0599 - Die Burg der Schlange
Privathaushalt in der Gegend von Hexham eine exotische Giftschlange entflohen war.
Nachdem sich aber der bekannte Zoologe Steve Douglas die Leichen und die Analyse des Giftes angesehen hatte, kam er zu dem Schluß, daß die vier Männer von einer bislang vollkommen unbekannten Schlangenart getötet worden waren. Einer Art, die hundertmal giftiger war als die Schwarze Mamba.
Hinzu kam, daß zwei der Toten nachweislich in Begleitung von Mädchen gewesen waren.
Die Zahl der in den letzten vier Monaten in der Gegend von Hexham verschwundenen jungen Frauen zwischen fünfzehn und vierundzwanzig Jahren erhöhte sich damit auf ein schlappes Dutzend.
Und das hatte Zamorra dann doch mißtrauisch gemacht.
Instinktiv ahnte er, daß in der Region Hexham etwas vorging, das sich dem Verständnis von Zoologen, Medizinern und Polizisten entzog. Etwas, das mit normalen Maßstäben nicht zu erfassen war.
Deshalb hatten sich Nicole und er auf den Weg nach Newcastle gemacht. Den Rover hatten sie sich gemietet.
Es war aber nicht nur die Sorge um die Menschen hier und das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen, was Zamorra dazu veranlaßt hatte, sich um diesen Fall zu kümmern. Nicole spürte das.
Ihr Lebensgefährte reagierte selten derart spontan. Er überdachte normalerweise eine Aktion genau, bevor er sie in Angriff nahm.
Diesmal aber hatte ihn irgend etwas zur Eile gedrängt.
Nicole konnte sich vorstellen, was das gewesen war. Zuviel war in den letzten Monaten und Wochen auf sie beide eingestürmt…
Es hatte sie vor Wochen nach Talos verschlagen, eine zum Untergang verurteilte Welt. Hier waren sie auf eine versprengte Gruppe Meeghs gestoßen, ein außerirdisches Volk, das längst als ausgerottet galt. Sie und den letzten auf Talos noch lebenden Menschen, Jon Thorndike, hatten Zamorra, Ted Ewigk und Nicole mit zur Erde genommen -zu ihrer Erde, von der sich Talos durch ein Zeitparadoxon abgespalten hatte. Sie hatten gehofft, Thorndike und die Meeghs so noch retten zu können. Doch in den Geheimlaboren der Tendyke Industries siechten sie jetzt trotzdem dem Tode entgegen.
Dann das Wiederauftauchen von Zia Thepin, die noch immer eine Werwölfin war, und Fenrir, der sich auf ihre Seite geschlagen hatte, weil er Zia liebte.
Danach der Kampf gegen den Erzschurken Eysenbeiß, den Zamorra und der Ex-Teufel Asmodis endlich hatten vom Thron der DYNASTIE DER EWIGEN stoßen können.
Und schließlich hatten sie das Verschwinden des Zauberers Merlin lösen können und waren dabei der geheimnisvollen Alten Kraft auf die Spur gekommen - und waren auch fast ihr Opfer geworden…
Zamorra wollte sich einfach mal um etwas anderes kümmern, den Problemen für ein, zwei Tage entkommen, die sich in seinem Umfeld in letzter Zeit anhäuften.
Es lag auch etwas in der Luft, der nächste ›Großeinsatz‹ war nicht fern, das konnte man regelrecht spüren.
Nicole konnte ihren Gefährten deshalb nur allzu gut verstehen - ob eine Dämonen- oder Monsterjagd aber das Richtige war, um sich abzulenken, das bezweifelte sie allerdings.
Für einen Moment hatten sie bei dieser Sache auch an den Kobra Dämon Ssacah gedacht, doch der ermordete seine Opfer nicht derart wahllos. Er machte sie vielmehr zu seinen seelenlosen Sklaven, denn er drängte auf die Erweiterung seines Machtbereichs. Und der war Indien, nicht die britische Insel.
Nein, das alles paßte nicht zu Ssacah…
Die Landstraße 113, über die Zamorra den Rover lenkte, führte durch die Cheviot Hills in die Southern Uplands, wo das Städtchen Hexham, laut Kartenlegende ein Ort mit etwa zwanzigtausend Einwohnern, inmitten des ausgedehnten Hexham Forest lag.
Bislang hatte es Zamorra nie in diese abgelegene Gegend der britischen Insel, vielleicht fünfzig, sechzig Kilometer von der schottischen Grenze entfernt, verschlagen, so daß er auf die Karte angewiesen war. Zumal die Beschilderung in dieser Region eher kläglich war.
Dennoch erreichten sie Hexham wie geplant am Nachmittag, ungefähr gegen sechzehn Uhr, und das ohne sich auf dem Rest der Fahrt eingehender über in Mikrowellen aufgewärmte Käsekrusten oder den tieferen Sinn von Flüssigseife unterhalten zu haben.
Eigentlich hatte Fooly, das kleine geschuppte Kerlchen aus dem Drachenland sie nach England begleiten wollen. Seit er sich in der Welt der Menschen befand, hatte er sozusagen unbegrenztes Asyl in Château Montagne gefunden.
Aber die Begleitung eines ein Meter zwanzig großen Drachen hätte Zamorra und Nicole wohl mehr behindert
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