglich, den ganzen Planeten zu sprengen."
Icho Tolot machte aus seinen Zweifeln keinen Hehl.
„Das wäre absolut unlogisch und widerspräche der Handlungsweise intelligenter Lebewesen. Warum sollten sie Selbstmord begehen, nur um den Verlust einer relativ geringen Menge des lebenswichtigen PEW-Metalls zu verhindern? Sie würden nichts erreichen! Gar nichts!"
Ich mußte ihm recht geben. Was Betty berichtete, war zwar sehr aufschlußreich und technisch imponierend, aber es ergab keinen Sinn. Warum sollte sich jemand selbst vernichten, nur um einen anderen daran zu hindern, einen Bruchteil des PEW-Metalls für Forschungszwecke zu benutzen? Einen Bruchteil, der das Leben auf Pordypor in keiner Weise durch sein Fehlen beeinflussen würde.
Betty versuchte, ihren Standpunkt zu berichtigen: „Sie würden es nicht absichtlich tun, aber ich kann mir vorstellen, was passieren würde, wenn jemand von den führenden Paramags der Priestergruppe durchdreht. In einem solchen Fall gibt es keinen Platz mehr für die Logik. Eine Maschinerie wird in Gang gesetzt und kann nicht mehr aufgehalten werden. Ich weiß es aus den mentalen Diskussionen der Paramags unter sich. Es besteht keineswegs die Absicht, planetarischen Selbstmord zu begehen, aber jeder weiß, daß ein solcher geschehen wird, wenn man die gebändigten Kräfte der Antimaterie freimacht."
Es war bereits später Nachmittag geworden, als Betty und Tako ihren Bericht beendeten.
Icho Tolot gab keinen Kommentar. Er zog sich wieder ein wenig in die umliegende Steppe zurück, um sein Planhirn einzusetzen.
Wie ich ihn kannte und auch aus seinen Gedanken erfuhr, beschäftigte er sich mit dem aufgeworfenen Problem. Er
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