0596 - Planetoid im Hypersturm
Stirn. Langsam und eindringlich sagte er: „Für einen Menschen mit Ihrem Verstand zeigen Sie erstaunlich wenig Geist, Bicrot. Ich verwahre mich gegen Ihre Unterstellung, ich würde Einfluß auf das Programm Ihrer Station nehmen. Jeder Wahlkandidat hat das Recht, ein faires Maß an Sendezeiten für sich zu beanspruchen. Das gehört zu den Grundlagen unserer Demokratie, und ich werde mich nicht dazu hergeben, diese Grundlagen anzutasten, ganz gleich, wie sympathisch oder wie unsympathisch mir jemand ist."
Marc Bicrot schüttelte den Kopf.
„Ich fürchte, Sie haben mich nicht ganz verstanden, Staatsmarschall", entgegnete er steif. „Sie sprachen von dem fairen Maß an Sendezeiten, die jeder Kandidat für sich beanspruchen darf. Dieses faire Maß drückt sich aber konkret in den Relationen der Sendezeiten der verschiedenen Kandidaten aus. Marschall Terhera aber hat bereits über hundert Stunden Sendezeit für sich in Anspruch genommen. Perry Rhodan dagegen spricht nur insgesamt zwei Stunden, wie ich informiert bin."
Reginald Bull lächelte verstehend.
„Sie sind richtig informiert, und ich merke jetzt, worauf Sie aus sind. Bitte, entschuldigen Sie meinen wenig schönen Verdacht.
Meine Antwort lautet, daß ich nicht dagegen protestieren werde, wenn die Sendezeiten Terheras die Perry Rhodans erheblich übersteigen. Es kommt schließlich nicht darauf an, wie oft und wie lange jemand redet, sondern darauf, was er sagt - und ich bin sicher, daß Perry Rhodan in zwei Stunden den Bürgern des Imperiums mehr sagt als es Terhera in zweihundert Stunden könnte. Alles klar?"
Marc Bicrot erwiderte das Lächeln.
„Alles, Sir. Ich danke Ihnen."
Reginald Bull schaltete seinen Armband-Telekom aus und verfolgte weiter, was sein Freund Perry sagte. Die Rede wurde aus der Hyperfunkzentrale an alle Trivideosender des Solaren Imperiums ausgestrahlt und von ihnen übernommen.
Als die Rede beendet war, brandete beim Personal der Hyperfunkzentrale Beifall auf. Reginald Bull kümmerte sich nicht darum. Er erkundigte sich bei den Ortungsstationen des Solsystems, ob es zu neuen Angriffen der Paramags gekommen sei.
Die Antwort war negativ. Allerdings hatten die Paramags vorerst auch keine Gelegenheit mehr, terranische Raumschiffe zu vernichten. Staatsmarschall Bull hatte die Einstellung des gesamten interplanetarischen Raumschiffsverkehrs angeordnet.
Weder er noch die anderen Verantwortlichen gaben sich jedoch irgendwelchen Illusionen hin. Die Invasoren würden sich kaum damit zufrieden geben, in ein paar Planetoiden Brückenköpfe zu errichten. Es dürstete sie nach den Riesenmengen von PEW-Metall, die sie in einem imaginären Planeten Zeut zu finden glaubten. Ihre Mentalität glich der jener terranischen Konquistadoren, die auf der Suche nach sagenhaften Schätzen fremde Länder verwüsteten und bereit waren, ihre Bewohner zu töten.
Immer wieder sagte sich Bully, daß die Paramags ihren Bezugstransdeformator auf die Position des Planeten Zeut eingestellt hatten, da er ja ihr Ziel war. Dann mußten sie aber unmittelbar nach der Ankunft in relativ kleinen Planetoiden gemerkt haben, daß ihr ursprüngliches Ziel gar nicht mehr existierte. Ihr stures Festhalten an einem Plan, der sich niemals würde erfüllen lassen, entbehrte jeglicher Logik.
Bully schreckte aus seinem dumpfen Grübeln auf, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.
„Woran denken Sie?" fragte Tifflor.
„An den Geisteszustand eines Volkes, das etwas erobern will, das nicht existiert", antwortete der Staatsmarschall. „Die Paramags sind meiner Meinung nach schizophren."
Tifflor lächelte.
„Dann hören Sie sich Terheras Erwiderung auf Rhodans Wahlrede an, und Sie werden feststellen, daß auch Terraner schizophren sein können."
Er deutete auf einen Trivideokubus.
Reginald Bull blickte hin und sah Marschall Bount Terhera, der, angetan mit einer maßgeschneiderten Paradeuniform und behängt mit allen möglichen Orden und Ehrenzeichen, hinter einem wuchtigen Schreibtisch voller elektronischer Geräte saß und zu den Bürgern des Solaren Imperiums sprach.
„Wenn er sagt...", damit meinte Terhera Perry Rhodan, „... die derzeitige Situation verlange Männer mit kühlen Köpfen, dann frage ich, wo denn diese Männer gebraucht werden."
„Etwa in einem fernen Sonnensystem, bei einem Volk, das wir überhaupt nicht kennen und dessen Probleme nicht die unseren sind? Oder etwa im galaktischen Zentrum, wo für die Menschen des Solaren Imperiums nichts zu holen
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