0595 - Radio-Grauen
Aber uns wird etwas umgeben, an das ich nicht herankomme.«
»Was?«
»Keine Ahnung.«
»Wovon reden Sie eigentlich?« fragte Max Schreiber. »Ich… ich merke nichts.«
»Es kann sein, daß wir noch eine Überraschung im negativen Sinne erleben. Halten Sie die Augen auf.«
Er wich fast vor mir zurück, als er fragte: »Sprechen Sie etwa von den Toten?«
»Genau.«
Max schaute sich um, als könnte er die Geister wittern oder erkennen, doch es war nichts zu sehen. Er entdeckte sie ebensowenig wie auch Suko und ich.
Als ich zur Tür ging, bedeutete ich meinem Freund, zurückzubleiben. Dagegen hatte er nichts einzuwenden. Vorsichtig und nach allen Seiten sichernd betrat ich den Hof.
Still lag er vor mir. Von der Haustür aus konnte ich bis hin zu den weiten Feldern und den Bergen schauen, wo auch das Kloster der Mönche stand.
Sie hatten mich auch nicht schlauer gemacht, so daß ich mich fragte, welche Rolle sie spielten. Waren sie möglicherweise die Auslöser für die unheimlichen Vorgänge gewesen?
Noch immer regte sich kaum ein Lüftchen. Nichts bewegte sich auf dem großen Hof. Die hellen Steine lagen dort vermischt mit dem ebenfalls hellen Staub.
Ich räusperte mich, ging einige Schritte vor, drehte mich um, schaute hoch zum Dach, wo einige dunkle Vögel auf dem First saßen. Sie wirkten so, als wollten sie jeden Augenblick angreifen, ließen es aber bleiben. Diese Tiere waren meiner Ansicht nach nicht magisch beeinflußt.
Ich holte mein Kreuz hervor. Es hatte sich zwar erwärmt, aber es leuchtete nicht auf, wie es sonst der Fall war, wenn es sich gegen eine direkte Magie zu wehren hatte.
»Alles klar?« fragte Suko.
Ich winkte ihnen zu.
Zuerst verließ Max Schreiber das Haus, dann folgten Suko und Jorge, wobei der Inspektor den jungen Mann noch immer festhielt.
Sie kamen bis zur Türschwelle, dort wollte Jorge auf einmal nicht mehr weiter und stemmte sich gegen Sukos Griff.
»Was ist los?«
»Ich will nicht. Ich will nicht sterben!«
»Das wollen wir alle nicht, Jorge. Keine Sorge, hier ist niemand, der dir ans Leben will.«
»Doch, doch.« Heftig nickte er. »Doch, ich spüre genau, daß mir jemand Böses will.«
»Wer denn?«
»Die… die Toten sind in der Nähe. Sie haben einen Ring um das Haus gelegt.« Er sprach immer hastiger. »Wir sollen nicht weg, weil sie es nicht wollen.«
»Ach, Unsinn, mein Junge. Wir bleiben. Keine Sorge, das schaffen wir schon.«
»Nein, bitte, laßt mich hier. Ich flehe euch an! Die Toten sind ganz bestimmt da.«
Was sollte Suko dazu sagen? Er warf mir einen Blick zu und entdeckte die Sorge auf meinem Gesicht. »Spürst du es auch, John?«
»Nicht direkt, aber mein Kreuz bleibt leicht angewärmt. Es muß etwas lauern.«
»Zum Wagen werden wir wohl noch kommen.« Der dunkle BMW wirkte wie ein Fremdkörper.
Max Schreiber löste sich von der Tür, weil er etwas entdeckt hatte. Er ging schräg über den Hof und schlug dabei die Richtung zu den Ställen oder Geräteschuppen ein.
Auf halbem Weg blieb er stehen und drehte sich um.
»Ist was?«
Er deutete auf die offene Tür des Geräteschuppens. »Ich… ich glaube, da hat sich was bewegt.«
»Im Schuppen?«
Max nickte.
»Bleib du mit ihm hier«, sagte ich zu Suko, als ich zu Max ging.
»Was ist denn nun? Haben Sie eine Gestalt herumlaufen sehen?«
»Das nicht. Ich hatte nur das Gefühl, als würden sich die dort abgestellten Gegenstände bewegen. Sie können ja mal nachschauen.«
»Das werde ich auch.«
Der Schuppen sah harmlos aus, er war es im Prinzip auch, bis mir etwas auffiel. Bei unserer Ankunft hatte nur eine Hälfte der breiten Doppeltür aufgestanden, jetzt aber waren beide aufgeklappt. Der Eingang wirkte wie ein offenes Maul, das jeden, der sich näherte, wie ein Schlund zu verschlucken drohte.
Vor der Tür blieb ich stehen, bis sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten.
Drei Traktoren standen vor mir. Bullige Fahrzeuge, denen man die Kraft ansah.
Schräg dahinter sah ich eine Mähmaschine. Auch alte Sensen hingen an den Wänden, deren Innenseiten scharf geschliffen waren.
Ihr Metall funkelte, als hätte jemand an ihnen gerüttelt. War es das, was Max gesehen hatte?
»Siehst du was, John?« Suko rief es mir quer über den Hof zu.
»Nicht direkt, ich werde nachschauen. Da muß irgend etwas sein, Max hat sich nicht geirrt.«
»Soll ich mit?«
»Nein, laß mal.« Es war besser, wenn der Inspektor auf Jorge Dario achtgab.
Eine Scheune, ein Geräteschuppen, jedenfalls ein
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