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0594 - Die Sterbenden von Talos

0594 - Die Sterbenden von Talos

Titel: 0594 - Die Sterbenden von Talos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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›Prophet‹. Sie sehen keine Hoffnung mehr. Dabei könnten sie noch alles ändern. Aber diese Angst in ihnen, und der fürchterliche Fatalismus…
    Er selbst kämpfte dagegen an. Er sah weiterhin Hoffnung. Man konnte nicht alles darauf schieben, daß Merlins Burg zerstört worden war, daß vermutlich auch Merlin im atomaren Feuer umgekommen war. Man mußte die Sache selbst in die Hand nehmen, sich erheben - und einfach leben!
    Während er wartete, sah er hin und wieder zu den eigenartigen großen Blumen hin, deren Kelche sich im schwachen Nachtwind raschelnd hin und her bewegten. In der Nähe dieser Blumen war das Mädchen aufgetaucht. Wie? Woher?
    Jon war nicht dazu gekommen, zu fragen. Der Überfall kam zu überraschend.
    Und jetzt lag da nur noch ein abgebrochener Flaschenhals, von dem John sich fragte, woher er stammte, und der bunte Mantel, den das Mädchen bei der Aktion verloren hatte. Teilweise von der lodernden Energie verschmort. Unbrauchbar geworden.
    Ein Spürhund hätte vielleicht an den Resten des Stoffes Witterung nehmen können, um dem Mädchen und seinen Entführern zu folgen. Aber er konnte sich auch so denken, wohin sie sich gewandt hatten, und außerdem gab es keine Hunde mehr. Als Kind hatte der ›Prophet‹ noch einige von ihnen gesehen. Aber wie die meisten anderen Tiere waren sie einfach ausgestorben.
    Sie bekamen keinen Nachwuchs mehr.
    Je länger er jetzt warten mußte, desto ungeduldiger wurde er. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Er erhob sich, schaltete das Kraftfeld ein und setzte sich in Marsch.
    Nach etwa einer Dreiviertelstunde in unwegsamem Gelände erreichte er das Dorf. Früher einmal sollte es sauber und schön gewesen sein. Jetzt war es nur noch schrecklich.
    Die verfallenen Häuser und die verdreckten Straßen waren am ehesten in der Nacht zu ertragen, wenn man den Unrat nicht sah. Niemand machte sich mehr die Mühe, für Ordnung zu sorgen.
    Wenigstens gab es keine Ratten mehr, nur noch ein paar Kakerlaken-Kolonien. Dieses verdammte Ungeziefer schien einfach nicht ausrottbar zu sein. Vermutlich würde es noch leben und sich fleißig vermehren, wenn es den letzten Menschen nicht mehr gab und die Welt endete. Außer dem Menschen hatten die Kakerlaken keinen natürlichen Feind mehr.
    Hier und da brannten Lichter hinter den Fenstern. Kaum hell genug, daß man in den Häusern sehen konnte, was sich dort tat.
    Aber es gab ja auch kaum noch etwas zu tun. Nur das Warten auf den nächsten Tag, Und auf den Tod.
    »Fatalisten«, murmelte Jon zornig. »Man darf sich nicht einfach aufgeben. Man darf auch andere nicht einfach aufgeben! Man muß kämpfen um das, was man ist und was man erreichen kann!«
    Er hörte Stimmen.
    Er brauchte nicht lange zu überlegen, um zu wissen, von wo sie kamen. Nur ein paar der Häuser kamen für diese Männerstimmen in Betracht.
    Jon glitt darauf zu.
    Er sah zwei Männer und eine Frau vor einer Tür stehen, und er sah im runzeligen Licht des dahinterliegenden Raumes die Schwarzhaarige. Ihre Füße waren gefesselt und mit einer langen Leine an einen Wandhaken gebunden.
    Die beiden Männer erkannte er wieder. Es waren die, die den Meegh niedergeschossen und auch den Spider zum Abdrehen gezwungen hatten. Jon sah die Waffen, die die Männer bei sich trugen. Ob sich die Superwaffen dabei befanden?
    Vielleicht gelang es ihm, sie in seine Hand zu bekommen!
    Es war immer wieder erstaunlich. Den Menschen mochte es noch so dreckig gehen, sie mochten noch so niedergeschlagen und lebensüberdrüssig sein - aber um neue Waffen zu entwickeln, dafür brachten sie trotzdem stets genügend Elan auf!
    Die Leute sahen Jon nicht. Der schwarze Schattenschirm ließ ihn fast mit seiner dunklen Umgebung verschmelzen.
    Plötzlich schoß einer der beiden Banditen die Frau nieder!
    Unwillkürlich ballte Jon die Fäuste.
    Reichte es nicht, daß die Menschen von allein starben? Mußten sie sich auch noch gegenseitig umbringen?
    Aber sie taten es, immer wieder, und es gab keinen Polizisten, der sie dafür verfolgte, es gab keinen Richter, der sie verurteilte. Niemand sah darin noch einen Sinn.
    Es sollte sogar Menschen geben, die nur darauf warteten, daß jemand sie umbrachte, weil sie nicht den Mut aufbrachten, sich selbst zu töten.
    Denn niemand wollte der letzte sein.
    »Da sie tot ist, können wir die da ja weiterleben lassen«, sagte einer der beiden Männer und wies in den Raum hinein, auf die Schwarzhaarige.
    »Das finde ich auch«, sagte Jon und trat vor.
    Die beiden

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