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0596 - Feuer-Furie

0596 - Feuer-Furie

Titel: 0596 - Feuer-Furie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur so wegwerfen wie eine alte Decke!« Er schlug gegen die Stirn. »Bist du denn von allen Geistern verlassen, Horace? Hast du tatsächlich durchgedreht?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Jedenfalls wolltest du dich erschießen, mit dem Revolver hier.«
    McDuff deutete auf die in seinem Hosenbund steckende Waffe. »Die Mündung berührte schon deine Kehle, der Zeigefinger lag am Abzug. Wäre ich zwei oder drei Sekunden später gekommen, hätte ich jetzt den Leichenbeschauer anrufen können.« Er schüttelte den Kopf. »Horace, Horace, was geht nur in dir vor, alter Junge?«
    Der Anwalt wühlte sein graues Haar durch. »Was in mir vorgeht? Das will ich dir sagen. Ich kann einfach nicht mehr, verstehst du? Ich bin am Ende, fertig, aus, vorbei.«
    »Und weil das so ist, nimmst du die Knarre, setzt sie dir an die Schläfe und willst abdrücken. Alles zurücklassen, keine Probleme mehr, keine Sorgen, kein gar nichts. An diejenigen, die du zurückgelassen hast, denkst du wohl nicht – oder?«
    »Ich habe ja keine…«
    »Egal, du hättest aber. Was hätte denn dein Sohn dazu gesagt? Hast du nicht an ihn gedacht?«
    »Der ist weit weg.«
    »Klar, aber John gehört zu den Menschen, die dich nie begriffen hätten. Wahrscheinlich wäre auch er an deinem Selbstmord innerlich zerbrochen. Wie oft hat er schon in ausweglosen Situationen gesteckt, Horace? Das brauche ich dir nicht zu sagen, wir alle haben es selbst erlebt, haben das Grauen hautnah gespürt. Du hast dich stets auf seine Seite gestellt, hast immer gekämpft. Ich brauche dir die einzelnen Stationen wohl nicht aufzuzählen. Und jetzt drehst du plötzlich durch. Wirfst einfach alles zur Seite, was dir mal lieb und teuer gewesen ist. Horace, ich verstehe dich nicht.«
    »McDuff, du hast auch keine Frau verloren.«
    »Das zählt für mich nicht, Horace. Weil du gar nicht weißt, ob Mary wirklich tot ist.«
    »Auch wenn Mallmann sie zu einem Vampir gemacht hat, ist sie für mich gestorben. Ich könnte nie mehr mit ihr zusammenleben. Stell dir vor, sie besucht mich in ihrer Gestalt. Was müßte ich tun? Sie würde mein Blut trinken wollen, und mir würde nichts anderes übrigbleiben, als meine eigene Frau zu töten.«
    »Das ist Theorie, Horace.«
    Sinclair verzog das Gesicht. »Für dich vielleicht. Ich sehe das anders, ich denke an meine Träume.«
    »Die sich längst nicht zu erfüllen brauchen, Horace. Sorry, aber du hast mich enttäuscht.«
    Der Anwalt breitete die Arme aus. »Habe ich nicht viele Menschen in Lauder enttäuscht?«
    »Killefit!« knurrte McDuff. »Wer hört denn schon auf diese Schwätzer? Willst du ihnen tatsächlich den Triumph gönnen und dich so spektakulär ausklinken?«
    »Sie könnten wieder ruhiger sein.«
    »Glaub das doch nicht, Horace. Bitte, schalte wieder deinen gesunden Menschenverstand ein. Wenn du meinen Rat hören willst, dann wähle zwischen zwei Möglichkeiten. Entweder packst du deine Sachen und fährst nach London, oder du rufst John an und diskutierst mit ihm die Probleme durch.«
    »Nein, McDuff, er soll nichts davon erfahren.«
    »Feige bist du auch noch, wie?«
    »Bitte, sag ihm nichts.«
    Der Sergeant wiegte den Kopf. »So einfach ist das nicht. Auch du mußt dich an Bedingungen halten.«
    »Und welche sind das?«
    »Du mußt mir in die Hand versprechen, Horace, nicht noch einmal einen derartigen Mist zu bauen.«
    Sinclair überlegte. »Mist«, murmelte er. »Ich weiß nicht, ob es Mist war. Es war einfach eine Reaktion, verstehst du? Eine Reaktion auf das, was ich erlebt habe. Es kam zuviel zusammen und summierte sich zur Einsamkeit. Weißt du, wie es ist, wenn man das Gefühl hat, alles verloren zu haben?«
    »Nein, ich kann da auch nicht mitreden. Bisher habe ich nur über die Dinge gelesen und bin nie persönlich betroffen worden. Daß du so etwas versucht hast, Horace, hat mir einen richtigen Schock versetzt. Das war ein Stoß unter die Gürtellinie.« Er klopfte auf die Waffe. »Nicht, daß ich dir mißtraue, aber den Revolver werde ich mitnehmen. Sicher ist sicher.« Er nahm auch sein Jackett und warf es über die Schulter. »Du kannst auch mitkommen, Horace.«
    »Nein, ich bleibe.«
    »Und was ist mit dem heutigen Abend? Da sollten wir uns sehen. Ich hoffe, du hast es nicht vergessen.«
    »Keine Sorge.«
    Die beiden Männer verließen das Haus und gingen in die drückende Schwüle hinein. Horace F. Sinclair brachte den Freund noch bis zu dessen Wagen. Dort reichten sich die beiden die Hand.
    »Und keine Sorge, Horace«,

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