0596 - Feuer-Furie
Lächeln entstanden waren.
Schwer holte er Luft, schluckte dabei, hörte sein Herz wühlend trommeln, ächzte und schüttelte den Kopf, als wollte er den Gedanken nicht wahrhaben.
»Sag es schon!« forderte die Flammenfrau ihn auf.
»M… Mary?«
»Ja!« Sie jubelte die Antwort. »Deine Frau Mary hat mir das Haus so gut beschrieben.«
Horace F. Sinclair brach nicht zusammen, er blieb stehen, spürte das Nachgeben in seinen Knien und mußte sich an der Rückenlehne eines Holzstuhls abstützen.
Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Zum erstenmal seit langer Zeit hatte er von seiner Frau durch eine Fremde gehört.
Was ihm so lange verwehrt gewesen war, brach plötzlich über ihm wie ein Unwetter zusammen und riß seine Gefühle mit in einen Wirbel aus Stur, Grauen und auch Wissen.
»Woher?« ächzte er und wunderte sich dabei über seine fremd klingende Stimme. »Woher weißt du von ihr? Hast du sie gesehen? Hast du sie gesprochen? Kennst du sie überhaupt?«
»Gut sogar.«
Sinclair hatte mit der Antwort im Prinzip gerechnet, dennoch überraschten ihn die Worte. Er spürte einen Kälteschock, der ihn beinahe einfrieren ließ. Plötzlich war die Welt eine andere geworden. Wer immer die geheimnisvolle Person auch war, wie immer sie zu ihm oder Mary stand, jedenfalls wußte sie etwas über sie.
Nur das zählte…
Er ging auf die Fremde zu. Langsam, mit ausgestreckten Armen, die Hände dabei bewegend, eine bittende Geste, untermauert durch die tränenfeuchten Augen und eine flüsternde Stimme, die jedes Wort erst suchen und formulieren mußte. »Sagen Sie mir, wo ich meine Mary finden kann. Bitte, sagen Sie es mir…«
Die Fremde glitt tänzelnd zurück, bevor Sinclair sie berühren konnte. »So einfach ist es nicht«, sagte sie. »Nein, so leicht will ich es dir nicht machen.«
»Nein?« Sinclair blieb stehen. Zitternd und eine Gänsehaut auf dem Rücken bekommend. »Warum nicht? Warum willst du es mir nicht sagen?«
»Ich muß erst sicher sein, auf welcher Seite du stehst.«
»Auf der Seite meiner Frau.«
Die Fremde lächelte spöttisch. »Das ehrt dich, Sinclair, das ehrt dich wirklich. Nur vergiß eines nicht. Du hast noch einen Sohn mit dem Namen John. Was ist mit ihm?«
»Was soll mit ihm sein? Auch er sucht nach seiner Mutter. Er will sie ebenfalls zurückhaben.«
»Wenn das so einfach wäre…« Sie lächelte wieder und ließ ihre Worte wirken.
Sinclair rang die Hände. »Was soll er denn noch tun? Du… du hast etwas mit Mallmann zu tun, nicht wahr?«
»Das kann sein.«
»Schön, wir wissen, daß der Vampir meine Frau und Johns Mutter entführt hat. Aber wir wissen nicht, was mit ihr ist? Was hat Mallmann ihr getan? Hat er sie zu einem Blutsauger gemacht?«
»Was denkst du denn?«
Sinclair konnte den Spott in der Stimme nicht ertragen. Er warf sich plötzlich vor, ließ seinen Gefühlen freien Lauf, die sich so lange aufgestaut hatten. Seine Hände fuhren wie die Backen einer Schere auf die Person zu, um deren Hals zu umklammern. Er wollte sie durchschütteln, sie fertigmachen, die Wahrheit aus ihr herauspressen, aber die erste Berührung reichte bereits, um ihn aufschreien zu lassen. Flatternd zuckte er zurück, bewegte seine Hände wie kleine Flügel und wurde erst durch eine Wand gestoppt.
»Mach das nicht noch mal!«
Horace hatte die Warnung gehört. Er schaute auf die Handflächen, die einen roten Streifen zeigten, als wäre die Haut dort angesengt worden. Jetzt begriff er auch die Warnung. Wenn er die Fremde noch einmal angriff, war alles vorbei. Dann würde seine Haut wie schwarze Pelle abfallen, so sehr war sie verbrannt.
»Nun?«
Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Weshalb?« flüsterte er, »weshalb mußt du mich so quälen?«
»Es ist keine Qual. Ich will nur, daß du dich meinen Vorstellungen fügst. Wenn nicht, kann ich für nichts garantieren, dann läuft unser Plan genau entgegengesetzt.«
»Welcher Plan?«
»Du wirst ihn gleich erfahren. Zunächst einmal der Reihe nach. Was denkst du, was mit deiner Frau Mary geschehen ist? Sag es mir! Was nimmst du alles an?«
Sinclair hob die Schultern. »Ich… ich weiß es doch nicht. Es kann alles gewesen sein.«
»Ja, du hast recht – alles. Aber was alles? Lebt sie, wurde sie gefoltert, läuft sie vielleicht als blutsaugendes und blutgieriges Wesen umher?«
Sinclair schüttelte den Kopf. Er sah deprimiert aus. »Ich… ich weiß es nicht …«
»Dann will ich dir einen Beweis geben, Sinclair!«
Der Anwalt schaute
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