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0595 - Radio-Grauen

0595 - Radio-Grauen

Titel: 0595 - Radio-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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achtzehn, streichelte die toten Katzen noch immer, und ich hörte neben mir das dumpfe Stöhnen des Max Schreiber.
    »Mein Gott, das ist Jorge. Ja, Jorge Dario, und er wird die Katzen getötet haben.«
    Hatte er das wirklich? Wenn ja, aus welchem Grunde streichelte er sie dann?
    Er trug noch Schuhe. An den Sohlen klebte Dreck, der auch Spuren auf der Decke hinterlassen hatte.
    Da Jorge mich direkt angesprochen hatte, wandte ich mich auch an ihn. »Du hast von den Toten gesprochen, Junge. Welche meinst du damit? Wer sind die Toten?«
    »Die lauern im Jenseits, aber sie haben mit mir gesprochen. Ich sollte sie töten.«
    »Nur die Katzen?«
    Sein blasses Gesicht mit der wächsernen Haut verzog sich. »Nein, auch den Hund. Ich habe das Messer genommen, versteht ihr? Hier.« Er griff unter die Bettdecke und holte ein Küchenmesser hervor, bei dessen Anblick es einem angst und bange werden konnte.
    Unwillkürlich spannte ich mich, denn diesem Jungen – einem Tiermörder – traute ich nicht.
    »Wen hast du noch getötet?« fragte ich.
    »Keinen sonst.«
    »Und wo sind die anderen, die hier wohnen?«
    Er schaute an mir vorbei. »Sie haben mich verlassen, sie sind gegangen.« Er strich über sein verschwitztes, schwarzes Haar. »Die Stimmen haben sie geholt. Das Haus war voller Stimmen. Sie flüsterten uns etwas zu, sie sprachen aus dem Reich der Toten.«
    »Wo gingen sie hin?«
    »In das Dorf, glaube ich. Heute nacht…« Er lächelte plötzlich.
    »Heute nacht werden die Toten einen Ring über Carstairs legen. Sie werden zuschlagen, und sie werden den Menschen beweisen, daß sie und das Jenseits stärker sind.«
    Waren es die Worte eines Phantasten? Nach diesen unheimlichen Vorfällen glaubte keiner von uns daran.
    Er sprach weiter. »Unsere Familie hat Kontakt mit den Toten. Wir und die Verstorbenen werden regieren.« Mit einem Ruck schwang er die Beine herum und stieß die toten Katzen zur Seite, damit er sich aus dem Bett schwingen und aufstehen konnte. Das Messer hatte er dabei nicht losgelassen. Er starrte die verschmierte Klinge an, als würde er überlegen, ob er noch einmal zustoßen sollte.
    »Wo willst du jetzt hin?« fragte Suko.
    Langsam drehte Jorge den Kopf. Uns fiel auf, daß seine Augenbrauen sehr dunkel waren und wie zwei dicke Balken wirkten. »Ich werde zu ihnen gehen, in das Dorf.«
    »Zu den Toten?«
    Jorge überlegte. »Wenn sie mich rufen, ja. Ich muß mithelfen, die anderen zu sammeln. Die Nacht wird sehr wichtig werden. Jeder wird vor seinem Radio sitzen und zuhören. Das haben uns die Toten gesagt. Heute werden sie sich uns offenbaren.«
    Ohne uns abgesprochen zu haben, warfen wir uns einen Blick zu.
    Suko schaute mich an, ich ihn, und beide sahen wir in das zitternde Gesicht des Max Schreiber.
    »Ich!« keuchte er, »ich soll die Sendung machen. Alles liegt an mir. Aber ihr habt euch geirrt!« sprach er Jorge an. »Ihr habt euch, verdammt noch mal, geirrt. Ich werde die Sendung nicht machen. Die Toten sollen dort bleiben, wo sie sind, verstanden?«
    Ob Jorge diese Worte genau begriffen hatte, war ihm nicht anzusehen. Er reagierte indirekt darauf. »Es ist alles vorbereitet, die Toten warten längst, sie liegen auf der Lauer, um zuschlagen zu können. Das will ich euch sagen. Ihr könnt gegen sie nicht ankommen. Sie haben alles unter Kontrolle. Die Gebäude hier, den Ort und auch die Menschen, die in Carstairs wohnen. Sie haben aus dem Unsichtbaren heraus die Herrschaft über alles an sich gerissen, und wir müssen ihnen gehorchen.« Er nickte sich selbst zu. »Ja, das müssen wir.«
    Dann ging er, ohne sich um uns zu kümmern. Das Mordmesser legte er nicht aus der Hand, er zeigte allerdings auch nicht die Bereitschaft, damit zuzustechen, denn die Klinge wies nach unten.
    Suko zog den an der Tür stehenden Max Schreiber zur Seite, der sich in einem Zustand befand wie nie zuvor. Regelrechte Fieberschauer schüttelten ihn, deren Hitze sich bei ihm mit einer Gänsehaut abwechselten. In seinen Augen lag kaum ein menschlicher Ausdruck. Bei ihm wurde alles durch die Angst diktiert.
    In der Tür blieb Jorge stehen. »Hört ihr nicht den Ruf der Toten?« fragte er leise. »Konzentriert euch, dann werdet auch ihr die Stimmen aus dem Jenseits vernehmen.«
    »Nein, wir hören nichts.«
    Jorge fiel zurück, bis er mit dem Rücken den Rahmen berührte.
    Plötzlich veränderte er sich. So weit wie möglich riß er den Mund auf und saugte den Atem laut in seine Lungen.
    »Sie hören nichts, sie hören nichts,

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