Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0596 - Feuer-Furie

0596 - Feuer-Furie

Titel: 0596 - Feuer-Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
einer Waffe!
    ***
    Sekundenlang ließ Horace F. Sinclair den Revolver in der Lade. Er atmete heftig durch den offenen Mund, auf seinem Gesicht lag Schweiß. Dann gab er sich einen Ruck und zog die Hand aus der Schublade hervor. Mit dem Revolver.
    Jetzt lag die Waffe außen. Auf dem Schreibtisch hatte er sie plaziert. Es war ein Trommelrevolver der Marke Colt. Sinclair wußte, daß die Waffe geladen war. Er brauchte die Mündung nur gegen seine Schläfe zu pressen und abzudrücken, dann war alles vorbei. Er würde keine Sorgen mehr haben, die schwemmten weg wie altes Treibholz im Wasser.
    Mary Sinclair, sein Sohn John, die Bekannten und Freunde, alles blieb zurück.
    Sie wollten ihn nicht mehr hier in Lauder, und nun wollte er ebenfalls nicht.
    Langsam hob er den Arm. Er ließ sich Zeit, als wollte er die Spanne zwischen Leben und Tod besonders genießen. Der Entschluß war nicht einmal sehr plötzlich in ihm gereift. Bereits vor zwei Tagen hatte er mit dem Gedanken gespielt, seinem Leben ein Ende zu setzen, weil es sinnlos gewesen war.
    Horace F. Sinclair zählte im Prinzip zu den gläubigen Menschen, die den Selbstmord ablehnen mußten, doch er war in diesen Augenblicken so verzweifelt, daß er an nichts anderes mehr denken konnte. Vielleicht hätte ihn John abhalten können, er war weit weg. Der Vater saß allein in einem leeren Haus und sah keine Perspektiven für ein weiteres Dasein mehr.
    Wieder bewegte sich seine Hand vor. Nur mehr eine Winzigkeit, dann würde die runde Mündung seine Schläfe berühren. Als dies geschah, zuckte Sinclair zusammen. Nicht allein wegen der Berührung, er wunderte sich auch über die Kälte der Waffe.
    Kalt wie der Tod, der für die Hinterbliebenen stets einen größeren Schrecken bedeutete.
    Noch umklammerte seine Hand nur den Griff. Sinclair brauchte nur den Zeigefinger auszustrecken und ihn dadurch zu krümmen, um den Abzugsbügel zu erreichen.
    Das Fenster des Arbeitszimmers war nicht geschlossen. Von draußen her drang das helle Zwitschern der Vögel in den Raum. Ein Geräusch, das Sinclair an das Leben erinnern mußte, doch er war ein Mann, der sich auf den Tod eingestellt hatte.
    Noch ein Stück wanderte sein Zeigefinger weiter, bis er die richtige Position erreicht hatte und den Abzugsbügel umklammerte. Jetzt nur noch den winzigen Druck, das leichte Ziehen und…
    Ja, er wollte es…
    »Horace!« Ein gellender Schrei erreichte seine Ohren. »Bist du wahnsinnig, bist du verrückt?«
    Sinclair erstarrte. Und langsam, unendlich langsam, rutschte die Mündung von seiner Stirn weg nach unten, über das Fleisch der Wange, bis zum seitlichen Kinn.
    Dann brach er weinend zusammen…
    ***
    Durch das offene Fenster kletterte Sergeant McDuff, aufgelöst und aufgeregt. Er hatte zweimal geklingelt, es war nicht geöffnet worden, und da war der Polizist mißtrauisch geworden, um das Haus gegangen und hatte durch das offene Fenster geschaut.
    Im letzten Moment hatte er Horace F. Sinclair von seiner schrecklichen Tat abhalten können. Wäre er zwei Sekunden später gekommen, hätte es für den Anwalt keine Hilfe mehr gegeben.
    Allein das Nachdenken über diese Tatsache ließ sein Herz schneller schlagen. Dabei hatte er geglaubt, seinen Freund zu kennen. Daß dieser so endgültig reagieren würde, hätte er nie für möglich gehalten.
    McDuff kletterte in das Zimmer. Und er dachte auch darüber nach, weshalb er zurückgekommen war. Auf halbem Wege war ihm eingefallen, daß er seine Jacke vergessen hatte. Diese profane Tatsache hatte schließlich einem Menschen das Leben gerettet.
    Sinclair hatte seine Haltung nicht verändert. Nach wie vor hockte er zusammengesunken an seinem Schreibtisch und hielt auch noch den schweren Revolver fest.
    McDuff ging hin und entzog ihm die Waffe. Er steckte den Revolver in seinen Gürtel.
    Sinclair tat nichts. Er hockte zusammengesunken auf dem Stuhl.
    Nur sein schweres Atmen war zu hören.
    McDuff war Psychologe genug, um zu wissen, daß er diesen Mann jetzt nicht ansprechen durfte. Er mußte ihm die Chance geben, wieder zu sich selbst zu finden.
    Minuten vergingen. McDuff sagte nichts. Die Jacke hatte er sich über die Schultern gehängt. Schließlich hob Horace F. Sinclair den Kopf an und zwinkerte mit seinen rotunterlaufenen Augen.
    »Hallo, Horace.«
    »Du, McDuff?«
    »Ja, ich.«
    »Was machst du denn hier?«
    Der Sergeant lachte. »Was ich hier mache? Ich bin zurückgekehrt, um dir das Leben zu retten. Du Idiot, du Volltrottel! Wie kannst du ein Leben

Weitere Kostenlose Bücher