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0594 - Die Sterbenden von Talos

0594 - Die Sterbenden von Talos

Titel: 0594 - Die Sterbenden von Talos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kleinen Dorf entführte, doch das brachte ihr keinen Vorteil.
    Sie fühlte sich verloren in einer fremden Umgebung, in der sie sich nicht auskannte, wo jeder Weg in eine Sackgasse führen konnte.
    Und zurück ins Dorf wollte sie auch nicht.
    Was sie dort erwartete, war ihr nur zu klar…
    Aber wohin sollte sie fliehen? Sie mußte zurück zu den Regenbogenblumen, aber wo befanden die sich?
    Vielleicht war es besser, abzuwarten, bis es Tag wurde.
    Seltsamerweise fühlte sie sich gar nicht müde. Das lag vielleicht daran, daß die Tag- und Nachtzonen zwischen dieser Welt und der Erde nicht übereinstimmten.
    Der Unheimliche schien Carlotta in eine Art Wald zu führen. Das Unterholz war spröde, die Äste der Bäume winterlich kahl.
    Nach einer Weile hielt der Schattenmann inne. Er tat irgend etwas mit der freien Hand, was Carlotta nicht sehen konnte, und dann baute sich vor ihr etwas noch viel Schwärzeres aufstülpte sich über sie - verschlang Carlotta und den Schattenmann…
    Und von einem Moment zum anderen befanden sie sich beide in hellem Licht.
    Es war viel kräftiger als die Funzel in dem kleinen Raum, der zuerst Carlottas Gefängnis gewesen war. Das Licht war auch auf eine eigentümliche Weise kalt und - nicht irdisch.
    Carlotta hatte Neonbeleuchtung nie gemocht, aber dieses Licht war noch kälter und fremdartiger.
    Sie sah den Schattenmann an.
    Ein aufrechtgehender Schatten, der seinerseits einen Schatten warf in dieser unnatürlichen Beleuchtung, die Carlottas Haut beinahe weiß erscheinen ließ.
    Und dann: ein schwaches Knistern und Flackern.
    Von einem Moment zum anderen zeigte der Unheimliche seine wahre Gestalt.
    Der Schattenschirm, der ihn einhüllte, löste sich auf. Und…
    Neben Carlotta stand ein junger, absolut menschlich wirkender Mann!
    ***
    »Ein eigenartiges Land«, sagte Nicole. »Fällt euch nichts auf?«
    Zamorra reagierte nicht darauf, er schritt in Halbtrance weiter vorwärts und folgte der Zeitspur, die das Amulett ihm wies. Ted Ewigk wandte den Kopf. »Was meinst du damit?«
    Nicole blieb stehen. »Lausch mal. Hörst du was?«
    Auch der Reporter verharrte.
    »Wind«, sagte er nach einer Weile. »Ich höre den Wind. Ich höre ein komisches Rascheln und Knistern.«
    »Und was müßten wir statt dessen hören?«
    »Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst«, sagte Ted.
    »Die typischen Geräusche, wie sie in der Nacht entstehen. Rauschen von Blättern im Wind, hier und da der Laut eines Nachttieres. Aber alles ist so eigenartig still. Das Rascheln klingt wie von welken, vertrockneten Pflanzen. Der Boden unter unseren Füßen ist karg und hart. Siehst du Gras? Nicht einmal Moos wächst hier! Diese Welt ist tot, Ted. Sie ist so verdammt tot, daß sie mir Angst macht.«
    Sie setzte sich wieder in Bewegung, um zu Zamorra aufzuschließen. Ted folgte ihr.
    »Wir sind das einzige Lebendige hier«, fuhr Nicole fort. »Aber ich habe Angst, daß das nicht mehr lange der Fall sein wird.«
    »Wir sind nicht das einzige Lebendige. Die Männer, die Carlotta entführt haben, die Meeghs…«
    »Ich traue dieser Welt nicht«, beharrte Nicole. »Keine Tiere, keine Pflanzen! Hier wohnt der Tod.«
    »Es gibt sehr wohl Pflanzen. Die Regenbogenblumen zum Beispiel.«
    »Ausnahmen. Ich wollte, wir wären nicht hier. Sobald wir Carlotta gefunden haben, hält mich nichts mehr. Dann sause ich im Dauerlauf zu den Blumen zurück, verstehst du? Und dieser Berg mit seinem seltsamen Leuchten gefällt mir auch nicht. Es ist, als wäre er - radioaktiv.«
    »Du bist ja verrückt«, stieß Ted hervor. »Du siehst Gespenster!«
    »Vielleicht. Aber etwas wie das hier habe ich noch nie erlebt, und ich möchte es auch nicht noch einmal erleben. Warte mal… was ist denn das da vor uns?«
    Sie faßte nach Zamorras Schulter, brachte ihn zum Anhalten.
    Der Dämonenjäger merkte, daß etwas nicht stimmte, fror das Bild im Amulett ein und löste sich aus seiner Halbtrance.
    »Vor uns ist ein Dorf«, sagte Nicole.
    »Ach ja. Kein Leben auf dieser Welt«, murmelte Ted Ewigk.
    »Daß da ein Dorf ist, besagt noch längst nicht, daß darin auch Menschen leben«, widersprach Nicole. »Auch, wenn in einigen der Häuser Licht brennt.«
    »Was für eine Logik«, seufzte der Reporter. »Da komme ich nicht mehr mit.«
    »Vielleicht lebt etwas anderes in den Häusern. Etwas Nichtmenschliches.«
    »Ich weiß zwar nicht, worüber ihr euch unterhaltet«, mischte Zamorra sich ein. »Aber es sieht so aus, als hätten die beiden Männer Carlotta in

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