Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0594 - Die Sterbenden von Talos

0594 - Die Sterbenden von Talos

Titel: 0594 - Die Sterbenden von Talos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
wie blitzschnell er Bent und den anderen Mann getötet hatte. Es war also nicht seine Art, einfach so zu töten?
    »Wie nennst du das, was du gemacht hast, als du mich aus dem Dorf geholt hast?« fuhr sie ihn an.
    »Ah, du kannst ja doch sprechen, Eve«, sagte er. »Aber du hast einen seltsamen Akzent. Südländisch. Kommst du aus Italien? Spanien?«
    »Italien«, entfuhr es ihr ungewollt.
    »Dachte ich's mir doch. Ein ziemlich weiter Weg bis hierher. Was ist mit deiner Kleidung? Du hast doch nicht die ganze Reise so zurückgelegt, oder?«
    Carlotta zuckte zusammen. Erst jetzt fiel ihr wieder ein, daß sie bis auf den Tanga nichts am Leib trug.
    Unwillkürlich verschränkte sie die Arme vor ihren Brüsten.
    Jon lächelte.
    »Mach dir nichts draus, Eve«, sagte er. »Wir werden schon etwas Passendes für dich finden. Hm, ich glaube, wir sollten erst einmal weitergehen. Hast du Durst oder Hunger? Mal sehen, was unsere Vorratskammer aufzuweisen hat. Komm.«
    Sie blieb mit dem Rücken zur Wand stehen, aber sie war aufmerksam. Um diesen Raum zu verlassen, mußte eine Tür geöffnet werden. Wie machte der Junge das?
    Carlotta wollte es sehen, um es selbst ebenfalls zu können.
    Sie beobachtete genau.
    Jon berührte eine Stelle der Wand mit seiner Handfläche. Augenblicke später entstand eine Öffnung.
    »Nun komm«, verlangte er. »Wenn ich dir etwas antun wollte, hätte ich bisher mehr als genug Möglichkeiten dazu gehabt. Du brauchst dich wirklich nicht mehr zu fürchten. Du bist hier in Sicherheit! Nun komm!«
    In Sicherheit! Wie das klang! Gerade so, als wolle er sie verhöhnen!
    Sie sah an ihm vorbei durch die Öffnung in den anderen Raum.
    Im gleichen Moment tat jemand von der anderen Seite her dasselbe in ihre Richtung.
    Das Grauen packte sie mit eisigen Krallen.
    Sie stand einer menschengroßen Spinne gegenüber!
    ***
    »He«, sagte jemand und tätschelte ihre Wange. »Komm, werd' wieder wach. Du bist sehr schreckhaft! Hast du noch nie einen Meegh gesehen?«
    Carlotta öffnete die Augen. Sie mußte vor Schreck ohnmächtig geworden sein. Das verwunderte sie. Sie war eigentlich nicht der Typ Frau, der bei jeder sich bietenden Gelegenheit gleich umkippte. Warum also war es passiert?
    Sie stellte fest, daß sie auf dem Boden lag und der junge Bursche, der sich Jon nannte, neben ihr hockte und sich über sie beugte.
    Im Vergleich zu dem Spinnenungeheuer war dieser Anblick fast schon beglückend, wenngleich ihr Verstand warnte, daß Jons Aussehen nicht echt sein konnte. Daß sich hinter seiner Maske etwas nicht minder Ungeheuerliches verbarg.
    Hast du noch nie einen Meegh gesehen?
    Nein, bis heute nicht. Sie hatte nur von diesen Spinnenmonstern gehört.
    Sie war also tatsächlich vom Regen in die Traufe geraten. Aus der Hand dieser brutalen Menschen, die sie als Sklavin verkaufen wollten, in die Hände der Meeghs.
    Ich muß weg hier, dachte sie verzweifelt. Ich muß so schnell wie möglich weg! Wer weiß, was sie mit mir anstellen werden?
    Sie sah die Waffe in der Gürtelschlaufe. Zum Greifen nahe. Damit würde sie sich den Weg vielleicht freikämpfen können.
    Aber hatte sie wirklich eine Chance? Sie war alles andere als eine Kämpferin. Ted, oder auch Zamorra und Nicole oder die Druidin Teri Rheken hätten sicher wenig Probleme gehabt.
    Doch Carlotta hatte nur Angst. Sie war in etwas hineingeraten, das sie nicht verstehen konnte.
    »Komm, steh auf. Wir gehen hinein. Du wirst dich an meine Freunde gewöhnen. Sie sehen schlimm aus, ja. Aber es sind ganz nette Leute.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Warum läßt du mich nicht einfach gehen?« fragte sie leise, während sie sich erhob und dabei seine Hilfe zurückwies. »Ich will nicht hier sein. Ich gehöre nicht hierher. Ich will wieder zurück zur Erde!«
    »Hä?« machte er überrascht. »Wohin, bitte?«
    »Zurück in meine Welt.«
    »Nach Italien?«
    »Das auch. Aber vor allem in meine Welt. Zur Erde.«
    Er lachte auf. »Du willst dich im Boden verkriechen? In die Erde? Du bist verrückt, Eve. Nun komm. Ich lasse dir den Controller abnehmen, besorge dir etwas zum Anziehen, und du bekommst zu essen und zu trinken. All right? Stell dich nicht so an, es tut dir wirklich niemand etwas!«
    Sie achtete nicht auf den Begriff ›Controller‹, dachte nicht mehr an den metallenen Ring um ihren Kopf. Zu sehr ärgerte sie sich darüber, daß er zu ihr wie ein Kind sprach. Dabei war sie bestimmt zehn Jahre älter als er.
    Aber jetzt bekam er sie wieder am Arm zu fassen und zog

Weitere Kostenlose Bücher